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Raffles in Singapur: Neue Gastronomie mit Ducasse, Pic & Leung

Die Hotel-Legende startet

mit einem starken

kulinarischen Konzept

 

Das Raffles Hotel in Singapur will sich nach seiner Renovierung Anfang 2019 mit einem starken kulinarischen Konzept zurückmelden und hat dazu gleich drei berühmte Küchenchenprofis verpflichtet: Alain Ducasse, Anne-Sophie Pic und Jereme Leung. Die Besinnung auf gute Gastronomie ist auch längst überfällig, denn die letzten Jahre und Jahrzehnte machte das Hotel nicht gerade mit hochwertiger Küche auf sich aufmerksam. Das Raffles begeht sein 130-jähriges Jubiläum und wird einer größeren Renovierung unterzogen. Zwar bleiben die Tore des legendären Luxushotels voraussichtlich noch bis Anfang 2019 geschlossen, General Manager Christian Westbeld und sein Team verraten jedoch bereits erste Details zum neuen Kulinarik-Konzept des Hauses. So soll das bestehende kulinarische Angebot unter anderem um drei herausragende Restaurants unter der Leitung der weltbekannten Küchenchefs ergänzt werden.

 

BBR by Alain Ducasse

Paella von Ducasse

Im Bar & Billiard Room, kurz BBR, wird mit der Neueröffnung Alain Ducasse die kulinarischen Geschicke lenken. Im BBR by Alain Ducasse dürfen sich Gäste künftig auf das weltweit erste mediterrane Sharing- und Grillkonzept des Meisterkochs freuen, das mit Aromen aus Portugal, Spanien, Italien und Frankreich verwöhnt. Dabei soll das 122 Jahre alte Restaurant mit einer offenen Küche mit Holzkohlegrills und Pizza-Öfen, einer Bar und einer Lounge seine ursprüngliche Clubatmosphäre beibehalten.  Entsprechend laden zahlreiche Gerichte des Chefkochs zum Teilen und Genießen ein.

 

La Dame de Pic

Cornish Crab von Pic

Die ebenfalls mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Anne-Sophie Pic  wird mit dem La Dame de Pic ihr Debüt auf dem asiatischen Markt geben. Im offiziellen Speisesaal im Hauptgebäude des Fünf-Sterne-Hotels gelegen, soll das Restaurant ganz im Sinne der Küchenchefin mit zarten Pastelltönen und natürlichen Elementen wie Holz und Leder ausgestattet werden. Die Getränkekarte beinhaltet neben Weinen, Cocktails, Whiskys und Sake auch Tee, Kaffee, Dashi und andere Sud-Varianten und will damit den Geschmack der Gerichte ergänzen und verstärken. Die Weinkarte konzentriert sich neben internationalen Tropfen besonders auf Frankreich und die Heimat der Köchin, das Rhône-Tal.

 

兿 yì by Jereme Leung

Tintenfisch in Sesamdressing von Leung

Tintenfisch in Sesamdressing

Jereme Leung zählt zu den einflussreichsten Küchenchefs der modernen chinesischen Küche. Mit dem yì by Jereme Leung kehrt der weltbekannte Koch nun in seine Heimat Singapur zurück. Das zeitgenössische chinesische Restaurant soll im dritten Stock in der neurenovierten Arkade Einzug halten und wird neben kantonesischen Klassikern auch mit neu interpretierten Delikatessen locken. Besonders exklusiv ist die „multi-sensory dining experience“ im Experience Room, bei der beinahe schon poetische Gerichte die fünf Sinne der Gäste ansprechen sollen. Der künstlerische Anspruch, der bereits im Restaurantnamen mit dem chinesischen Wort yì  für „Kunst“ zum Ausdruck kommt, spiegelt sich auch im Inneren des Restaurants wider.




