1

Michelin Frankreich 2019: Affektierte & fotogene Küche auf dem Vormarsch

Überdrehte Kreativität & Instagram-Küche

 

Was soll die Aufregung, ist doch wieder nur ein Sturm im Beaujolais Nouveau Gläschen. „Enttäuscht“ und „geschockt“ sind vor allem Marc Veyrat und Marc Haeberlin, die beide ihre 3 Sterne im Michelin verloren haben und jetzt mit 2 Sternen auskommen müssen. Dabei sind 2 Sterne ja nun auch nicht gerade schlecht. Marc Veyrat war ohnehin überbewertet und Marc Haeberlin genoss einen großen Sympathiebonus, der sich einfach verbraucht hat. Die Sterne sind nicht in Stein gemeißelt und müssen von den Köchen jedes Jahr aufs Neue unter Beweis gestellt werden.

Auch wenn es deutsche Medien immer wieder gerne behaupten: Michelin-Sterne kann man nicht „zurückgeben“. Der Michelin gibt sie, der Michelin nimmt sie. So ähnlich stand es schon beim Schicksalsexperten Hiob in der Bibelübersetzung von Luther. In der Geschichte des Michelin gab es eine einzige Ausnahme. Sébastien Bras, der das 3-Sterne-Restaurant von seinem Vater Michel in Laguiole übernahm, wollte beim Kampf der Sterne nicht mitmachen. Vielleicht auch in der Befürchtung, mit den Leistungen seines Vaters nicht mithalten zu können. Im letzten Jahr wurde das Restaurant Le Suquet auch nicht mehr im Michelin aufgeführt. Im Michelin 2019 steht es nun wieder mit 2 Sternen, sehr zum Erstaunen von Sébastien Bras.

Marv Veyrat, der seinen dritten Stern gerade verloren hat, verbrachte sein halbes Leben damit Michel Bras, den Vater von Sébastien, zu imitieren. Dann schwenkte er zu Ferran Adrià um, was ihn nicht besser machte. Bei Marc Haeberlin  in der Auberge de l’Ill in Illhäusern hatte ich manche entschuldbare Fehlleistung bemerkt, aber er ist halt ein netter Kerl und setzt sich damit positiv von vielen französischen Köchen ab. Von 3 auf 2 Sterne rutscht auch das L´ Astrance in Paris ab. Das Astrance war in den ersten vier Monaten vor dem ersten Stern richtig gut. Mit jedem Stern sank es tiefer.

Was Profis aus der Hotellerie inzwischen vom Michelin halten, zeigt sich an einem einfachen Beispiel: Vor ein paar Wochen wurde das Restaurant „La Scene“ der Köchin Le Quellec doppelt besternt. Letzte Woche wurde die Schließung verkündet. Allem Anschein nach wünscht sich die Direktion eine „weniger formelle Art der Restauration“. Allerorten werden jetzt die üblichen Lobreden gehalten, stets unter dem Motto „nie waren die Reservierungsbücher so voll“. Sollen wir jetzt glauben, dass das Restaurant „La Scene“ am eigenen Erfolg erstickt ist?

Nicht in Ordnung ist überhaupt der üppige Sterneregen über Frankreich. Nachdem die Köche im letzten Jahr dem Michelin Event fernblieben, gab es dieses Jahr eine Sternschnuppe für jeden Küchenfurz. Die Definition der Michelin-Sterne sollte geändert werden, denn 1 Stern steht oft für „eine kreativ überdrehte Leistung eines handwerklich mittelmäßig begabten Kochs mit großhandelsüblichen Standard-Produkten.“ Wir haben eine neue Definition aller Sterne aufgestellt:

Ein Stern: Kreativ verkleidetes Kochen, ausgeführt von einem mittelmäßigen Handwerker mit Standardprodukten unserer größten Großhändler.

Zwei Sterne: Wir wissen noch nicht, was es ist. Könnte ein Stern sein, könnten drei Sterne sein. Einige sind gut. Andere nicht. Einige können sogar gute Produkte anbieten. Andere nicht.

