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Sofitel Alte Oper Frankfurt: Goethes Geliebte wird Gastgeber

Das Hotel an Frankfurts

prominentem Platz soll

im September eröffnen

 

Das mit Spannung erwartete neue Sofitel an der Alten Oper in Frankfurt soll im September eröffnen. Das Restaurant wird auf den Namen Schönemann getauft, die Bar soll Lili heißen. Lili Schönemann war die Verlobte von Goethe und ging als „Lili“ in die Literaturgeschichte ein. Nach der in Offenbach geborenen Bankierstochter wurde auch der schöne Lili-Tempel in Frankfurts Nachbarstadt benannt. Das Konzept des Restaurants wird noch geheim gehalten, doch will man in der Gastronomie der Tradition des leichten Soupers zu einer Renaissance verhelfen und damit vor allem Besucher der gegenüberliegenden Alten Oper ansprechen – auch noch zu später Stunde, was in der Innenstadt schließlich dringend gebraucht wird. Dann ließe sich vielleicht „die feine Gesellschaft Frankfurts sehen, bedient von geschmeidigen Kellnern, wie sie an kleinen Tischen soupieren“, ganz im Sinne von Thomas Mann und seinem Hochstapler Felix Krull.

Das erste Zimmer ist fertig

Das erste Zimmer ist fertig

Die Fassade des neuen Hotels soll eine zeitgemäß übersetzte Hommage an die Alte Oper, die umliegenden Gründezeitbauten und die noblen französischen Hôtels Particuliers des 17. Und 18. Jahrhunderts sein. „Die französische Eleganz ist allgegenwärtig“, meint Hoteldirektor Denis de Schrevel. Das Hotel wird 150 Zimmer haben, darunter 15 Junior-Suiten, 13 Prestige-Suiten, zwei Opera-Suiten und eine Presdential Suite. Alle Zimmer bieten Blick auf die Alte Oper oder den angrenzenden Park.

Krötendusche

Krötendusche

Im Park hinter dem Sofitel wurde übrigens eine Dusche installiert. Keineswegs für die Gäste des Sofitels als zusätzliche Spa-Ergänzung, sondern tatsächlich als Dusche für Sonorakröten, was indes mehr der ideelle Teil eines Tierparcours sein soll, den sich der Zoo ausgedacht hat.

LF




So geht Hotel: Libertine Lindenberg in Frankfurt

Geselligkeit in möblierter Wundertüte

 

Das Unkonventionelle hat hier System: Im neuen Libertine Lindenberg gibt es keine Rezeption, der Check-in wird am Eingang am Automaten mit der Kreditkarte erledigt. Dafür fällt der Gast gleich ins Wohnzimmer-Café und kann dort zum Einstieg einen guten Apfelwein aus eigener Produktion trinken – maßgerecht, denn das Hotel liegt schließlich mitten im Apfelweinquartier in Alt-Sachsenhausen. Die neue individuelle Herberge will mit optischer Raffinesse und Qualitätsbewusstsein auch ein Zeichen setzen, denn das kurz vor dem Absaufen befindliche Revier soll Ecke für Ecke mit neuem Leben erfüllt werden, wovon inzwischen einige gelungene Objekte Zeugnis geben, vor allem das künstlerische Lindenberg-Projekt „Der kleine Mann mit dem Blitz“ in der kleinen Rittergasse.

Themenzimmer Apfelwein

Themenzimmer Apfelwein

Das Libertine Lindenberg ist wie schon das erste Haus dieser Art im Frankfurter Ostend eine möblierte Wundertüte. Spielerische Elemente allenthalben, Bauklötzchen für Erwachsene. Zum Staunen. Während das erste Lindenberg-Hotel künstlerischer und verspielter erscheint, wirkt Libertine indes ein wenig erwachsener und gediegener mit hochwertigen Materialien ausstaffiert. Viel Handarbeit und originelle Ideen sind sichtbar, das gerippte Apfelweinglas der Einheimischen wird ansehnlich als Stilelement eingesetzt, sei es bei der Überdecke oder den Wärmflaschen, die man als Souvenir erstehen kann.

Libertine Hotel Die 27 Zimmer und Suiten sind durchweg von liebevoller Ausstrahlung, man fühlt sich gleich wohl und gut aufgehoben. Wer Skyline-Blick bucht, wird noch mehr Freude haben. Die Zimmer sind kleinteilig aufgebaut und übersichtlich geschnitten, wobei die Bäder besonders schlank ausfallen. Nachteil: Eine Dachterrasse durfte nicht gebaut werden, aber auch sonst gibt es keine Außenterrasse. Das von Steen Rothenberger und Tom Bock konzipierte Hotel ist so oder so eine Bereicherung für Frankfurt und insbesondere für das bislang leider vernachlässigte Sachsenhausen. Weil so manche Luxusattitüde fehlt, es weder Pool, Butlerservice oder Valet Parking gibt, hat das Hotel selbst Hand angelegt und sich ein eigenes Schild mit 5 Sternen an die Pforte gehämmert: Never Trust These F *****G Hotel Classifications.