Frankfurter Freßgass: Café Paris hat eröffnet

Belebung für die

angeschlagene

Flaniermeile

 

Von Ludwig Fienhold

 

Im Hamburger Café Paris stehen die Gäste Schlange, so möchten es die Betreiber auch gerne in Frankfurt mit ihrem Ableger haben, der am 14. September nach einem rauschenden Fest eröffnet hat und dem gleichen erfolgreichen Konzept folgt, aber zudem eigene Ideen einbringt. Hans-Jürgen Laumeister und Daniela Schwarz, die das Schlosshotel Rettershof in Kelkheim vor den Toren Frankfurts führen, wollen mit ihrem neuen Lokal auf Frankfurts einziger Flaniermeile Flagge zeigen und dem so langsam völlig abgenagten Namen Freßgass wieder Sinn geben.

Das ehemalige Restaurant Zarges auf der Frankfurter Freßgass wurde völlig entrümpelt, kaum ein Detail erinnert mehr an den einstigen Plüschsalon und sein samtrotes Ambiente. Im Prinzip hätte man das Mobiliar behalten können, denn es wäre auch gut mit dem neuen französischen Bistro-Konzept einhergegangen. Doch Laumeister & Schwarz wollten es „moderner, luftiger, heller, freundlicher.“ Die beiden möchten an gleicher Stelle, um die es in den letzten Jahren ruhig wurde, wieder das Leben pulsieren lassen. „Eng, crowdy, kommunikativ“, beschreibt Hans-Jürgen Laumeister seine Vorstellung vom Café Paris. Im Gegensatz zu vorher wird dies also eher kein intimer Ort für Rendezvous-Pärchen.

Das Konzept

Unkompliziert soll alles sein, das Essen und die Atmosphäre. Klassische französische Bistro & Brasserie-Gerichte in gut sortierter Auswahl für jeden Geldbeutel. Offensive Präsenz. Das Café Paris wird täglich geöffnet haben und damit an Sonntagen eine der ganz wenigen aktiven und attraktiven Adressen in der Innenstadt sein: Von 9 – 24 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr. Noch besser: Montag – Freitag Frühstück von 9 – 12 Uhr, Samstag + Sonntag von 9.30 – 16 Uhr. Das Café Paris (ohne „de“ in der Mitte, denn da wären wir in einer anderen Klasse in Monaco) wird als Franchise geführt, wobei das Frankfurter Lokal die Standards übernimmt, aber auch eigene Ideen einfließen lässt. 

Ambiente

Eine Ansage ans Volk: 150 Plätze innen, 150 Plätze auf der Terrasse. Das schafft Platz für viele. Vom Souterrain bis zur Galerie werden viele Ebenen bespielt. Die allseits bekannten Thonet-Stühle, Säulen mit Keramikkacheln und Stäbchenparkettboden sind das Grundgerüst. Im Detail geht es aber noch weiter. Mit lebenden Pflanzen begrünte Wände, ein begehbarer Weinklimaschrank und zwei Bar-Theken mit Hockern schaffen zusätzlich Atmosphäre. Clou ist aber ein indirekt beleuchtetes Milchglasdach, das eine Wintergarten-Atmosphäre erzeugt. Auf der Galerie befinden sich die Logenplätze, von denen aus man das Restaurant und den Eingang gut im Blick hat. Die Glasscheibe wurde entfernt, denn hier oben ist kein Raucherbereich mehr.

Food & Beverage

Tatar in verschiedenen Varianten ist der Klassiker im Hamburger Café Paris und soll es auch in Frankfurt werden. Vor allem der am Tisch zubereitete (200 Gramm/25,50 €) gilt als Highlight. So etwas Schlichtes wie Croque Monsieur kann sehr gut sein, was man als Gast aber selten erleben darf. Im Frankfurter Café Paris wird es diesen Gassenhauer und andere, wie bretonische Fischsuppe, Paté Maison oder Merguez Frites Salade geben. Auf einer Extrakarte werden noch interessantere Gerichte angeboten, wobei wir uns beim nächsten Besuch schon auf den panierten Schweinefuß mit Trüffelremoulade freuen. Es werden auch Macarons angeboten, allerdings findet man schräg gegenüber auf der Freßgass bei Köllers L´Art Sucré die besten Macarons in ganz Deutschland.

