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Große Riesling-Gala mit mutigen Kochtalenten

Ungewöhnliche Kreationen

& sehr viel Wein

 

Die große Riesling-Gala im ehemaligen Schlafsaal der Mönche im Kloster Eberbach ist alles andere als eine müde Veranstaltung. Es galt 698 Gäste zu bewirten, die recht schnell lebhaft wurden. Sehr gut zu Fuß unterwegs sein musste der flinke Service, der über sieben Stunden lang den 90 Meter langen Gewölbegang entlang zu sausen hatte, um das erwartungsvolle Publikum zu bewirten – mit sechs Gängen von jungen und kühnen Talenten, die sich bereits einen guten Namen gemacht haben und von Michelin-Sternen umglänzt werden , wie etwa Jochim Busch vom Frankfurter Restaurant Gustav.

Wagyu Flanksteak

Jochim Busch, der in seinem Lokal für einen entspannten, regionalen Farmhaus-Stil sorgt, servierte auch im Kloster Eberbach so etwas wie essbare Heimat. Seine gedämpfte Bete mit Johannisbeerstrauch, geräuchertem Joghurt und Leindotter war ein ausgezeichnetes vegetarisches Gericht, polarisierte aber (rechts oben im Bild). Für Gesprächsstoff sorgte auch der Müritzsaibling mit süßlichen Zwiebeln und Dillblüten von Micha Schäfer aus dem Nobelhart & Schmutzig in Berlin. Zart, fein und puristisch, japanische Askese in Reinform. Jakobsmuschel kann langweilen, nicht aber wenn sie so geschickt und animierend mit geröstetem Mais, Rettich und Jalapeno kombiniert wird, wie von Dennis Maier aus dem Restaurant Emma Wolf in Mannheim.

Schmidts Ente

Matthias Schmidt, wurde einst in der Frankfurter Villa Merton mit zwei Michelin-Sternen geehrt und arbeitet jetzt für das Consortium in Wiesbaden, das auch den kulinarischen Part bei dieser Riesling-Gala verantwortet. Sein Beitrag, saftige Ente im Steinklee gebraten und mit Spitzkohl, Bärlauch und Sauerrahm serviert, beruhigte all jene Gäste, denen nach etwas mehr Deftigkeit gelüstete. Das galt noch mehr für das vitale Wagyu-Flanksteak mit Pflaumen-Miso und Bergamotte, das Michael Kempf und Joachim Gerner vom Facil in Berlin auftischten. Andy Vorbusch, Patissier im Weltklasse-Hotel The Dolder Grand in Zürich, wollte nicht klotzen und schickte ein Wolken-Dessert aus Milchschaum, Datteln, Rum und Pumpernickel nach. In Zürich arbeitet er pointierter, aber man darf nicht vergessen, dass hier im Kloster Eberbach für fast 700 Gäste gearbeitet und gekocht wurde. Dafür war das Niveau erstaunlich hoch und letztliche eine riesige Leistung. Zu loben ist auch das emsig nachgereichte und hervorragende Brot vom modernen Bio-Betrieb „Zeit für Brot“, was man auf der Speisekarte ruhig hätte erwähnen sollen.

Jochim Busch (l.) vom Gustav mit Team

Der Wein stand aber ebenso im Mittelpunkt wie das Essen, immerhin waren wieder viele namhafte Güter vertreten. Auch mit Raritäten und Tropfen aus der Neun-Liter-Flasche. Von den Wein-Granden Weil und Dr. Loosen gab es viel flüssiges Gold. Viel Freude brachten auch die Weingüter Diefenhardt, Flick, Spreitzer, Leitz, Breuer, Rings und viele andere. Ein Fass ohne Boden. Es gab sehr viele Weine mit Restsüße, was ziemlich schnell satt macht. Der Lebendigste von allen war der feingliedrige, ungemein frische und animierend salzige trockene Riesling, Blauschiefer 2017, vom famosen Mosel-Loosen.

Ludwig Fienhold

Vorher

Nachher




Weinmesse Grandissima: Erotische Weine und rote Tropfen mit Dracula-Biss

Nachlese einer famosen Weinfachmesse

 

Allein das erstklassige Weingut Prunotto aus dem Piemont und der sensationelle Barbera Costamiòle aus dem Jahr 2001 hätten den Besuch der Weinmesse Grandissima im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens gelohnt, aber es gab noch weitere 700 Weine zu verkosten. Jeder Fachbesucher, vom Pizzabäcker bis zum Sternegastronom, konnte seinen Wein finden. Insgesamt kamen gut 550 Gäste in den festlichen Saal, der so viel Platz bot, dass zu keiner Minute Gedränge herrschte. Die Grandissima richtet sich nur an Fachbesucher aus Handel und Gastronomie.