Libertine Lindenberg Hotel Das Libertine Lindenberg ist eine Mischung aus Hotel und Wohngemeinschaft, will Tagesgäste ansprechen, aber auch Langzeitgäste für Wochen und gar Monate gewinnen. Im Haus befindet sich ein Tonstudio, das allerdings weniger für Gäste gedacht ist, aber den musikalisch-künstlerischen Anspruch unterstreicht, zumal das Hotel Wert auf Musik legt.  Ein besonders wichtiger Teil auf den fünf Etagen sind die Wohnküche und das Lekker-Lädchen, beide erscheinen einfach nur einladend. Im Lädchen können die Gäste gute hausgemachte Erzeugnisse kaufen, vom Apfelwein bis zur Marmelade. Wer mag, kann sich sein Essen aber auch selbst in der Küche zubereiten. Man vermag sich zurückziehen, doch wer Geselligkeit und Gastfreundschaft sucht, wird diese hier leichter finden als in üblichen Hotels. Viele Bereiche sind den Hotelgästen vorbehalten, doch Wohnzimmer-Café und Frühstücksangebot können auch Externe wahrnehmen. Von Montag bis Freitag dürfen die Frankfurter mitfrühstücken und damit das neue Hotel etwas besser kennenlernen, auch das Wohnzimmer-Café ist bereit, lokale Gäste zu empfangen. Sachsenhausen ist auf einem guten Weg. Aber dieser Weg wird kein leichter sein.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch die BISS-Artikel

Froschrotze statt Apfelwein

Wohnst Du noch oder lebst Du schon in Frankfurts schönstem Hotel?

 

Nette Haustierchen, aber nur als Kunstfiguren im Eingangsbereich

Nette Haustierchen, aber nur als Kunstfiguren im Eingangsbereich

Libertine Lindenberg, Frankfurt-Sachsenhausen, Frankensteiner Str. 20/Ecke Rittergasse. Tel 069 661 61550.

Zimmer ab 79 € pro Nacht, 949 € pro Monat.

www.das-lindenberg.de

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Die ewigen Weidegründe: Das größte Gourmet-Festival und seine Folgen

Der Rheingau rockt weiter

Neue Pläne für 2017

 

Das Rheingau Gourmet- & Wein-Festival ist nie zu Ende. Nach dem Festival ist vor dem Festival. Die ersten Köche für 2017 sind bereits gebucht. Dieser Event ist seit 20 Jahren ein gesellschaftlicher Genussgipfel mit inzwischen über 6000 Besuchern. Viele der 64 Veranstaltungen waren auch jetzt wieder gleich ausgebucht, vor allem die hochpreisigen und speziellen. Zwei Wochen waren die Tafeln reich gedeckt, mit Menüs von Topköchen und Flaschen von Spitzenwinzern aus aller Welt. Doch das größte Gourmet-Festival hinterlässt auch stets Spuren und lässt tiefer blicken als in jedes Weinglas.

Tafelrunde

Tafelrunde

Das Gourmet-Festival weitet nicht nur den kulinarischen Horizont. Man darf auch sonst zu neuen Einsichten kommen. Erik van Loo, zwei Sterne-Koch aus Rotterdam, wirkt so, als würde er gleich eine Schlachtplatte servieren, immerhin kommt er auch aus einer Metzgerfamilie. Doch der bullige Chef arbeitet eher filigran. Seine handgefangenen rohen und nach peruanischer Ceviche-Art marinierten Jakobsmuscheln wurden nicht mit dem Hackebeil, sondern der Pinzette höchst fein zubereitet.

Auch Küchenstars haben ihre Gourmet-Groupies. Franzosen mehr als Deutsche. Klaus Erfort, Sven Elverfeld oder Christian Bau kochten fabelhaft, doch wenn einer wie Pierre Gagnaire aus Paris aufläuft, knistert es einfach. Man musste mehr Stühle anrücken als geplant. Der 3-Sterne-Koch war darüber trotz der Mehrarbeit sogar erfreut, denn er sah darin einen Gradmesser für seine Beliebtheit. Altmeister Gagniere brachte gute Laune und gleich drei Souschefs mit. Er hatte mit Simon Stirnal, dem neuen Küchenchef des Kronenschlösschens, auch einen richtigen Teamworker an der Seite. Bei 140 gleichzeitig abgeschickten Gängen muss jeder Handgriff sitzen.