Auf der 150 Positionen umfassenden Weinkarte stehen als Standard die Tropfen vom Schlossgut Diel oder dem Weingut Wittmann, wobei die ausgewiesenen Größen der offen ausgeschenkten Weine bemerkenswert sind, die es in 0,1l, 0,25 l und 0,5l gibt, was vorbildlich ist. Es werden zwei Champagner glasweise ausgeschenkt, für 12,50 und 14,50 € (0,1l), aber keine, die jeder kennt. Crémant und Cidre sind bei einem solchen Bistro selbstverständlich. Auf der Weinkarte geben grundsätzlich Frankreich und Deutschland den Ton an. Dabei wird in Frankfurt die Nähe zu Rheingau und Rheinhessen umgesetzt. 

Das neue Team

Das Café Paris geht mit 30 Angestellten in Küche und Service an den Start, später sollen bis zu 50 Mitarbeiter an Bord sein. Betreiber sind das Paar Hans-Jürgen Laumeister und Daniela Schwarz, die den bekannten Rettershof in Kelkheim führen und dennoch persönlich noch nicht wirklich bekannt sind. Als Restaurantleiterin wurde Tatjana Popovic verpflichtet, die zuvor schon in gleicher Position bei Zarges arbeitete. Der für alles verantwortliche Executive Chef ist Philip Raubach, der jedoch in erster Linie im Schlosshotel Rettershof arbeitet und zuvor in der Villa Rothschild im Taunus tätig war. Küchenchef im Café Paris ist Jakub Mysicka, der einst bei Zarges Souschef war. Als Souschef im Café Paris fungiert Tino Specht, der aus der Villa Rothschild kommt. Als Sommelier wurde Helgo Karrer verpflichtet, den man nicht vorstellen muss. Betriebsleiterin ist Claudia Lüttig.

Finale

Es existiert derzeit kein Lokal unmittelbar auf der Freßgass, das kulinarisch wertvoll wäre. Ob das Café Paris bloß ein Konzeptlokal ist oder ein kulinarisches Highlight setzen kann und ein Hotspot wird oder sogar beides schafft, dürfen wir in den nächsten Monaten erleben. Der Futterneid auf der Freßgass hat indes schon längst eingesetzt. 

Café Paris, Frankfurt, Kalbächer Gasse 10 (Freßgass).  

Photocredit: Café Paris Frankfurt




Rosé-Wein: Die Farbe des Sommers

Vom Modetröpfchen

zum Lustwein

 

Es gibt Tage, an denen man sich nur mit einem Rosé anfreunden möchte. Im Sommer  sind solche Begegnungen besonders häufig. Wir haben viele gute Freunde unter den Roséweinen, wobei die Qualität weltweit gestiegen ist. Es ist aber ein Unterschied, ob man Rosé in Bad Wimpfen oder an der Côte d´ Azur trinkt. Die azurblaue Küste ist ein Quell für den lebensfrohen Rosé. Gut, meist werden überteuerte Touristenweine aufgetischt, aber es gibt auch herausragende Beispiele abseits vom Mainstream.

Das Château Minuty befindet sich über dem Golf von Saint-Tropez und wird von üppigen Palmen, Platanen und Rosen romantisch verzaubert. Der elegante Rosé M schimmert lachsrosa im Glas und ist von seidiger Struktur. Der Wein ist animierend trocken, ungemein frisch und wird dezent von einer feinen Fruchtigkeit begleitet. Der zarte Duft von Beeren und Kräutern ist so präsent wie nötig und so zurückhaltend wie möglich. Es setzt jedenfalls gleich eine enorme Trinkfreude ein, die bei der ersten Flasche nicht beendet sein wird. Der Minuty M wird aus den Rebsorten Grenache, Cinsault und Tibouren erzeugt. Für uns ein Rosé par excellence. Endverbraucherpreis ca. 11 €. Wird von vielen Händlern geführt.