Emanuele Baldi von Prunotto

Emanuele Baldi von Prunotto sah zufrieden aus und konnte an seinem Stand aus dem Vollen schöpfen. 15 verschiedene Flaschen galt es zu verkosten, nicht eine Niete dabei, die ganze Kollektion überzeugte. Es gibt kein anderes hochwertiges Weingut im Piemont, das ein so ausgewogenes Preis/Genussverhältnis zeigt, wie Prunotto. Den Barbera Costamiòle gab es aus den Jahrgängen 2015 und 2001, wobei der ältere Jahrgang eindrucksvoll dokumentierte, wie wunderbar dieser Wein reifen kann. Dem Jahrgang 2001 entströmte ein faunischer Duft aus dunklen Beeren, Leder, Trüffeln und Kräutern, wie man ihn derart erotisch nicht oft erlebt. Weitere Highlights waren der Barbera Pian Romualdo sowie die Barolos aus den Einzellagen Bric Turot und vor allem Bussia.

Das Imperium von Antinori war mit seinem Dutzend von Weingütern stattlich vertreten. Ein Tignanello war auch dabei, doch vor allem der weniger bekannte Pinot Nero Umbria vom Castello della Sala beeindruckte mit einem verführerischen Spiel aus Röstaromen, Tabak, Waldboden und roten Beeren. Südafrika ist immer eine Weinreise wert. Das Weingut Anthonij Rupert aus Franschoek präsentierte die stark französische Seite des Landes mit ausgezeichneten und typischen Blends und reinsortig ausgebauten Weinen aus Merlot, Syrah, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc.

Eine Weinverkostung ist immer auch ein Einblick in die unterschiedlichsten Persönlichkeiten der Weinwelt. Jede hatte ihre eigenen Qualitäten. Angela Velenosi sah so umwerfend gut aus, dass man ihr jeden Wein abgekauft hätte. Adolph Huesgen, der an den Schauspieler Sky du Mont erinnert, wirkte nobel und elegant wie die von ihm vertretenen Weine von San Leonardo aus dem Trentin. Und Bernd Wegener verkaufte sein Castle of Dracula wahrhaftig mit Biss. Die Story ist einfach gut. Ottomar Rudolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco verband eine lange Freundschaft mit dem italienischen König Umberto I. Jedenfalls wollte Dracula seine Freundschaft mit einem roten Frizzante aus der seltenen Marzemino-Traube symbolisieren. Das Schloss des Prinzen Dracula und das Weingut gehören Bernd Wegener, der mit seinem Frizzante Marsecco Red delle Venezie einen auffälligen Schaumwein produziert, der mit einem blutroten Siegel versehen ist. Der Semisecco ist entgegen den Erwartungen kein Blubberlutsch und lässt sich stark gekühlt gut trinken. In New York, Monaco und anderen It-Destinations hat sich der rote Schaumwein als Partygetränk einen Namen gemacht und wird in Longdrinkgläsern serviert. Stefano Motta hat ihn für die Demarchi-Bar in Frankfurt entdeckt und sieht darin einen idealen Event-Drink.

Die Mitveranstalter Raik Beesdo, Esther Cap und Dennis Linke (v.l.)

Enorme Vielfalt mit Entdeckungspotential zeichnet solche Weinmessen aus. Aber auch ein reibungsloser Verlauf ist die Grundvoraussetzung für eine gelungene Weinmesse, was keineswegs der Normalfall ist. Im Gesellschaftshaus des Palmengartens funktionierte alles, waren die Weine gut temperiert, der Service unermüdlich im Einsatz, um frisches Brot zu bringen, das Wasser nachzuladen und volle Spuckgefäße auszutauschen. Es gab sogar ein pralles Buffet, das gerade nach einer großen Degustation willkommen ist. Die Veranstalter, das Weinland Ariane Abayan in Hamburg und die Weinhandelsgesellschaft Beesdo & Cap in Wertheim, waren sehr zufrieden mit dieser Messe, die viele Monate im Voraus geplant und organisiert wurde. Frankfurt muss hoffentlich nicht wieder viele Jahre auf eine Grandissima warten. Frankfurt hat Durst.

Ludwig Fienhold

Erfrischung mit Ferrari

Wer dieses großartige Wein-Event verpasst hat, kann sich mit dem Fachbesucher-Katalog der Messe noch nachträglich Lust machen oder sich diesen als PDF mailen lassen und auch Wein-Bestellungen aufgeben über: info@beesdo-cap.de oder Tel. 0 93 42-9346892. 