Drei Sterne: Instagram-Essen vom optisch Schönsten. Ein Fest für die Augen. Vergessen Sie einfach das Essen und die mittelmäßigen Produkte, es sieht so gut aus und wird Wunder für Ihre Social Media-Konten bringen. Achtung: Es gibt einige Ausnahmen, die wir noch nicht beseitigen konnten.

Jörg Zipprick

 

Michelin 2019

Die Gewinner & Verlierer  

 

Gewinnen einen Stern:

L’Orchidée (Altkirch),

Lait Thym Sel (Angers),

Nature (Armentières),

La Table de Castigno (Assignan),

Château de Vault de Lugny (Avallon),

La Mirande (Avignon),

Les Oliviers (Bandol),

L’Allée des Vignes (Cajarc),

La Signoria (Calvi),

Côté Cuisine (Carnac),

L’Or Q’idée (Cergy-Pontoise),

L’Ostal (Clermont-Ferrand),

Hostellerie de la Pointe St-Mathieu (Le Conquet),

Sarkara (Courchevel),

L’Aspérule (Dijon),

Le Pourquoi Pas (Dinard),

Le Royal (Épernay),

L’Oustalet (Gigondas),

L’Anthocyane (Lannion),

Rozo (Lille),

La Sommelière (Lyon 5e),

Saisons (Marseille),

La Table du Hameau (Maussane-les-Alpilles),

Prima (Megève),

L’Évidence (Montbazon),

Le Grill (Monte-Carlo),

Lulu Rouget (Nantes),

La Table d’à Côté (Orléans),

Un Parfum de Gourmandise, (Périgueux),

Restaurant de Lauzun (Pézenas),

Racines (Rennes),

Auberge Quintessence (Roubion),

La Source (Saint-Galmier),

Le Brouillarta (Saint-Jean-de-Luz),

La Terrasse (Saint-Raphaël),

Restaurant de Tourrel (Saint-Rémy-de-Provence),

Lalique (Sauternes),

Villa de l’Étang Blanc (Seignosse),

The Marcel (Sète),

Les Funambules (Strasbourg),

La Carambole (Strasbourg / Schiltigheim),

La Tour des Sens (Tencin), Ursus (Tignes),

Le Cénacle (Toulouse),

Ambroisie (Saint-Didier-de-la-Tour),

Äponem – Auberge du Presbytère (Vailhan),

Le Moulin de Léré (Vailly),

La Table de l’Ours (Val d’Isère),

Auberge de Montfleury (Villeneuve-de-Berg),

L’Ours (Vincennes).

La Poule au Pot (1er),

Accents Table Bourse, ERH, Frenchie et Racines (2e),

Baieta, Oka et Sola (5e),

Yoshinori (6e),

Tomy & Co (7e),

L’Abysse au Pavillon Ledoyen (8e),

La Condesa, Louis et NESO (9e),

Abri (10e),

Automne (11e),

Virtus (12e)

Pilgrim (15e).

 

Neu mit zwei Sternen :

Hugo Roellinger au Coquillage (Cancale),

Alexandre Mazzia au AM (Marseille),

David Toutain (Paris),

Christophe Hay à La Maison d’à côté (Montlivaut),

Stéphanie Le Quellec à La Scène (Paris).

 

Neu mit drei Sternen :

Laurent Petit, Le Clos des sens (Bussières-lès-Belmont), im Bild oben rechts.

Mauro Colagreco, le Mirazur (Menton).

 

Michelin 2019 

Die Verlierer

 

Von drei auf zwei Sterne

Marc Haeberlin, Auberge de l’Ill

Paris 16e  L’Astrance

Manigod La Maison des Bois/Marc Veyrat

 

Verliert zwei Sterne 

Paris 16e  Mathieu Pacaud/Histoires

 

Von zwei auf einen Stern

Chasselay 69  Guy Lassausaie

Mandelieu-la-Napoule 06  L’Oasis

Mougins 06  La Paloma

Paris 1er  Le Carré des Feuillants

Paris 8e Taillevent

Saint-Sulpice-sur-Verdon 85 Thierry Drapeau

 