2-Sterne-Koch Erik van Loo

2-Sterne-Koch Erik van Loo

Das Festival ist auch ein Wein-Festival. Die Damen verzichten inzwischen immer mehr auf Parfüm. Bei den Degustationen sind sie indes stets deutlich in der Minderheit. Schade, denn sensorisch hätten sie viel beizusteuern. Das gilt auch für die Wein-Moderation, die ebenfalls fast ausschließlich in Männerhänden liegt. Nicht immer in guten, denn manche hören sich gerne reden, erzählen episch breit und merken gar nicht, dass die Gäste viel lieber prägnant und amüsant informiert werden wollen und irgendwann ohnehin nicht mehr zuhören. Zum Glück sind oft bacchantische Fabulierer wie August F. Winkler dabei, denen man gerne lauscht. Auch die Sommeliers Hendrik Thoma und Kai Schattner plaudern salopp, aber eben fundiert lässig und vor allem kurzweilig.

Jakobsmuscheln von Erik van Loo

Jakobsmuscheln von Erik van Loo

Für Weinkenner war sicher der Bordeaux-Gigant Le Pin in 20 Jahrgängen das herausragende Ereignis des Festivals. Dieser Raritäten Lunch wurde von einem gut gestimmten Jean-Claude Bourgueil kulinarisch begleitet. Er mag keine drei, sondern „nur“ noch zwei Michelin-Sterne haben, doch für den Festival-Gründer Hans Burkhardt Ullrich „kocht er besser denn je“. Der Le Pin Mittag kostete 1.980 €, wenn man jedoch bedenkt, dass allein für eine Flasche vom servierten Jahrgang 1983 über 2000 € verlangt wird, relativiert sich dies überdeutlich. Daneben konnte man für einen netten Betrag auch andere großartige Weine verkosten, 85 € für neun Jahrgänge der Bordeaux-Brüder Haut Batailley und Grand-Puy-Lacoste bot auch Anfängern einen sehr guten Einstieg. Die Weine wurden einen Tag zuvor geöffnet, aber nicht dekantiert, was sich als richtig erwies. Und wieder einmal zeigt, welch nachteilige Bedienung Gäste im Restaurant erfahren, wo ja auch große Weine erst nach der Bestellung entkorkt werden und keinesfalls optimal schmecken können. Die Jahrgänge 2006 und 2009 von Château Grand-Puy-Lacoste präsentierten sich optimal saftig und fleischig und schmeckten faunisch nach Waldboden und roten Beeren. Der große Italiener Sassicaia ist ein geistig Verwandter im Bordeaux-Stil, der seine Klasse vor allem mit dem kräuterwürzigen und erotischen Jahrgang 2004 zeigte.

Weinexperte & Moderator Jan Paulson

Weinexperte & Moderator Jan Paulson

Das Rheingau Gourmet- und Wein-Festival ist auch eine Schule und bietet Lehrstunden. Wenn unterschiedliche Hummer aus Maine, Irland und der Bretagne mit verschiedenen Saucen zu verkosten sind, so kann man sehen, welches Produkt besonders gut ist und welche Sauce am besten passt. Ähnliches gilt für Verkostungen, bei denen man spitzfindig entdecken darf, welches Glas zu welcher Rebsorte besonders gut passt. Zum sinnlichen Seminar wurde die Wiederholung des legendären Paris-Wein-Tastings von 1976, bei dem während einer Blindprobe französische gegen kalifornische Chardonnays sowie verschiedene Cabernet Sauvignons antraten. Das Ergebnis überraschte die Weinwelt kolossal, denn die kalifornischen Weißen und Roten schnitten deutlich besser als die französischen ab. Auch beim Gourmet-Festival im Rheingau war das Resultat 40 Jahre später wieder genau so.

Sommelier Hendrik Thoma (l.) und Winzer Eser

Sommelier Hendrik Thoma (l.) und Dodo Freiherr zu Knyphausen vom Weingut August Eser

Das Rheingau Gourmet & Wein-Festival ist obendrein ein gesellschaftliches Ereignis. Man sieht die, die man kennt und begegnet denen, die man vielleicht noch kennenlernen sollte. Winzer, Köche und die Gäste nutzen das Festival zum Networking, denn wo sonst trifft man auf so viele Genießer und Gleichgesinnte. Festivalchef, HB Ullrich, nahm teilweise an zwei parallel verlaufenden Events gleichzeitig teil, weil auch er selbst nach 20 Festival-Jahren immer noch ungemein neugierig auf die Köche, Winzer und Gäste ist. Das Programm für 2017 ist bereits in Arbeit. Als gebucht gilt der holländische Sterne-Koch Erik van Loo, weil er bei Ullrich und den Gästen besonders gut ankam. Statt der 64 Programmpunkte soll es künftig nur noch 50 Events geben. Ein großes Thema wird „Kalifornien“ sein, was sehr viel Spielraum und Entdeckungen für Essen und Weine gibt. Ein Tag soll Israel gewidmet werden.