Die Grandissima 2018 gastiert noch in Hamburg (22. Oktober), Berlin (28. Oktober), Köln (29. Oktober). Eintritt frei.  Nur für Fachbesucher auf Voranmeldung

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Marktparty: 5 Sterne im Frischeparadies

Finale des Frankfurter Restaurant Festivals

 

Mitten im Markt wird gekocht, flanieren über 100 Gäste von Weinstand zu Weinstand. Das Frankfurter Frischeparadies ist immer eine kulinarische Destination, bei solchen Events aber besonders. Mit Valéry Mathis (Ernos Bistro), André Großfeld (Villa Merton), Ricky Saward (Seven Swans), Carmelo Greco vom gleichnamigen Restaurant sowie Patrick Spieß vom L´étable in Bad Hersfeld waren fünf bekannte Chefs mit von der Partie, begleitet von ausgesuchten Winzern und Weinen, die generös ausgeschenkt wurden.

Sommelier Kai Schattner

Dass ein Dessert mehr begeistern kann, als andere Gerichte, kommt eher selten vor (Bild oben rechts). Doch was Patrick Schmidt und Jürgen Mahlmann vom Frankfurter Bistro Frischepardies aus Vanilleknödel, Birne und Haselnuss zauberten, war so harmonisch, delikat und fein abgestimmt, dass es eine wahre Freude war. André Großfeld sorgte mit seinem Lamm für eine sehr gute und gehaltvolle Grundlage, denn es gab wirklich viele Weine zu probieren. Sommelier Kai Schattner und der muntere Mundschenk Harry H. Hochheimer schenkten unermüdlich nach. Andreas Spreitzer aus dem Rheingau hatte einige Flaschen am Stand, wobei der trockene Riesling Mittelheimer Edelmann auch solo ohne Essensbegleitung einfach animierend den Trinkfluss erhöhte. Die Gänseleber von Valery Mathis mit der famosen Auslese von Schloss Reinhartshausen aus dem Jahr 2003 musste man  zur gleichen Zeit im Mund zusammenführen, um die volle Prachtentwicklung von Speise und Wein zu erleben.

Lamm von André Großfeld

Die Köche und die Gäste schienen ziemlich happy, man hätte sich ledigleich etwas mehr Sitzgelegenheiten gewünscht, und sei es nur Sitzhocker an Stehtischen. Es war dies das Finale des „Frankfurter Restaurant Festivals“, das Daniel Tobias Etzel von der Agentur „Waoh“ auf die Beine stellte und auch im nächsten Jahr wieder arrangieren will,

Ob Küchenpartys oder Events im Lebensmittel- und Wein-Markt, es geht nicht allein um Essen und Trinken, solche Veranstaltungen sind auch ein großes Get-together mit Networking-Absichten, um Verbindungen zu schaffen oder zu vertiefen.

Valery Mathis, Ernos Bistro

André Großfeld, Villa Merton

Andreas Spreitzer

 

Patrick Schmidt, Bistro Frischeparadies

 

Ricky Saward, Seven Swans

Harry H. Hochheimer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Christoph Hesse ist neuer Küchenchef im Schlosshotel Kronberg

Wird er mehr Fortune haben als seine Vorgänger?

 

Christoph Hesse (im Bild unten) ist neuer Küchenchef im Schlosshotel Kronberg und tritt damit die Nachfolge von Florian Hartmann an, der gerade einmal ein Jahr dort am Herd stand.  Hesse ist zuständig für das Schlossrestaurant und die vielfältigen Veranstaltungen des Fünf-Sterne-Hotels im Taunus. Zuvor wirkte der 35jährige in gleicher Funktion in Schellers Restaurant im Hardtwaldhotel in Bad Homburg. Christoph Hesse bringt mehrere Jahre Erfahrung in der Sternegastronomie mit. Vor seiner Anstellung in Schellers Restaurant, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist, war er unter anderem Demichef de Partie im Gourmetrestaurant des Tigerpalasts in Frankfurt.                                     

Kathrin Klouth, Resident Managerin im Schlosshotel Kronberg, ist vom Neuzugang überzeugt: „Wir freuen uns sehr, mit Christoph Hesse einen erfolgreichen Sternekoch an Bord zu haben. Wir profitieren schon heute von seinem Talent, Veränderung zielstrebig umzusetzen.“ In den Restaurantführern spielt das Schlosshotel Kronberg bislang keine große Rolle. Hesse kann seinen in Bad Homburg erworbenen Michelin-Stern auch nicht mitnehmen und muss sich seine Auszeichnungen wieder neu verdienen. Dem schönen Schlosshotel würde eine kulinarische Verbesserung jedenfalls gut zu Gesicht stehen.  