Verlieren ihren Stern

Aix-en-Provence 13 Mickael Féval

Ajaccio 20 Palm Beach

Amiens/Dury 80  L’Aubergade

Bas-Rupts/Gérardmer 88 les Bas Rupts

Biarritz 64 L’Atelier de Gaztelur

Biarritz/Arcangues 64 le Moulin d’Alotz

Blois 41 l’Orangerie du Château

Boulogne-Billancourt 92  Ma Sa

Le Bourget du Lac 73 Le Bateau Ivre

Boutervilliers 91 le Bouche à Oreille

Briançon 06 le Péché Gourmand

Cannes 06  Park 45

Chenonceaux 37  Auberge du Bon Laboureur

Corse/Calvi 20 La Table by la Villa

Corse/Ile Rousse 20 I Salti

Corse/Saint-Florent 20 La Roya

Courchevel/Le Praz 73  l’Azimut

Fayence 83 le Castellaras

Gignac 34 De Lauzun

Issoire/Sarepoil 63 La Bergerie

Laventie 62 Le Cerisier

Lezoux / Bort l’Etang 63 Château de Codignat

Lille / Marcq 59 Le Marcq

Loirè 49 Auberge de la Diligence

Lorient 56 Henri et Joseph

Lyon 69 Pierre Orsi

Lyon 69 Maison Clovis

Maringues 63 Le Carrousel

Mirambeau 17 Château de Mirambeau

Montargis 45 La Gloire

Montélimar 26 Domaine du Colombier

Névez / Raguenès Plage 29 Ar Men Du

Paris 6e Le Restaurant

Paris 7e Gaya Rive Gauche

Paris 7e Garance

Paris 7e Jules Verne

Paris 8e 39 V

Paris 12e Au Trou Gascon

Paris 16e Hexagone

Paris 16e St James Paris

Paris 17e La Fourchette du Printemps

Perigueux / Chancelade 24 Restaurant du Château des Reynats

Plancoët 22 Maison Crouzil et Hôtel Ecrin

Romorantin 41  Grand Hôtel du Lion d’Or

Roscoff 29 Rackham

Rosheim 67 Hostellerie du Rosenmeer

Rouen 76 Origine

Sancerre 18 La Tour

Sérignan-du-Contat 84 Le Pré du Moulin

Sète 34 La Coquerie

Strasbourg 67 Gavroche

Strasbourg / Wantzenau 67 Le Relais de la Poste

St-Rémy de Provence 13 La Maison de Bournissac

St-Tropez 83 Villa Belrose

Tournus 71 Meulien

Tourtour 83 Les Chênes Verts

Valenciennes 59 La Grignotière

(Photocredit: Laurent Petit)




Ice Hotel: Urlaub on the Rocks

Kunst & Kulinarik verschmelzen im Eis

 

Ziemlich Cool: Ein Eis-Hotel ganz aus dem gefrorenen Wasser des Flusses Torne geformt, bietet Gästen eine ungewöhnliche Übernachtung. Ein Aufenthalt verspricht ein Erlebnis der ganz besonderen Art und wird mit Kunst und Kulinarik garniert. In diesem Winter feiert das schwedische Icehotel sein 30-jähriges Bestehen als weltweit erstes Hotel aus Eis und Schnee.

Ein Pâtisserie-Laden mit riesigen Süßwaren, eine schwimmende Eisfrau mit Vorliebe für kalte Bäder und ein Schwarm Seeschwalben – die neuen Suiten des Icehotels, die jetzt eröffnet wurden, sind so fantasiereich und originell wie immer.34 Künstler aus 13 Ländern haben intensive Wochen in Jukkasjärvi in Schweden verbracht, um die jährliche Inkarnation des temporären Hotels zu schaffen, welches vollständig aus Eis und Schnee des Arctic Torne River besteht.