Ludwig Fienhold

 

Bild oben rechts: Kunst im Weinkeller von Georg Müller in Hattenheim, wo viele Weinverkostungen stattfanden.

 

Photocredit: Barbara Fienhold

 

Das Rheingau Gourmet- und Wein-Festival ist zu Ende, doch das Jahresprogramm des Kronenschlösschen geht weiter und bietet ebenfalls spannende Events: www.kronenschloesschen.de

 




Gastro News Rhein-Main

Neues Lella Mozzarella mit

Boots-Bar und Gewächshaus

 

Das Gute-Laune-Lokal Lella Mozzarella in Sachsenhausen bekommt einen großen Bruder. Nach dem stürmischen Erfolg vom letzten Jahr war schnell klar, dass dieses heitere Gastronomiekonzept für weitere Adressen umgesetzt werden würde. Das neue Lella Mozzarella will nach den Worten des Betriebsleiters Denis Rimonti auch „kein Standard-Italiener“ sein und soll im Dezember am Platz der Republik/Mainzer Landstraße gegenüber vom Hotel Fleming´s eröffnen. Es wird sich im Untertitel „Pizza & Cucina“ nennen. Die Pizza kommt im ersten Lella Mozzarella in Sachsenhausen nicht vor, weshalb diese Ergänzung an anderer Stelle naheliegt. Einige Bio-Ideen gibt es auch, manche Erzeugnisse kommen von den eigenen Braumannswiesen im Taunus. Neu auf der Speisekarte wird eine Demeter-Hähnchenkeule sein. Daneben soll es einige bekannte Hausklassiker geben, Tortellini, Gnocchi oder Focaccia werden hausgemacht sein. Neben dem Restaurantbereich ist eine wie ein klassisches Riva-Boot gestaltete Bar geplant, außerdem ein echtes Gewächshaus als optisches Highlight. Lella Mozzarella „Pizza & Cucina“ wird deutlich größer als der ältere Erstling und hält 80 Plätze im Lokalbereich, 50 an der Bar und 40 auf der Terrasse bereit. Während bei Lella Mozzarella in Sachsenhausen Meerestürkis den Grundton bestimmt, will man im neuen Lokal mit Orange Farbe zeigen.

 

Allgaier´s in Königstein

schneidet gerne auf

 

Stefan Allgaier

Stefan Allgaier

Stefan Allgaier hat inzwischen sein drittes Lokal eröffnet, nach Frankfurt und Kronberg nun in Königstein. Dort werden besonders gerne zwei exklusive Küchengeräte eingesetzt: Der Molteni-Herd und die Berkel-Schneidemaschine. Auf den Molteni-Herd kommen Steaks jeder Größe, mit der Berkel werden Parmaschinken, Mortadella, Ibericoschinken, Wildschweinsalami und anderes mehr frisch aufgeschnitten. Das Allgaier´s nennt sich Restaurant & Weinbar, ein Glas Wein und eine Schinkenplatte oder eine Kalbsfrikadelle genügen ja oft, um glücklich zu sein. Gerichte à la Carte und Wein-Menüs gehören ebenso zum Repertoire des preislich moderaten Lokals. Insgesamt stehen rund 200 offene Weine im Angebot. Küchenchef ist, wie bereits berichtet, Jens Hirsch, der davor in der verblichenen Emma Metzler am Herd stand.

Allgaier´s, Königstein, Limburger Straße 5, Tel. 06174 639 67 20

www.allgaiers-koenigstein.de

 

 

Stefan Nesshold hat das Bricks verlassen

 

Stefan Nesshold

Stefan Nesshold

Küchenchef Stefan Nesshold hat das Bricks in der Frankfurter Innenstadt verlassen. Der solide Handwerker, der schon bei Mario Lohninger gute Arbeit leistete, passte nicht mehr zur Neuausrichtung des Lokals, das sich jetzt verstärkt als Party-Location bekannt machen will. So wie wir das Lokal Bricks im November als den „Geheimsten Geheimtipp Frankfurts“ vorgestellt hatten, ist es nicht mehr. Junge Küche mit Omas Rouladen, gutem Wiener Schnitzel und Kalbsgulasch war einmal. Wir bedauern diese Entwicklung. Stefan Nesshold hat sich nach Spanien zurückgezogen, um über einen Neuanfang an anderer Stelle nachzudenken.