Mehr Urlaub in einem Glas kann es kaum geben: Die Domaine de Marchandise schenkt uns einen so köstlichen, nach praller Lebensfreude und Sinnlichkeit schmeckenden Rosé-Wein ein, wie er nicht besser sein kann. Er schwebt in perfekter Harmonie über die Zunge und zeigt sich frisch, saftig, dicht und präzise in Ausdruck und Aromatik, wobei ihn ein Hauch Waldbeeren und ein Touch Grapefruit abrundet. Der Rosé Côte de Provence aus den Rebsorten Syrah, Grenache und Cinsault lädt durch seine kühle Noblesse zum Weitertrinken ein, was gerade für die Gastronomie wichtig ist, die nicht möchte, dass die Gäste nach dem ersten Glas müde werden und sich gelangweilt fühlen. Man kann diesen fabelhaften Wein zu gegrillten Fisch und der würzigen Knoblauch-Kräuter-Küche Südfrankreichs trinken, er lässt sich aber auch ganz einfach solo genießen. Am meisten Freude bereitet er, wenn man ihn im wunderschönen Roquebrune-sur-Argens trinkt oder im nahen Weingut der Domaine de Marchandise. Es gibt ihn aber auch im Frischeparadies in Frankfurt, wo man ihn ebenfalls mit viel Spaß im Glas im Bistro zu den Fischgerichten trinken kann. Zu bestellen auch bei www.alleswein.com  Endverbraucherpreis: 11,40 €.

 

 

Der bekannteste Promi-Rosé ist der von Brad Pitt und Angelina Jolie und ihrem Château Miraval in der Provence, der von der Weinfamilie Perrin vinifiziert wurde. Uns hat der Tropfen (17 €) nicht beeindruckt, möge er auch von vielen übermäßig gelobt werden. Ein anderer und eher interessanter Rosé mit Starstatus ist gerade auf den Markt gekommen und trägt den schönen Namen: Diving into Hampton Water. Das Etikett ist eines Design-Preises würdig und regt ganz sicher zum Kauf an. Der Wein entstammt einer gemeinsamen Idee von dem amerikanischen Rocksänger Bon Jovi, dessen Sohn Jesse Bongiovi (so der richtige Familienname) und dem ehemaligen französischen Rugbyspieler Gérard Bertrand, der längst sein eigenes Weingut in Südfrankreich betreibt. Man wollte mit diesem gemeinsamen Rosé südfranzösisches Savoir-Vivre und den lässigen Lifestyle der US-Ostküste einfangen. Die Trauben für den Wein (Grenache, Cinsault, Syrah, Mourvedre) stammen aus dem Languedoc. Im Haus in den Hamptons von Bon Jovi wurden Roséweine bislang als „rosa Saft“ getrunken. Ihr Rosé ist aber kein „Bed of Roses“. Der Hampton Water Rosé (ca. 19,95 € bei Weinwolf, Beesdo & Cap) hat eine forsche Frische, entfaltet diskrete Fruchtaromen mit leichter Dominanz der Himbeere, wirkt aber zu keiner Zeit blumig. Diving into Hampton Water lädt auf schöne und auffrischende Weise zum Abtauchen ein.

Ludwig Fienhold

 

 




Neues Hotel Roomers Park View für Frankfurt

Hotelturm mit Skyline-Bar

am Grüneburgpark

 

Im noblen Frankfurter Westend, direkt am Grüneburgpark, soll ein zweites Roomers entstehen. Nach den Worten der Betreiber, Micky Rosen und Alex Urseanu, ist die Eröffnung für Ende 2020 geplant. Das Roomers Park View soll 136 Zimmer und Suiten bekommen und mit Parkblick im Grüneburgweg 102 entstehen. Das Hotel will sich auf Suiten fokussieren und ein nicht alltägliches Gastronomiekonzept präsentieren. Die Bar in der 19. Etage bietet einen Blick auf die Skyline, im 18. Stockwerk entsteht ein exklusiver Spa. Wie bereits im Roomers in Baden-Baden, konnte die Gekko Group für das Interior Design den Mailänder Designer und langjährigen Freund der Gruppe Piero Lissoni verpflichten.