Ein großer Teil der diesjährigen Kunst ist von der Natur inspiriert. In „Spruce Woods“ von Christopher Pancoe und Jennie O’Keefe aus Kanada können sich die Gäste auf einem Campingplatz im Wald am Eis-Feuer niederlassen. Jonathan Green aus England kreiert zusammen mit seiner Tochter Marnie Green, eine Unterwasserwelt voller Korallen, Muscheln und Fischen – The Living Ocean Suite.“Die Suite ist inspiriert von den Klimaveränderungen und der Überfischung unserer Ozeane. Ich fand die Vorstellung spannend, gefrorenes Wasser aus einem Fluss in Nordschweden zu verwenden, um ein Meer mit Muscheln, Fischen und Korallen zu schaffen“, sagt Jonathan Paul Green.

Jonas Johansson, Jordi Claramunt und Lukas Petko aus Schweden, Spanien und der Slowakei schufen die Suite „Haven“, in der ein magisches Portal aus Eis von Clever Fox und Fiery Fenix ​​bewacht wird. Die Legende besagt, dass nur die eines reinen Herzens den Raum betreten dürfen, in dem die Zeit unendlich und das Leben ewig ist.

„Wir sind von dem Treffen verschiedener Menschen inspiriert worden und möchten eine Erfahrung schaffen, die zur Neugier, Kreativität und Zusammenarbeit einlädt. Mit Eis zu arbeiten, fühlt sich wie ein Traum an, wodurch unsere Liebe zu Licht, Glanz und Reflexion die Freiheit erhält sich auszuleben“, meint Jonas Johansson.

Der Bau des saisonalen Hotels erfordert reichlich Arbeit. Diese beginnt im März, wenn 2.500 Tonnen Eis vom Fluss Torne abgeerntet werden. Das Eis wird dann bis Oktober, wenn der Aufbau des Icehotels beginnt, bei Minustemperaturen gelagert. Ein Teil des Eises ist für die Herstellung von Gläsern, Tellern und Schüsseln sowie für internationale Aufträge von Events und Pop-Up-Ice-Erlebnissen vorgesehen.

Ein paar Wochen vor der Eröffnung kommen 34 Künstler aus 13 verschiedenen Ländern in Jukkasjärvi an, um 15 einzigartige Eis- und Schneesuiten, eine Eishalle für Hochzeiten und Zeremonien sowie die Haupthalle mit ikonischen Säulen und Kronleuchtern zu gestalten. Konstruktionsteam, Eisproduktion und Lichtdesigner arbeiteten gemeinsam mit den Künstlern an der Fertigstellung des neuen Hotels und schufen zusätzliche 20 Eisräume.

 

Icehotel in Zahlen

• Das Icehotel besteht ausschließlich aus Schnee und Eis des Arctic Torne River, Schwedens größtem nationalen Fluss.

• Das Hotel wird in den 12 Wochen von Oktober bis Januar errichtet, um im April wieder zum Fluss zurückzukehren.

• Die Gesamtmenge an Eis, die das Hotel verwendet, entspricht 10 Sekunden des Wasserflusses im Fluss Torne.

• Die ikonischen Kronleuchter fassen 1000 Eiskristalle, die von Hand geformt und montiert wurden.

• Das Hauptbaumaterial ist „Snice“ (eine Mischung aus Schnee + Eis).

30 000 Kubikmeter Snice – das entspricht 110 Millionen Eis am Stiel – werden für Fußböden, Decken und Wände des Hotels verwendet.

• Von 150 Bewerbungen werden 15 Teams ausgewählt und eingeladen, ihr Suite-Konzept umzusetzen.

Das Icehotel wird jedes Jahr von rund 70.000 Gästen aus aller Welt besucht. Etwa 50 Hochzeitspaare heiraten in der einzigartigen Zeremonienhalle. Die meisten Besucher bleiben drei Nächte – nur zwei Gäste in einer Eis-Suite. Die restlichen Übernachtungen werden in den warmen Räumen gebucht, die das Hotel ebenfalls anbietet. Es wird auch ein Icemenü serviert, ein festliches Fünf-Gänge-Menü auf Eistellern.