 




Villa Leonhardi: Frankfurts schönstes Restaurant hat geschlossen

Zukunft: Rosenmuseum

oder Gastronomie?

 

Frankfurts schönstes Terrassen-Restaurant, die Villa Leonhardi am Palmengarten, ist geschlossen. Palmengarten-Direktor Matthias Jenny hat den Vertrag mit dem langjährigen Pächter Luigi Fabbri nicht mehr verlängern wollen. Die Zukunft der prächtigen Gartenvilla ist ungewiss. Matthias Jenny träumt schon seit Jahren davon, an gleicher Stelle ein Rosenmuseum zu eröffnen. Dies dürfte allein schon aus wirtschaftlichen Gründen problematisch werden. Nach unseren Informationen hat die Tigerpalast-Gastronomie schon vor längerer Zeit ihre Krallen ausgefahren, um sich eventuell das reizvolle Objekt einzuverleiben. Mit dem Restaurant Lafleur und dem Caféhaus Siesmayer betreibt man bereits zwei Palmengarten-Lokale und könnte sich vielleicht bald als Trio präsentieren. Geschäftsführer Robert Mangold hat jedenfalls einen weit besseren Draht zum Palmengarten-Direktor Jenny als Ex-Pächter Luigi Fabbri.

Luigi Fabbri

Luigi Fabbri

Viele Gastronomen haben sich in der Vergangenheit für die Villa Leonhardi interessiert. Es bietet mit seinen Salons und der schönen Bar viel Platz für 110 Gäste und ein breites gastronomisches Konzept und bietet sich außerdem als herausragende Event-Location an. Das Objekt der gastronomischen Begierde hat jedoch einen nicht ganz kleinen Haken: die Renovierungskosten. Diese belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro, wobei auch die Küchentechnik einer Erneuerung bedarf. Die Stadt Frankfurt und der Palmengarten haben nicht das notwendige Geld für eine gründliche Restaurierung. Ein neuer Pächter müsste also tief in die Tasche greifen.

Die Villa Leonhardi wurde 1806 als Gartenvilla der Kaufmannsfamilie Leonhardi erbaut. 1824 musste die Familie Konkurs anmelden und verkaufte die Villa an den Bankier Raphael Freiherr von Erlanger, der zahlreiche bauliche Veränderungen vornahm. 1905 wurde das Gebäude dann abgerissen. Erst 1987 entschloss sich die Stadt Frankfurt die Villa Leonhardi in seiner historischen Form wiedererstehen zu lassen – im Sommer 1989 öffneten sich die Türen.

Der ehemalige Pächter der Villa Leonhardi Luigi Fabbri hat inzwischen eine andere Bleibe im Westend gefunden und will im April sein neues Lokal eröffnen. Es soll eine Wein-Bar werden, mit vielen guten Bouteillen und delikaten Happen. Kein Restaurantkonzept, eher Fingerfood mit flüssiger Begleitung. Dadurch ist Fabbri nicht groß auf Personal angewiesen und kann den Laden gemeinsam mit einer Mitarbeiterin managen. Vier, fünf Tische wird die Gaststube haben, im Sommer sollen 30 bis 40 Gäste auf der Terrasse Platz finden.

Ludwig Fienhold

 




Wein gegen Rassismus

Politisch trinken und Flüchtlingen helfen

 

Wir schaffen das:

Mit gutem Riesling

 

Wein-Etiketten werden immer häufiger dazu benutzt, um Originalität und Witz zu zeigen, Christian Stahl und Emil Bauer sind gute Beispiele dafür. Zum ersten Mal aber gibt es ein knackiges politisches Manifest auf einer Flasche: Wein gegen Rassismus. Es soll aber nicht allein beim flüssigen Statement bleiben, 2 € der 8 € teuren Flasche werden dem Projekt „Kinder auf der Flucht“ gespendet. Dieses leistet an den Grenzübergängen von Lesbos und auf der Balkanroute aktiv Nothilfe und unterstützt die Flüchtlinge beispielsweise bei der Unterkunftssuche und bei Behördengängen.