 




Rouladen & Knödel am Kachelofen: Landwehrstübchen

Ein schöner Zufluchtsort

für kalte Tage

 

Ein solches Knusperhäuschen kennt man eher aus Märchen. Kachelofenbehaglichkeit breitet sich aus. In der Stadt gibt es kaum einen schöneren Zufluchtsort für Herbst und Winter. Das Wohnzimmerlokal wurde liebenswert eingerichtet und wird genau so auch von Peyman Far geführt. Seit fünf Jahren nunmehr. Das Landwehrstübchen ist ein wahres Hideaway, denn es liegt etwas versteckt am Rand von Sachsenhausen. Unbedingt mit Navi starten.

Das Landwehrstübchen war einst das zweite Wohnzimmer von Verleger Vito von Eichborn und ist schon seit jeher Stammsitz vieler Lerchesbergbewohner. 60 Jahre existiert das kleine Lokal nun schon, war aber nie so hübsch und gut wie in den letzten Jahren. Der Platz mit dem Lampenschirm aus Messern, Gabeln und Löffeln ist besonders beliebt, der am Kachelofen aber auch. Gerne gebucht werden außerdem die zwei Plätze an der Theke. Die Sommer-Terrasse, auf die sich schon alle wieder freuen, ist ein Schmuckstück. 

Peyman Far wirbelt als freundlicher Gastgeber durchs Stübchen, die meisten Besucher kennt er seit langem persönlich. Unterstützt wird er im Service von der zauberhaften Nazi (Nāsi gesprochen, bedeutet im Persischen die Niedliche, Süße). Neu im Team ist Oliver Selzer (zuvor Biancalani, Walhofs, Gickelschlag, Villa Merton), der sich auf französische Klassik und deutsche Gasthausküche versteht. Die Speisekarte vermag Lust zu machen. Auf Rinderroulade hat man oft Gusto, Wiener Schnitzel kann es immer geben. Gebratene Blutwurst ist auch etwas Schönes, und gebratener Pulpo animiert genauso wie Serviettenknödel mit Waldpilzen. Handkäs variiert das Landwehrstübchen immer wieder, derzeit kommt es mit krossem Brot, Birne, roten Zwiebeln, Soja, Limette und Chili gut gewürzt an den Tisch. Die mürbe geschmorte Rinderroulade duftet schon wunderbar weihnachtlich und wird mit Kürbispüree, Rotkohl und Cranberry serviert. Auf einer separaten Snack-Karte kann man leckere Kleinigkeiten als Vorspeise, Zwischengericht und auch als Beilage wählen oder als eigenständiges Essen Happen für Happen zusammenstellen, beispielsweise Stübchens Grüne Soße mit grobem Meersalz, Rettichsprossen; Tafelspitz, kalt gepresstes Kürbiskernöl und geschrotete Kürbiskerne; Garnele in Tempura-Wasabi-Teig mit Miso und Wasabi getoppt; Süßkartoffel-Pommes mit einer Trüffelmayonnaise.

Eine Weinkarte gibt es (noch) nicht, bislang fehlte dafür die Zeit. Im Keller liegen rund 80 verschiedene Sorten, die immer wieder ergänzt werden. Peyman Far gibt die sprechende Weinkarte, empfiehlt und lässt gerne probieren, bevor das Glas gefüllt wird. Fast jede Flasche ist im offenen Ausschank zum bekommen. Riesling, Grauburgunder und Weißburgunder sind hier gut trinkbare, leicht zugängliche Weine, die keinen geschmacklich oder finanziell überstrapazieren. „Ich schenke nur das aus, was auch mir selbst gefällt“, mein Peyman Far, „zumal ich das auch besser erklären und verkaufen kann.“ Neu im Sortiment ist ein Arneis von Ugo Lequio aus dem Piemont, der kraftvoll, leicht kräuterwürzig und säurearm den Trinkfluss geschmeidig hält.

Pulpo

Peyman Far kocht selbst auch, und zwar so gut, dass er als Caterer sehr gefragt ist und in seinem eigenen Lokal die kleine Küche anderen überlassen muss. Falls aber sein Küchenchef Oliver Selzer mal abwesend sein sollte, kann er einspringen. Jetzt beginnt die Zeit des Gänsebratens, wofür das Landwehrstübchen wie geschaffen ist.