Seit 2017 ist in Jukkasjärvi ein permanentes Eis- und Schneeerlebnis mit 20 Zimmern und einer Eisbar verfügbar. Das Icehotel ändert das Design jedes Jahr und wird während der Sommermonate mit Solarstrom betrieben. Jetzt darf sich jeder berufen fühlen, seine eigene Suite zu entwerfen. Dafür benötigt man keine Lizenz im Herstellen von Eisskulpturen. Die Ice-Jury betrachtet weniger den beruflichen Hintergrund oder die technischen Fähigkeiten und bewertet vor allem das Konzept. Es muss eine originelle Idee sein, welche die Grenzen der konventionellen Eiskunst überschreitet. Wenn die Idee gut ist, wird das Hotel alles bereitstellen, um das Konzept umzusetzen. Bewerbungen werden zwischen dem 31. Januar und 30. April 2019 entgegengenommen. Ausführliche Informationen findet man  unter www.icehotel.com.

Der saisonale Teil des Icehotels ist noch bis zum 13. April 2019 geöffnet.
Die Preise für zwei Erwachsene beginnen für einen warmen Raum bei 150 € und für einen Eis-Zimmer bei 230 €.

Weitere Infos zu Schwedisch Lappland finden Sie hier: www.swedishlapland.de

 Photocredit: Schwedisch Lappland




Russischer Investor kauft Gourmet Guide Gault & Millau

Гаулт-Миллау oder

oder Gault & Millau?

 

Die Branche ist aufgewühlt

 

Von Alexandra Volkoff 

 

Die Lizenznehmer wussten es schon am 8. Januar. Der französische Gault & Millau Titel wurde verkauft. In den letzten zwanzig Jahren geschah das fünf Mal, die meisten Käufer waren eher glücklos. Über die Jahre ersetzten wechselnde Redaktionen die einst unübertroffen witzige Diktion durch Standardtexte aus der Phrasendreschmühle. Statt pointierten Beiträgen füllten immer mehr Restaurants den Guide. Allein die Ausgabe 2019 verspricht 400 Neuheiten. Wie konnten die Inspektoren in den Vorjahren nur ganze Hundertschaften an vielversprechenden Restaurants übersehen? Das neue Konzept „Gault & Millau Pop“ mit „300 Orten für Gourmets 2.0“ blieb konturlos und wirkte eher wie eine redaktionelle Reste-Rampe aus Imbissen, Weinbars und Szene-Lokalen. Der Begriff 2.0 ist schwammig, steht aber für Social Media, wobei man sich dennoch fragen darf, was ein 2.0-Gourmet sein soll.

Verlustreiche Bilanzen

Tristesse herrschte auch beim Blick auf die Bilanz: Im Jahr 2014 standen 3.192.608 € Umsatz einem Verlust von 640.742 Euro gegenüber. Zwei Jahre später war der Umsatz auf 2.725.394 Euro geschrumpft, der Verlust hingegen auf 760.460 gewachsen. Seit 2017 meldete Gault & Millau France keine Umsätze mehr.

Wohin steuert der Restaurantführer?

Nach dem Unternehmen Smartbox, das mit Geschenk-Gutscheinen Millionen machte, übernahm Geschäftsführer Côme de Cherisay im Juli 2016 mit diversen Partnern den Guide. Seine Herrschaft währte knappe zweieinhalb Jahre. Erste Verkaufsgerüchte kamen im Oktober/November 2018 auf, Anfang Januar war es dann amtlich. Neue Eigner sind jetzt der Franzose Jacques Bally und der Russe Vladislav Skvortsov. Nun fragen sich nicht nur Köche: Wer ist das und was haben die beiden Herren mit dem Guide vor? Skvortsov ist ein Anwalt aus Moskau, spezialisiert auf Fusionen, Akquisitionen und Joint Ventures. Bally hingegen war „Vize-Präsident“ Consulting und Training bei Alain Ducasse und beriet zehn Restaurants, bevor er in Megève das kleine, feine Hotel-Imperium der Familie Sibuet leitete. Es folgte ein Jahr bei der Beratungsagentur „Chefs & Chefs“, die von Florence Cane geleitet wurde. Auch Cane stammt aus dem Ducasse-Imperium, sie ist jetzt jedoch für das Geschäftliche in der Unternehmensgruppe von Yannick Alléno zuständig. Schließlich gründete Jacques Bally seine eigene Agentur „Monaco Culinary Studio“ in der Rue du Gabian in Monaco. Consulting, Event-Management, Auswahl von Produkten und die Gault & Millau Lizenz für Russland listete er damals als seine Kernkompetenzen. Auch die von De Cherisay gegründete NTI Holding (New Taste International), die ihr Geld eher mit Konsumgütern verdient, wurde von Jacques Bally übernommen.