Lokal Herr Franz

Lokal Herr Franz

Es macht alles noch leichter, dass der Wein auch noch gut ist. Der ökologische Riesling 2014 vom Weingut Hemer aus Worms-Abenheim in Rheinhessen ist super süffig, basis-solide und so animierend im Trinkfluss, dass man ihn einfach mögen und trinken muss. Während der Tropfen pikant über die Zunge flitzt, freut man sich, Gutes zu tun. Das ist auch die Idee derer, die hinter dem Projekt stehen: Eine Gruppe junger Aktiver um den Pfälzer Lukas Krauß und die „Medienagenten“ sowie die Hochschule Geisenheim. Dieser politischen Botschaft als Message in a Bottle schließen sich immer mehr Winzer und Weinfreunde an, man darf bereits von einer Bewegung sprechen. Einer der ersten Gastronomen, der den saftigen Riesling ausschenkt, ist Franz Zlunka vom Lokal „Herr Franz“ in Frankfurt, das für seine schöne Weinkarte, gute Gasthausküche und eine repressionsfreie Atmosphäre bekannt ist.

 

Wein gegen Rassismus Foto

www.weingegenrassismus.de

 

http://www.frankfurter-presseclub.de/der-veranstaltungsort/herr-franz.html

 

 

 

 




Erwin Gegenbauer: Abschied von Bio

Essigpapst contra

Bio-Bürokraten

 

Bio wird zum Streitobjekt, der Ruf ist schon lange nicht mehr blütenrein. Zu viele mäßige Produkte segeln unter dieser Flagge, nicht selten stößt man auf Etikettenschwindel. Essigpapst, Bierbrauer, Kaffeeröster und Ölmüller Erwin Gegenbauer, dessen Erzeugnisse auch in der Spitzengastronomie zu Hause sind, löst sich vom Bio-Siegel und setzt ganz auf die Qualität seiner Produkte.

Erwin Gegenbauer

Erwin Gegenbauer

Eine wirklich harmonische Beziehung war es nie, jetzt macht Erwin Gegenbauer Schluss mit dem Bio-Siegel und trennt sich damit von lästiger Bürokratie und einem kostenintensiven Zeitfresser, wie er sagt. Für manche mag das ein unpopulärer und streitbarer Schritt sein, doch soll diese Loslösung ein Statement für „qualitätsbewusste Verbraucher“ sein. Deren Kaufentscheidung sollte auf Basis des bekannten Familiennamens Gegenbauer getroffen werden und nicht auf Labeln gründen. „Bio“ ist für den Geschmacksfanatiker nicht immer logisch und Produkte werden durch den Aufdruck keineswegs automatisch besser. „Für mich ist Bio ein guter Anfang, aber eben längst nicht alles“, meint Erwin Gegenbauer. Die eigentlich sinnvolle Idee hinter dem Bio-Siegel wurde für ihn viel zu oft ad absurdum geführt. Zum Beispiel, wenn Supermarktketten steirisches Kürbiskernöl anbieten, das aus minderwertigen Bio-Kürbiskernen aus China hergestellt wird. Bei solchem „industriellen Unwesen“ hat Gegenbauer nicht mehr viel Mut aufbringen müssen, um seine Entscheidung nun öffentlich zu machen.

Große wie kleine Betriebe bemühen sich um das Bio-Siegel, das Vertrauen der Verbraucher ist das Ziel. Der Wiener Erwin Gegenbauer geht genau den anderen Weg und gibt seine Auszeichnung wieder zurück. „Nachhaltig produzieren wir aus Selbstverständlichkeit schon seit mehr als 20 Jahren. Und die Naturprodukte, die wir verwenden, zeichnen sich durch hohe Qualität aus. Braucht es dafür ein aufwendig erworbenes Siegel? Nein.“ Gegenbauer hat mit dem Wiener Bier oder seinen berühmten Frucht-, Wein- und Balsamessigen genug Erzählstoff, er muss Verbrauchern keine geschönten Geschichten mit Bio-Label vorsetzen. Ob in der Landwirtschaft oder in der Tierhaltung, Skandale und das Versagen staatlich autorisierter Prüfer erschüttern das Vertrauen der Verbraucher immer wieder und strapazieren den Glauben an die Bio-Bewegung.

Die Bio-Blase ist geplatzt

Die Bio-Blase ist geplatzt

Erwin Gegenbauer appelliert daher vor allem an die Eigenverantwortung und will Konsumenten aufrütteln, sich nicht von Marketingstrategien beeinflussen zu lassen, die teilweise eine unschöne Wahrheit hinter den Siegeln verschleiern. Bei ihm steht Transparenz im Mittelpunkt: Wer vor dem neugestalteten Eingang der Essigbrauerei steht, kann durch offene Glasfronten durch das G’schäftl, den Verkaufsraum, in die gemeinschaftliche Küche und direkt in die Produktion schauen. Seine acht Mitarbeiter füllen jede Flasche einzeln mit dem sauren Gold ab, etikettiert wird manuell. Hier wird Handwerk und Identifikation mit dem Produkt gelebt. „Ich gehe von einem Grundvertrauen meiner Kunden aus. Ich habe ein großes Verantwortungsgefühl ihnen gegenüber und kann gar nicht anders, als einwandfreie Lebensmittel herzustellen. Schließlich steht mein Name auf jeder Flasche.“