Ludwig Fienhold

 

 

Peyman Far

Landwehrstübchen, Frankfurt, Sachsenhäuser Landwehrweg 371,  Tel. 069 635440.

Mittwoch – Samstag 17.30 – 24 Uhr, Sonntag 17.30 – 23 Uhr. Montag und Dienstag geschlossen. Keine Kreditkarten.

Preise: Vorspeisen 7,90 – 18,90 €, Hauptgerichte 16,90 – 29,90 €,

Desserts 8 – 13,90 €. Snack-Karte 4-6 €.

Photocredit: Barbara Fienhold




Weinguide Gault & Millau 2019: Fritz & Friedrich Keller sind Winzer des Jahres

Der neue Weinguide lobt

viele gute Winzer,

ist aber nicht immer geschmacksicher

 

Zu „Winzern des Jahres“ kürt der am 13. November erscheinende Gault & Millau Weinguide Fritz und Friedrich Keller aus Baden. Sieben Weine erhalten außerdem in diesem Jahr die Höchstnote von 100 Punkten. Dass Simone Adams aus Rheinhessen als „Entdeckung des Jahres“ gelobt wird, geht in Ordnung, kommt aber einige Jahre zu spät und wirkt verschnarcht. Es ist eine Tendenz des Weinguide wahrzunehmen,  designten und mopsigen Weinen den Vorzug vor schlankem, filigranen und leichten Tropfen zu geben. Ein deutscher Parker ist aber genau das, was wir hier nicht brauchen. Insgesamt setzt der Gault & Millau Weinguide auf  die üblichen Verdächtigen und zu wenig auf Newcomer. Der Weinführer wurde im Schwarzen Adler der Kellers im badischen Oberbergen präsentiert.

 

Winzer des Jahres

Fritz und Friedrich Keller, Weingut Franz Keller, Baden

Fritz & Friedrich Keller

Zu Winzern des Jahres kürte die Redaktion Fritz Keller und seinen Sohn Friedrich aus Vogtsburg-Oberbergen am Kaiserstuhl, Baden. „Zupacken und Loslassen, Fritz Keller kann beides. Mit Herz, Hand und Verstand hat er das Weingut seines Vaters noch größer gemacht. Nun legt er es vertrauensvoll in Sohn Friedrichs Hände. Gemeinsam schreiben die beiden die Geschichte fort – die Weine sind expressiver und persönlicher denn je“, würdigt der Gault&Millau das Duo. Und weiter: „Die hier vorgestellte Kollektion übertrifft in puncto Eleganz und Ausdruck alles auf diesem Traditionsweingut bisher Dagewesene und zeugt von der kundigen wie mutigen Hand von Friedrich, der das in ihn gesetzte Vertrauen und die frühe Verantwortung selbstbewusst und souverän zu nutzen weiß.“ Für diese Leistung erhält das Weingut vier von fünf möglichen Trauben.

Albert Behler

 

Aufsteiger des Jahres

Albert Behler, Weingut Karthäuserhof, Ruwer

Zum Aufsteiger des Jahres wählte der Weinguide den Karthäuserhof in Trier-Eitelsbach an der Ruwer. Das Gut blickt auf über 750 Jahre Weinbautradition zurück und verfügt mit dem Eitelsbacher Karthäuserhofberg über eine Monopollage von Weltruf. In den letzten Jahren hatte es an Strahlkraft verloren. Dank Albert Behler, so die Redaktion, erlebe es nun eine Wiedergeburt: „Mit Umsicht und Weitsicht bringt Albert Behler ein Juwel der deutschen Weinkultur wieder zum Funkeln. Einst waren die Weine des Karthäuserhofs Legende – nun strahlen sie in neuem Glanz. Kristallklar und quellfrisch erzählen sie von ihrer großen Vergangenheit und einer hellen Zukunft.“

Simone Adams

 

Entdeckung des Jahres

Simone Adams, AdamsWein, Rheinhessen

Die Entdeckung des Jahres kommt aus Rheinhessen. Simone Adams übernahm 2010 nach dem Tod des Vaters über Nacht das Familienweingut und stellte es konsequent neu auf. „Mit scharfem Geist, glasklarer Vision und großem Feingefühl gibt Simone Adams den Burgundersorten Profil“, so die Redaktion „Die Kalkböden ihrer Heimat Ingelheim fängt sie authentisch und zugleich mit ganz persönlicher Handschrift ein.“

 