Neue Strategien

In der Branche fragt man sich nun, ob Bally weiterhin Alain Ducasse oder Yannick Alleno nahesteht. Die beiden Spitzenköche gelten in Paris nicht grade als beste Freunde, entsprechende Affinitäten könnten die Wertungen beeinflussen. Optimisten glauben, dass bald russische Millionen für seriöse Restauranttests fließen werden. Pessimisten vermuten eher, dass die Marke Gault & Millau demnächst für Consulting-Aktivitäten und handelsübliche Supermarkt-Produkte herhalten muss.

Dem Wirtschaftsmagazin Les Echos erklärt der neue Gault & Millau CEO Bally jedenfalls, er wolle „mit der Marke etwas Anderes machen.“ Angedacht ist wohl eine Konsumenten und Marketing-Zusammenschaltung mit Köchen und Lieferanten, ein „B2B und B2C Netzwerk in 22 Ländern“, also in allen Ländern mit Gault & Millau Lizenzen. Nach dem traditionellen Geschäftsfeld eines Restaurantführers klingt das nicht. Bereits am 8. Januar  kündigte Bally den Lizenznehmern die zügige „Präsentation einer neuen Strategie“ an.




Gonet: Ein großer Champagner kann auch preiswert sein

Für das schönste Feuerwerk sorgt Champagner

 

Vor allem an Weihnachten

und Silvester

 

Gibt es für 36 € einen besseren Champagner als den Blanc de Blancs Grand Cru Roy Soleil von Philippe Gonet? Wir kennen keinen Champagner-Winzer mit einem besseren Preis-Geschmacksverhältnis als Gonet. Das gilt durchaus für seine ganze Kollektion. Mit ein Grund für Geschmack und Preis: Das familiengeführte Weingut verarbeitet ausschließlich Trauben aus eigenen und sehr guten Lagen.

Der Roy Soleil ist eine wahre Perle. Die Grundweine werden teilweise in gebrauchten Eichenfässern ausgebaut, was in der Champagne eher ungewöhnlich ist. Er reift mindestens drei Jahre auf der Flasche, das Lesegut stammt aus der berühmten Grand Cru Lage Le Mesnil. Dieser cremige, opulente, feinperlige, balancierte und finessenreiche Gonet duftet delikat und schmeckt ziemlich sexy. Gerade für Weihnachten und Silvester ist die Magnumflasche ratsam, aus der es einfach noch eine Prise besser schmeckt. So oder so, unbedingt ein großes bauchiges Glas benutzen.

Gute Rosé-Champagner sind immer noch eine Seltenheit, Billecart-Salmon beispielsweise gehört zur Spitze. Der duftig-frische Rosé von Gonet für karitative 31,50 € besticht durch zarte Beerenfrucht, sensible Würze und animierenden Trinkfluss. Gonet ist durchweg spannend und überrascht durch sympathische Preise. Ein prägnanter Champagner mit Feinschliff: Beim Blanc de Blancs Brut „Signature“ von Gonet wirkt jede Perle wie poliert. Prononcierte Würzigkeit, elegante Statur, lupenreine Artikulation, saftiger Trinkfluss. Dieser vergnügt strahlende Champagner kostet mildtätige 31 € bei extraprima. Und auch hier wieder: Großes Glas einsetzen. 