 




Villa Ratatouille: Das ganz andere Restaurant

Geistvolles in der Gespenstervilla

 

Die Kulisse: Eine gespenstisch schöne leerstehende Stadtvilla in der Windmühlstraße 9 im Bahnhofsrevier. Das Dinner: Jedes Ma(h)l serviert ein anderer Koch ein Menü, insgesamt 13 Köche an 12 Abenden, begleitet von Malern und Musikern. Veranstalter: Der ideenreiche Event Organiser Peyman Far, der auch die Secret Dinner inszenierte und das Landwehrstübchen in Sachsenhausen betreibt. Die Tickets für den Zugang zur Villa Ratatouille werden ihm aus den Händen gerissen. Die Dinner-Serie ist limitiert und wird am 7. Mai enden.

Anton de Bruyn (l.), Dennis Aukili

Anton de Bruyn (l.), Dennis Aukili

Schon die Auswahl der Köche ist erstaunlich, darunter die talentierte Privatköchin Sabrina und die Barkeeper Yared und Hellen vom Parlour. Aber auch eine Köchin von der Heimat, Thomas Haus vom Restaurant Goldman oder die drei Saravini-Schwestern. Jeden Abend eine andere Überraschung. Die beiden Köche vom Bornheimer Chairs, Dennis Aukili und Anton de Bruyn sind keine ganz Unbekannten mehr und konnten sich einen großen Fankreis erobern. Sie haben ihren Husarenritt bereits mit Bravour hinter sich gebracht. Für über 80 Gäste aus einem Hinterzimmer mit abenteuerlichen Arbeitsbedingungen heraus ein Menü zu schicken, ist schon für sich eine Leistung. Wenn dann die Gerichte noch originell und gut sind, umso mehr. Oft gegessen und für banal empfunden – doch das handgeschnittene Tatar vom Vogelsberger Rind mit marinierten Spargelscheibchen und geräucherten Eigelb war effektvoll kombiniert und schmeckte ausgezeichnet. Als Lehrstück zeigten sich die Gelben Bete mit Quittenöl und Kapuzinerkresse. Gelbe Bete gibt es eher selten, obwohl sie toll und von eigenständigem Charakter sind. Man tut gut daran, sie auch nicht fein zu schnitzen, sondern als Knolle zu belassen. Voller Geschmack, schöne Haptik. So geht vegetarisch. Perfekt außerdem der Wilde Kabeljau, der im Grunde nur etwas Fleur de Sel bedarf, um großartig zu sein. Hier wurde er von Bärlauchcreme und Cedrat-Zitronatzitrone begleitet. Die schöne hausgemachte Mascarpone mit Rhabarber und Hibiskus am Schluss war, wie vieles an diesem Abend handgestrickt, aber eben sehr persönlich.

Villa Rat. Die Weinauswahl entsprach ebenfalls nicht dem Mainstream und passte zur individuellen Gesamtlage. Christian Lebherz von Cool Climate brachte einige eigensinnige Flaschen mit, unfiltrierte Naturweine. Ohne jegliche Kosmetik kommen die Bio-Weine vom Gut Carl Koch aus dem rheinhessischen Oppenheim aus, der Crapeau ist ein ganz ursprünglicher Müller-Thurgau. Spannend auch der vitale La Jeanne von Joseph Jefferies aus dem Languedoc, eine seltene Cuvée aus Marsanne, Grenache Blanc und Terret. Der supernette Service verlor nie den Überblick, was bei vollem Haus keineswegs einfach war. Nicht übersehen sollte man auch die Etage mit den Bildern, die während der ganze Dinner-Serie die Wände zieren.

Ab 22 Uhr kamen dann auch Flaniergäste ohne Tickets, die sich Wein, Drinks und Musik von Pedo Knopp und Casey Keth genehmigten. Die ungewöhnlichen Events in der Villa Ratatouille ziehen illustre Typen an, die durch das knarzende Treppenhaus schleichen. Auch der Hausmeister ist filmreif. Szenen wie aus dem phantastischen Film „The Grand Budapest Hotel“. Viele schöne Augenblicke.

Ludwig Fienhold

 

Infos & Tickets unter: https://fsc.ticket.io/2jfk9hxw/

Menü 49 €, Weinbegleitung 25 €. Je nach Veranstaltung unterschiedlich.