Sieben Mal 100 Punkte

Sieben Weine zeichnet der Weinguide mit der Höchstnote von 100 Punkten aus. „Immer wieder stellt man mir die Frage, ob sich beispielsweise die besten deutschen Spätburgunder wirklich mit den Top-Pinots aus dem Burgund messen können“, so Chefredakteurin Britta Wiegelmann. „Meine Überzeugung ist: ja, absolut. Und zwar gerade, weil es keine Kopien sind. Die Weine, die wir dieses Jahr mit 100 Punkten würdigen, erzählen mit atemberaubender Präzision, Finesse, Harmonie und Emotion von ihrem einmaligen deutschen Terroir. Sie sind unvergleichlich – und reihen sich genau deshalb gleichberechtigt unter die größten Gewächse der Welt ein.“

Die 100-Punkter sind

2017 Birkweiler Kastanienbusch Riesling Großes Gewächs

Weingut Ökonomierat Rebholz, Pfalz

2013 Riesling R

Weingut Peter Jakob Kühn, Rheingau

2015 Gutedel Jaspis 10hochvier

Weingut Ziereisen · Baden

2016 Malterdinger Bienenberg Spätburgunder Wildenstein Großes Gewächs

Weingut Bernhard Huber, Baden

2016 Bürgstadter Hundsrück Spätburgunder Großes Gewächs

Weingut Rudolf Fürst, Franken

2013 Spätburgunder RdP

Weingut Knipser, Baden

2011 Brut Nature

Weingut Aldinger, Württemberg

 

Drei neue 5-Trauben-Güter

Drei Betriebe steigen neu in die 5-Trauben-Gruppe und damit in die Kategorie „Weltklasse“ auf. Es handelt sich um die Weingüter Georg Breuer (Rheingau), Salwey (Baden) und Ziereisen (Baden). Damit umfasst die Spitzengruppe nun insgesamt 20 Betriebe.




Grünfränkisch: Eine neue tolle Weinrarität aus vergessenen Reben

Das Weingut Kiefer

versteht sich gut

auf historische Sorten

 

Historische, vergessene und fast ausgestorbene Rebsorten werden immer häufiger wiederbelebt und könnten bald zum großen Trend werden. Sie wollen nicht nur geschmacklich bereichern, sondern sind auch eine Antwort auf den Klimawandel und zeigen gegenüber den klassischen Gattungen schon jetzt Vorteile in der Resistenz. Auch von der Qualität vermögen einige zu überzeugen, wie der Grünfränkisch von Jonas Kiefer aus Worms-Wiesoppenheim in Rheinhessen begeisternd offenbart.

Jonas Kiefer

Der Grünfränkisch von Kiefer zeigt sich ungemein saftig, frisch und von packender Dichte. Seine geschmeidige Viskosität ist mundfüllend und macht Lust auf den nächsten Schluck. Zu feinen Kräuteraromen gesellt sich ein zarter Duft von Pfirsich und Melone. Der Wein wurde im alten Holzfass ausgebaut und entspringt der Lage „Am Heiligen Häuschen“, weshalb auf dem Etikett das Fenster der Kapelle zu sehen ist, dessen Formation an Traubenblätter erinnert. Unglaublich, dass der Grünfränkisch als die ursprüngliche Rebsorte der Liebfrauenmilch gilt.

Jonas Kiefer sucht nach Rebsorten, „die in der Weinregion Rheinhessen mal eine Rolle gespielt haben, jetzt mit dem Klimawandel besser zurechtkommen und mit Trockenheit umgehen können.“ Er pflanzte vor 4 Jahren 600 Rebstöcke mit Grünfränkisch. 2017 ergab die erste Ernte 600 Liter. Das Ergebnis war so gut, dass der Winzer gleich noch zwei weitere historische Sorten pflanzte, Süßschwarz und Fränkischer Burgunder. Der Rote Veltliner, ein frischer knackiger Wein, ist bereits auf dem Markt. Der Grünfränkisch und der Rote Veltliner wurden vom Rebenforscher Andreas Jung an mehreren Standorten in Deutschland als Einzelstockfunde entdeckt und konnten von der Rebschule Martin in Gundheim vermehrt werden. Großartig, dass man auf diese Weise ein Kulturgut wiederbelebt und neue Weintypen zugänglich macht.

Ludwig Fienhold

 

Weingut Jonas Kiefer, Rebgartenstr. 41, Tel. 06241 35861.

www.kiefer-wein.de

Grünfränkisch 13,10 €

Roter Veltliner 10,50 €.