Mit dem Champagne Blanc de Blancs Extra Brut 3210 erzeugte Pierre Gonet erstmals einen Dosage Zero: Dieser wird nicht beim Dégorgement mit einer gesüßten Dosage aufgefüllt, sondern nur mit restzuckerfreiem, durchgegorenem Wein. Während Champagner mit der Bezeichnung »Brut« bis zu 12 Gramm Restzucker je Liter haben darf, sind es beim Extra Brut nur null bis drei Gramm. In diesem Fall bleibt es bei null Gramm. Der 3210 reift drei Jahre »sur latte« (auf der Hefe), kommt von zwei unterschiedlichen Chardonnay-Parzellen, die sich ideal ergänzen, und wird mit null Gramm Zucker dosiert. Daher rührt auch der ungewöhnliche Name 3210: 3 Jahre Reife, 2 Lagen, 1 Rebsorte, 0 Dosage. Dieser fabelhafte Champagner wirkt sehr fest, dicht und reif und zeigt eine schöne Fülle, bleibt aber schlank dabei. Fazit: Kraftvoll, schnittig, präzise und sehr stoffig. Entfaltet seine Geschmeidigkeit im großen Glas, etwa dem ziemlich universellen Gabriel-Glas. Der Champagner Extra Brut von Gonet ist für unglaubliche 33,80 € zu bekommen. 

Die Geschwister Chantal und Pierre Gonet (hier im Bild) sind ein gutes Team, charmant und hoch professionell. Die Familie Gonet blickt auf eine lange Tradition zurück. Gegründet wurde die Domaine um 1820 in Le-Mesnil-sur-Oger, dem berühmten Ort an der Côte des Blancs. In sieben Generationen wuchs das Weingut auf 17 Hektar in insgesamt neun Gemeinden heran. Damit bewiesen die Vorfahren des heutigen Patrons Pierre Gonet Weitsicht. Denn sie kauften auch Weinberge außerhalb der Côte des Blancs hinzu, um ihrer Standardcuvée einen ausgewogeneren Charakter zu verleihen.

Von Parker und dem Sommelier-Magazin von Meininger werden viele Champagner von Gonet hoch bewertet. Besonderen Wert hat vor allem die Beziehung zum Gourmet-Hotel Bareiss: Dort wird Gonet auch offen ausgeschenkt, Hauslieferant ist dafür seit bald zehn Jahren das Mannheimer Champagner- und Weinhandelsunternehmen extraprima, das ein großes Sortiment von Gonet führt.

Champagner- und Wein-Import extraprima, Mannheim, Tel. 0621 28652. www.extraprima.com

 

Siehe auch BISS-Artikel „Die besten Champagner“

 

Photocredit: Gonet




Sofitel Frankfurt Opera: Florian Schütz ist neuer General Manager

Was wird er

bewegen können?

 

Das Sofitel Frankfurt Opera bekommt mit Florian Schütz einen neuen General Manager (im Bild rechts). Der 39 Jahre alte Frankfurter kehrt damit wieder an den Main zurück. Davor war Schütz in verschiedenen Managementpositionen in der New Yorker Hotellerie tätig. Er ist ist mit der Gastgeberkultur von Sofitel vertraut: Rund zehn Jahre wirkte er im Sofitel New York, zuletzt als Hotelmanager. Danach bekleidete er die Position des Hoteldirektors im Sixty Les in Manhattan und gründete parallel dazu das Restaurant Egg Shop in New York. 2018 kehrte Schütz als Hotelmanager nach Frankfurt und zur Marke Sofitel zurück und verstärkte die Hotelführung unter Denis DeSchrevel, der nun andere Aufgaben innerhalb der Accor Hotel-Gruppe wahrnimmt, wie es offiziell etwas vage heißt.

„Ich freue mich, nach 17 Jahren in New York wieder in meiner Heimatstadt Frankfurt tätig zu sein. Das Sofitel Opera ist eines der schönsten Hotels in Frankfurt mit einer fantastischen Lage an der Alten Oper. Ich freue mich darauf, meine Auslandserfahrung, besonders im F&B-Bereich, einsetzen zu können“, meint Florian Schütz. Zu seinen Aufgaben zählt, „die Wettbewerbsfähigkeit des Sofitel Frankfurt Opera am Markt weiter zu stärken.“ Das mag sich einfach anhören, aber bislang hat das Sofitel Opera nicht viel von sich reden gemacht oder mit ungewöhnlichen Leistungen punkten können.