Das Gesamtprojekt umfasst zwei Gebäude, der Hotelturm wird dabei 19 Stockwerke umfassen und ein weiterer Turm 26 Stockwerke. Hier entstehen Eigentumswohnungen, die den Service des Roomers in Anspruch nehmen können. Projektentwickler und Vermieter ist ein Joint Venture der RFR Gruppe der Immobilienriesen Aby Rosen und Michael Fuchs (New York) und dem Immobilienkonzern Hines (Housten). Mit Aby Rosen und Michael Fuchs arbeiten Alex Urseanu und Micky Rosen bereits seit dem ersten Roomers in der Gutleutstraße in Frankfurt zusammen.

Die Gekko Group mit Hauptsitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2001 von Micky Rosen und Alex Urseanu gegründet. Zum Portfolio gehören in Frankfurt das Hotel Roomers, das Bristol Hotel sowie die Design Hotels The Pure und Gerbermühle. Darüber hinaus zählen 300 möblierte Apartments, die Bristol Bar, die Gekkos Bar sowie das Restaurant Moriki in den Deutsche-Bank-Türmen zur Gekko Group. Seit 2016 expandiert das Unternehmen in Deutschland und so eröffnete im November 2016 das Roomers in Baden-Baden, im März 2017 das Provocateur in Berlin und zuletzt im Oktober 2017 das Roomers in München. Die neue Hotelbrand „Gekko House“ wird in Frankfurt Ende 2019 seine Türen öffnen und das Roomers Park View im Frankfurter Westend voraussichtlich Ende des Jahres 2020 die ersten Gäste empfangen.

Das Gekko House wird eine völlig neue Brand im Portfolio der Gekko Group. Das erste Haus soll auf der Mainzer Landstraße Ende nächsten Jahres eröffnen, ein Neubau mit 130 Zimmern. Gekko House wird eine junge coole Brand, ein Lifestyle-Hotel mit der gleichen DNA und gleichen Philosophie wie Roomers, aber jünger und noch unkomplizierter, meint Micky Rosen. Es wird ohne Spa, Portier, 24h Roomservice oder Tagungsbereich auskommen. Im Blickpunkt stehen aber auch hier Food & Beverage, mit Bar, Restaurant und Dachterrasse. Das Restaurant im Erdgeschoss wird ein Chicago Williams, ein BBQ-Restaurant Konzept, wie es bereits in Berlin-Mitte existiert.




Robuchon: Erinnerungen an einen der letzten der großen Köche

Geniestreiche mit Kartoffelbrei,

Ravioli und Schweinskopf

 

Von unserem

Frankreich-Korrespondenten

Jörg Zipprick

 

Der französische Jahrhundertkoch Joël Robuchon starb mit 73 Jahren an Krebs. Sein Name steht für ein weltumspannendes Imperium mit Restaurants in Paris, Bangkok, Hong Kong, Las Vegas, London, Macao, Monaco, Montréal, New York, Shanghai, Taipei und Tokio. Doch jenseits allen Erfolgs steht Robuchon auch für eine Küche der Intelligenz und Präzision, die uns heute bitter fehlt. 