 

Siehe auch BISS-Artikel über historische und vergessene Rebsorten von Peter Hilgard

 




Champagner-Elite: Der neue Salon 2007

Auch der Delamotte

zeigt große Klasse

 

Von Ludwig Fienhold

 

 

Unter den großen Champagner zeigt der Salon besonders viel Contenance und Grazilität. Die Branche erwartet diese rare Perle mit Spannung, jetzt wurde der aktuelle Jahrgang 2007 in der Ente in Wiesbaden in exklusiver Runde geöffnet. Salon ist grundsätzlich kein Wichtigtuer-Champagner, sondern etwas für Feintrinker. Jeder Jahrgang schmeckt anders, der Salon 2006 war spürbar weiniger, zitrusfrischer, kräftiger und kantiger als der hochsensible poetische 2002 oder der feinsinnig-florale 2004. Der neue 2007 ist ebenfalls von stiller Größe und scheint zu schweben, steckt aber voller Energie und Frische. Im Geschmacksbild präsentieren sich eher Aromen von Limette und Apfel als exotische Töne. Vom Salon gibt es nur 57.000 Flaschen, zum Preis von 400 Euro.

Der Jahrgangschampagner Salon ist stets einzigartig. Er entstammt zu Hundertprozent aus Chardonnay, dem Weinberg Côte des Blancs und der berühmten Lage Mesnil-sur-Oger. Salon wird nur in herausragenden Jahren vinifiziert. Von der ohnehin schon knappen Jahresproduktion erreichen vielleicht gerade einmal 1000 bis 2000 Flaschen Deutschland.

Dass der Salon wieder zu einem Ereignis werden würde, konnte man erwarten. Die große Überraschung war jedoch sein brüderlicher Freund, der Delamotte Blanc de Blancs 2008. Mit Charakter und Subtilität ausgestattet und durch enorme Saftigkeit und Trinkfluss animierend, begeistert auch er. Delamotte liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Salon. Wie bei Salon werden auch bei Delamotte alle Grundweine im Stahltank ausgebaut. Der Unterschied zu Salon ist, dass alle Champagner die malolaktische Gärung durchlaufen. Salon und Delamotte sind eigenständige Kellereien, wurden aber von Laurent-Perrier geschluckt. Salon wird nicht verkauft, sondern nur zugeteilt. Deshalb ist er auch nicht überall zu bekommen.

Froschschenkel

Salon ist ein Solist. Er bedarf im Grunde keiner Begleitung, weder kulinarisch noch gesellschaftlich, man könnte mit ihm ganz allein auf einer Insel glücklich sein. Küchenchef Michael Kammermeier vom Restaurant Ente verzichtete bei seinem famosen Menü deshalb auch auf kräftige Töne oder Fleischbegleitung und setzte Raffinessen wie Steinbutt mit Kalbskopf im Schinkensaft ein. Salon, aber auch Delamotte, schmecken besonders gut aus einem großen Weißweinglas und sollten 20 Minuten vor dem Trinken geöffnet werden.




Raffles in Singapur: Neue Gastronomie mit Ducasse, Pic & Leung

Die Hotel-Legende startet

mit einem starken

kulinarischen Konzept

 

Das Raffles Hotel in Singapur will sich nach seiner Renovierung Anfang 2019 mit einem starken kulinarischen Konzept zurückmelden und hat dazu gleich drei berühmte Küchenchenprofis verpflichtet: Alain Ducasse, Anne-Sophie Pic und Jereme Leung. Die Besinnung auf gute Gastronomie ist auch längst überfällig, denn die letzten Jahre und Jahrzehnte machte das Hotel nicht gerade mit hochwertiger Küche auf sich aufmerksam. Das Raffles begeht sein 130-jähriges Jubiläum und wird einer größeren Renovierung unterzogen. Zwar bleiben die Tore des legendären Luxushotels voraussichtlich noch bis Anfang 2019 geschlossen, General Manager Christian Westbeld und sein Team verraten jedoch bereits erste Details zum neuen Kulinarik-Konzept des Hauses. So soll das bestehende kulinarische Angebot unter anderem um drei herausragende Restaurants unter der Leitung der weltbekannten Küchenchefs ergänzt werden.

 

BBR by Alain Ducasse

Paella von Ducasse

Im Bar & Billiard Room, kurz BBR, wird mit der Neueröffnung Alain Ducasse die kulinarischen Geschicke lenken. Im BBR by Alain Ducasse dürfen sich Gäste künftig auf das weltweit erste mediterrane Sharing- und Grillkonzept des Meisterkochs freuen, das mit Aromen aus Portugal, Spanien, Italien und Frankreich verwöhnt. Dabei soll das 122 Jahre alte Restaurant mit einer offenen Küche mit Holzkohlegrills und Pizza-Öfen, einer Bar und einer Lounge seine ursprüngliche Clubatmosphäre beibehalten.  Entsprechend laden zahlreiche Gerichte des Chefkochs zum Teilen und Genießen ein.