 

Photocredit: Peter Krausgrill




Affäre Ribéry: Jetzt redet das Steak

Nach dem Tor

ist vor dem Eigentor

 

Gut, ich bin nur ein Stück Fleisch, aber auch ich will gut behandelt werden. Wer mich mit Blattgold überzieht, verdeckt meine schöne Kruste und zeigt keinen Respekt vor meinen inneren Werten. Ein Steak ist ein Steak ist ein Steak. Und trägt keinen Schmuck. Nicht mal als Dry Aged Beef, denn Schmuck macht nicht jünger.

In Dubai, Abu Dhabi oder Doha wird alles mit Blattgold überzogen, was nicht weglaufen kann. Als ich noch ein Rind war, hätte ich davonlaufen können. Ich habe einen guten Stammbaum, der weiter reicht als bis zu meiner Großmutter. Franck Ribéry hat den ganzen Abend nicht mit mir gesprochen, nicht einmal ein Bäuerchen gemacht. Er war auch viel zu sehr mit Twitter beschäftigt, um den Vogel abzuschießen. Fußballspieler müssen keine Feinschmecker sein, benehmen sich aber manchmal wie Rapper.

Das Gold auf meiner Haut ist nur eine Narrenkappe und macht die lächerlich, die es benutzen. Gold ist kein Gewürz und schmeckt nach nichts. Goldlegierungen sind reine Kosmetik, sehen aber nicht einmal gut in Verbindung mit Fleisch aus. Darauf muss man auch nicht neidisch sein. Statt Blattgold hätte man auch Danziger Goldwasser über mich gießen oder die Fahne des FC Bayern München auf mich pflanzen können. Oder mich in Polypropylenstoff hüllen dürfen, den der Künstler Christo für die Verkleidung des Berliner Reichstags benutzt hat. Dann wäre aus dem Steakausbesuch wenigstens ein künstlerisches Happening geworden.

Das Steaklokal „Nusr-Et“ ist mehr bei Promis als bei Gourmets bekannt, der Name soll „Sieger“ verheißen. Nicht nur Franck Ribéry, auch Mesut Özil war schon dort, aber der lässt sich ja mit allem fotografieren, außer mit gutem Essen. Steakhaus-Betreiber Nusret Gökce ist gelernter Metzger und weiß, seinen Schnitt zu machen. Wer seine Steaks aber mit Sonnenbrille schneidet wie er und nicht Stevie Wonder heißt, ist ein Blender und sonnt sich nur im eigenen Spiegel. Nusret Gökce wurde zum Goldesel. Und ich war mal ein gutes Steak, das jetzt mit Füßen getreten wird wie ein Fußball.

LF

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Canvas Frankfurt: Riemenschneider ist wieder weg

Ein sehr kurzes Gastspiel auf der Frankfurter Freßgass

 

Nach nur wenigen Monaten endete das Gastspiel von Michael Riemenschneider und dem Lokal Canvas auf der Frankfurter Freßgass. Die letzten Wochen stand der eine oder andere Gast vor verschlossenen Türen, die Canvas-Webseite wurde stillgelegt, das Lokal bei Google als „Dauerhaft geschlossen“ gemeldet, das Telefon steht schon lange still. Damit endet auch dieses Kapitel so unrühmlich wie mit Riemenschneiders drei vorangegangenen Lokalen: Atelier Wilma (Frankfurt), Reinholds Enkel (Bad Homburg) und Tischlerwirt (Kitzbühel). Geschäftsführend betrieben wurde das Canvas indes von Pächter René Meister. Im Internet breitet sich der Unmut von Gästen aus, die trotz Buchung vor verschlossenen Türen standen, siehe z.B. OpenTable: https://www.opentable.de/r/canvas-frankfurt-am-main

In dem Kellerlokal sind alle Lichter aus.

LF