Robuchon hatte streng genommen zwei Küchenleben, und beide stellte er unter das Motto „Konsequenz und Effizienz“. Das erste Leben begann mit 15 Jahren, als er das elterliche Heim verließ, um die „Tour de France des Compagnons“ zu beginnen, die härteste und schwierigste Ausbildung von ganz Frankreich: Als Wandergeselle müssen die Berufsanfänger dabei jahrelang für einen Hungerlohn von Compagnon zu Compagnon ziehen um ihr Metier zu erlernen. Für den letzten Schliff sorgten bei Robuchon einige Jahre im Berkeley, damals eine der Top-Adressen, in der sich das vornehme Paris flambierte Kalbsnieren, Pfeffersteak und Pistazienkuchen schmecken ließ. 1970 unterschrieb der zukünftige Jahrhundertkoch seinen ersten Vertrag als Küchenchef – auf dem Seine-Boot „Ile de France“. Vier Jahre lang bewirtete er dort Touristen, bevor er den Herd des Pariser Hotels Concorde-Lafayette an der Porte Maillot übernahm. Die drei Restaurants des 1000-Zimmer-Hauses und die kulinarische Tagesarbeit vom Frühstücksservice bis zum Bankettbetrieb hielten den jungen Joël schwer in Atem. „Dabei lernt man Disziplin“ sagte er mir einmal. Eine Qualität die auch sein nächster Arbeitgeber, das Hotel Nikko, zu schätzen wusste: Robuchon durfte hier zum ersten Mal zeigen was er kann und kochte die triste Betonburg in Rekordzeit in die Riege der begehrten Schlemmeradressen. Gäste und Kritiker wurden auf den Mann aus dem westfranzösischen Poitiers aufmerksam, das neue Küchentalent beteiligte sich an Kochwettbewerben wie dem Prix Taittinger – und gewann. Die zwei Sterne, mit dem der Michelin seine Arbeit würdigte, durfte er 1981 beim Umzug in sein eigenes Restaurant, nach dem Vorbesitzer „Jamin“ genannt, mitnehmen.

Robuchon & Team

Anfang der achtziger Jahre verdaute die französische Gastronomie die Exzesse der Nouvelle-Cuisine-Zeit. Die Cuisiniers der Grande Nation begannen gerade, die ersten Kiwi-Lieferungen abzulehnen und sich die Frage zu stellen, was man den Gästen außer Brokkolimousse denn sonst noch anbieten könnte. Und dann eröffnete das Jamin, ein Lokal mit klaren schnörkellosen Gerichten ohne Firlefanz und störendes Beiwerk, immer bestens durchdacht, realisiert und präsentiert. Als einer der Ersten schmückte Robuchon die Karte seines neuen Restaurants mit verfeinerten Versionen klassischer und ländlicher Gerichte, ließ Lammbraten in Salzkruste, Merlan Colbertoder Schweinskopf Ile de Franceservieren. „Ich habe einfach das Gegenteil der anderen gemacht“ erklärte Robuchon. So wurde das Jamin zu einem der „Geburtsorte“ der französischen Küche von heute, mit feiner, raffinierter Cuisine, die dennoch von der ländlich-rustikalen „Cuisine du terroir“ inspiriert blieb. „Zu kochen wie Robuchon“ lautete schnell der Traum einer ganzen Generation junger Küchenchefs. Die wenigen Plätze für Lehren und Stagen waren heiß begehrt – obwohl über die Arbeitsbedingungen die wildesten Gerüchte kursierten. „Im Jamin gibt es nicht einmal genug Bestecke fürs Personalessen, wer nicht gut arbeitet bleibt hungrig“, lautete eines davon. „Wer den berühmten Kartoffelbrei nicht richtig anrührt, muss die Töpfe mit dem verkorksten Püree selber auslöffeln“, ein anderes. Aber eine Lehre bei Robuchon öffnete die Tür zur ganz großen Karriere. 