 

La Dame de Pic

Cornish Crab von Pic

Die ebenfalls mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Anne-Sophie Pic  wird mit dem La Dame de Pic ihr Debüt auf dem asiatischen Markt geben. Im offiziellen Speisesaal im Hauptgebäude des Fünf-Sterne-Hotels gelegen, soll das Restaurant ganz im Sinne der Küchenchefin mit zarten Pastelltönen und natürlichen Elementen wie Holz und Leder ausgestattet werden. Die Getränkekarte beinhaltet neben Weinen, Cocktails, Whiskys und Sake auch Tee, Kaffee, Dashi und andere Sud-Varianten und will damit den Geschmack der Gerichte ergänzen und verstärken. Die Weinkarte konzentriert sich neben internationalen Tropfen besonders auf Frankreich und die Heimat der Köchin, das Rhône-Tal.

 

兿 yì by Jereme Leung

Tintenfisch in Sesamdressing von Leung

Tintenfisch in Sesamdressing

Jereme Leung zählt zu den einflussreichsten Küchenchefs der modernen chinesischen Küche. Mit dem yì by Jereme Leung kehrt der weltbekannte Koch nun in seine Heimat Singapur zurück. Das zeitgenössische chinesische Restaurant soll im dritten Stock in der neurenovierten Arkade Einzug halten und wird neben kantonesischen Klassikern auch mit neu interpretierten Delikatessen locken. Besonders exklusiv ist die „multi-sensory dining experience“ im Experience Room, bei der beinahe schon poetische Gerichte die fünf Sinne der Gäste ansprechen sollen. Der künstlerische Anspruch, der bereits im Restaurantnamen mit dem chinesischen Wort yì  für „Kunst“ zum Ausdruck kommt, spiegelt sich auch im Inneren des Restaurants wider.




Giulia Super: Die neue Bar im Frankfurter Bahnhofsviertel

Radu Rosetti relauncht

Ex Black Dog

 

Radu Rosetti schenkt nach: Aus dem geisterhaft kurzzeitigen Black Dog wurde das neue Giulia Super. Die Bar wollte Coolness statt Seele servieren und erreichte damit nicht genügend Gäste. Was ist nun anders? Vor allem wurde die ganze Mannschaft ausgetauscht, damit überhaupt ein Neuanfang möglich war.

Radu Rosetti schenkt nach

Die puristisch gestylte Bar ist nach wie vor die am Wiesenhüttenplatz im Méridien Hotel, erhält aber durch ein neues Team einen anderen Auftritt. Das kommt vor allem aus dem Sullivan und ist für seinen offensiven Charme bekannt. Statt vier Bärten hinter dem Tresen gibt es nur noch einen. Es geht jetzt freundlicher und lockerer als vorher zu, zudem versteht man sich nicht nur als Cocktail-Bar, es werden auch einige der toskanischen Weine und Spumante von Tom Bock und seinen Weingütern in der Toskana serviert, die viele von seinen Restaurants Biancalani und A Casa di Tomilia  kennen. Damit erklärt sich auch die italienische Verbindung und die Namensgebung, der Alfa Romeo Giulia Super ist einer der großen Klassiker der automobilen Kultur. Ob damit wirklich der Alfa oder vielleicht eine gemeinsame Freundin gemeint ist, wollen die beiden kryptisch halten. „Ein bißchen Geheimnis muss sein“, meint Radu Rosetti. Mit der gegenüberliegenden Trinkhalle am Wiesenhüttenplatz, soll an diesem Ort ein neuer Meetingpoint entstehen. Die Stadt Frankfurt ist sehr  daran interessiert, aus dem heruntergekommenen Halunken-Platz ein ansehnliches Fleckchen zu machen. Gastronomie erfüllt eben auch eine soziale Aufgabe.

 

PS: Die Bar Giulia Super wurde am 2. Oktober mit einer Feier eröffnet. Klar, dass es dazu Musik gibt. Aber: Eine Bar ist ein Kommunikationszentrum, bei dem Gespräche mindestens so wichtig sind wie Drinks. Warum aber glauben DJs , dass Musik nur dann gut ist, wenn sie Tinnitus-Emission erreicht?

Giulia Super, Frankfurt, Wiesenhüttenplatz 28-38. Geöffnet: Täglich 18 – 2 Uhr.