Mit zunehmendem Erfolg wurde Robuchon zum Berater des Nahrungsmittelunternehmens Fleury-Michon. Neue Kreationen aus den Töpfen und Pfannen des Meisters wurden unterdessen im ganzem Land kopiert: Mit seinen „Ravioli von Langustinos und Kohl“ löste Robuchon eine regelrechte Ravioliwelle aus, die jahrelang in den Küchen der Hauptstadt tobte. Variationen seines weltberühmten Purée de Pommes de Terre – einem wunderbar geschmeidigen Kartoffelbrei, der zur Hälfte aus Butter besteht – schmücken bis heute die Karten zahlreicher Restaurants. Die Imitatoren beißen sich an dem vermeintlich einfachen Gericht buchstäblich die Zähne aus. Nicht allein die Butter macht nämlich die pürierten Erdäpfel zum Feinschmeckergericht, sondern vor allem die richtige Kartoffelsorte. Robuchon hatte, bevor er seine Neuschöpfung lancierte, endlose Versuchsreihen mit allen bekannten Varianten gestartet und entschied sich für die Agria. Ein intensives Verfahren, das typisch für seine Küche war. Während einige Köche fast schon „aus dem Herzen heraus“ kochten und andere mit Chemikern paktieren, praktizierte der Drei-Sterne-Koch aus Paris eine „Küche der Intelligenz“, in der Zufall keinen Platz hatte. Selbstverständlich hatte „J R“ – wie ihn der Schriftzug auf seinem Kochhabit damals diskret benannte – die besten Lieferanten, beschäftigte eigene Fischer in der Bretagne und verfügte sogar über ein eigenes Kartoffelfeld beim Produzenten Clot im Pariser Umland. Aber um jeden Tag dieselbe Qualität zu gewährleisten, wurde jedes Rezept aufs Gramm genau gewogen und vermessen. Damals war das neu. Neue Gerichte testete und verfeinerte Robuchon manchmal monatelang: So entstanden zum Beispiel die Jakobsmuscheln à la Quiberonnaise – in der Schale gekocht, um schonend den Eigengeschmack zu bewahren, und vor dem Servieren mit einer fantastischen Sauce aus Orangensaft, Butter, Dill, Gurken, Karotten und grüner Zitrone geschmacklich abgerundet. Oder ein „Turban von Langustinos“, tatsächlich ein Ring aus Krustentierfarce, bei dem ein Mantel aus Spaghetti im Mund für den richtigen Biss sorgte.

Robuchons zweites Leben begann in einem Alter, in dem andere sich auf die Rente vorbereiten oder definitiv abtreten. Der große Alain Chapel starb schließlich 1990 mit nur 53 Jahren nach dem abendlichen Service an einem Herzinfarkt. „Am 50. Geburtstag mache ich Schluss, ich möchte auf dem Höhepunkt meiner Laufbahn abtreten!“ sagte Robuchon. Er hielt ein Jahr länger durch, betätigte sich als Fernsehkoch und bereitete danach ein furioses Comeback vor. Als einer der ersten Köche glaubte er fest an den asiatischen Markt und gründete mit Jean-Claude Vrinat das Luxusrestaurant Taillevent-Robuchon in Tokio. Im Land der aufgehenden Sonne, wo er in seiner zweiten Lebenshälfte nochmal eine Familie gründete, ließ er sich für ein neues Restaurantkonzept inspirieren. Japanische Restaurants sind oft klein, acht bis zwölf Gäste sitzen an einer Theke und lassen sich vom Chef bekochen. So etwas, sagte sich Robuchon, sollte doch auch anderswo möglich sein. Im Jahr 2003 lancierte er das erste Atelier de Joel Robuchon. Und das war so ganz anders als seine bisherigen Lokale: Kein Superluxus am Tisch, keine Reservierungen, stattdessen offene Küchen, frische, simple Gerichte, die direkt vor den Gästen zubereitet wurden, lockerer Service. L’Atelier war nie ein intimes Lokal für Rendezvous oder Eindruck schindende Geschäftsessen. Aber ein Restaurant, das unseren Alltag um hervorragendes Essen bereichert: Ob Langustinos in Filo-Teig, Gemüse-Tempura, Kalbsbries mit Lorbeer oder Foie Gras Spieß mit Paprika – jedes Gericht wurde und wird noch immer mit der berüchtigten Robuchon-Perfektion zubereitet. Beste Zutaten und sekundengenaue Garzeiten waren selbstverständlich, auch wenn die Zubereitungen deutlich einfacher als früher ausfielen. Gerade weil man nicht reservieren konnte, standen in der ersten Filiale in der Pariser Rue de Bac manchmal 50 bis 80 Pariser für einen Platz an der Bar Schlange. Bald gab es Ateliers auch in London, Hongkong, Las Vegas, Tokio und New York. Robuchon eroberte Asien, feierte mit Casino-Inhabern auf Macao und wurde ganz nebenbei zum Koch mit den meisten Sternen auf der Welt. Sein Name wurde zur Marke, doch niemand konnte sich beschweren, dass die Qualität nicht stimmte. Robuchons zahlreiche Schüler galten immer als eine verschworene Bande, viele machten große Karriere. Doch er hatte auch Gegner und Neider, die gerne ihre Kumpels von der Presse motivierten, öffentlich zu erklären, seine Küche sei jetzt obsolet, heute müsse man in den Chemietopf greifen oder Gerichte mit schnellen Effekten Instagram-tauglich machen. Beides tat Robuchon nie. 

Wenn große Köche abtreten, werden sie im besten Fall zur Legende. Auguste Escoffier richtete man in seinem Geburtsort Villeneuve-Loubet ein Museum ein. Fernand Points „Pyramide“ wurde jahrzehntelang von seiner Witwe als „Gedenkstätte“ weitergeführt. Und auch bei „Dumaine“ in Saulieu wurden jahrelang nur Gerichte gekocht, die der große Meister noch persönlich ersonnen hatte. Robuchon trat heute ab, und wir werden sehen, was aus seinem weltumspannenden Imperium mit Restaurants in Bangkok, Tokio, Montreal, Paris, New York und anderswo wird. Vielleicht wird sein kulinarisches Reich zur Legende, vielleicht wird es von der jüngeren, besonders ambitionierten Generation zerlegt. Allen, die ihn gekannt haben, bleibt er als der Koch in Erinnerung, der ein simples Kartoffelpüree in eine Delikatesse verwandeln konnte.

Menü von Robuchon aus den 80er Jahren, als Jörg Zipprick das erste Ma(h)l dort tafelte

Photocredit: Robuchon




Top Lounge: Smoked Beef & Essbare Magazine

Sommerparty im Le Panther

 

Nur nicht die Nase rümpfen, Mais-Tacos mit einem in Apfelwein eingelegten Handkästatar, Jalapeños und Radieschen darf man gerade in Frankfurt servieren. Vor allem, wenn sie so gut sind, wie beim Event Top Lounge vom Top Magazin Frankfurt, der diesmal in der einzigartigen Location Le Panther inszeniert wurde. Schon früher war die schöne Villa als Ballhaus Odeon, Fantasy Garden, Odeon und Plastik bekannt, woran sich viele der Gäste auch noch gut erinnern konnten. Doch niemand der Gäste war so alt, dass er noch den Museumspavillon des Bankiers Bethmann gekannt hätte, denn dieser wurde 1808 erbaut. An einem solchen historischen Ort und seinem hübschen Garten kann eigentlich nichts schief gehen, hätte der Veranstalter auch Frankfurter Würstchen auftischen können, ohne die Laune der über 400 Gäste zu verderben. Darunter auch Gerd Schüler, der an gleicher Stelle das Plastik Ende der 80er Jahre betrieben hatte.

Für das Catering war Peyman Far vom Landwehrstübchen verantwortlich, der einige gute Gerichte, wie das Handkäs-Taco, an seinen Stationen im Garten zubereitete. Wie immer ausgezeichnet präsentierte sich der Grill von Otto Gourmet, wo es famoses Smoked Brisket vom US Beef und Mini Beef Burger gab. Firenze, der beste Eissalon der Stadt, brachte schönste Erfrischungen mit, unter denen auch unser Favorit Fior di Latte war. Eine Bereicherung war die Hütte von der Holy Cross Brewing Society, die ja eines der besten Cafés der Stadt betreibt. Zudem gab es eine schöne Bescherung: Eine riesige Torte mit essbaren Oblaten-Titelbildern des Top Magazins. Zubereitet von der Patisserie des Sonnenhofs am Park, die der Gourmet Dietrich Eilers betreibt. Ein super Service, freundlich und effizient, machte den Abend perfekt. 

Gut & Schön: Eissalon Firenze mit Doris, Samir + Lea (r.n.l.)

Magazin als Torte