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Ach, wie süß: Der Naschmarkt am Dom

Ein Café der besonderen Art

 

Rund um den Frankfurter Kaiserdom haben sich inzwischen enorm viele Cafés angesiedelt, darunter die ausgezeichnete Holy Cross Brewing Society, die lässige Margarete, die putzige Japanstube Iimori und das adrette Bitter & Zart. Mit dem Naschmarkt am Dom gibt es eine besonders bunte Wundertüte, die neben Kaffee und tollen Kuchen noch sehr viele andere Leckereien bereit hält. Darunter eine noch unbekannte Delikatesse aus Dänemark.

Naschmarkt am Dom - 03Die talentierte Kuchenbäckerin Dianne Sinclair ist für sich schon köstlich, doch ihre Kuchen können mithalten. White Chocolate Cheesecake und Zitronenkäsekuchen schmecken einfach großartig. Kuchen zum Kuscheln. Wenn diese dann noch von einem so gutgelaunten sympathischen Original wie Dianne serviert werden, ist der Tag gerettet. Sie ist in der Szene längst keine Unbekannte, denn die aus Boston nach Frankfurt zugereiste Amerikanerin betrieb zuvor das beliebte Cookie in the Box neben der Galerie Jacky Strenz an der Alten Brücke. Sie und ihre Kuchen wären allein schon ein Grund von weither anzureisen, doch es gibt noch mehr Gutes.

Tina (l.) und Dianne

Tina (l.) und Dianne

Haribo Colorado ist sehr gut gemachter Mainstream, den man mögen muss. Doch Lakrids by Johan Bülow aus Dänemark  ist die definitive Gourmet-Version. Besser war Lakritz nie. Der weiche Lakritzkern wird von verschiedenen feinen Geschmacksmänteln umhüllt – weiße Schokolade & Schwarze Johannisbeere, Schokolade & Himbeere, Chili & Cranberry. Die Lakrids Eggs mit Schweizer Dulce de Leche Schokolade sind umwerfend, doch die mit Karamell und Fleur de Sel sind vielleicht noch eine Prise aufregender. Die Basis gebenden Süßholzwurzeln werden bei Bauern in Afghanistan, Italien und dem Irak ausgesucht. Der aus Bornholm stammende Johan Bülow hat aus seiner Kindheitsliebe einen Erwachsenentraum verwirklicht. Eine schöne Geschichte mit märchenhaftem Ergebnis.

Naschmarkt am Dom - 11Manches im Naschmarkt ist hausgemacht, einiges wird von anderen Tophandwerkern geliefert, etwa von der Patisserie Graff und der Bäckerei Hanss. Sogar die tiefgekühlt aus Paris kommenden und hier wieder belebten Macarons sind erstaunlich gut. Der ganze Raum ist erfüllt von Naschwerken und Geschenkeartikeln, Produkten fürs kleine Glück. Daneben gibt es auch noch viele Frankfurt-Erzeugnisse (Senf, Essig, Öl etc.) von Kornmayer und Apfelwein von Kelterer Jörg Stier. Sogar einen Schoppe Gumm, „der Gerippte zum kaue“.

Der Naschmarkt, der sich ja nach dem berühmten Markt in Wien benennt und im Juli 2014 just dort einzog, wo für eine gefühlte Ewigkeit die Nachtkneipe „Kuckuck“ zu Hause war, hat sich gut entwickelt. Um die Kuchentheke herum scharen sich sechs kleine Tische, auf der Galerie oben ist auch noch Platz. Die kleine Terrasse mit Domblick ist jetzt bei gutem Wetter ein besonders beliebter Ort.  Naschmarkt-Inhaberin Christiane Kern hat ein Händchen für ausgesuchte Artikel und Dekoration. Offenbar aber auch eines für Menschen. Eine solch strahlende und einsatzfreudige Mitarbeiterin wie Tina würde man sich in vielen Lokalen der Stadt wünschen, wo leider oft der raunzende Kröterich Hausrecht hat. Der Naschmarkt am Dom ist jedenfalls eines der schönsten und herzigsten Cafés in Frankfurt. Ach was, auf dem Planeten.

Ludwig Fienhold

Naschmarkt am Dom - 06Naschmarkt am Dom, Frankfurt, Domstr. 4, Tel. 069 27279663.

www.naschmarktamdom.de

 

 

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Sollen wir das Trinkgeld abschaffen?

In den USA beginnt eine gastronomische Revolution

 

Trinkgeld ist jedem Gast lästig. Das Abwägen zwischen zu viel und zu wenig bereitet ihm nicht selten Magenschmerzen, zumindest aber Unwohlsein. Entspannter Genuss sieht anders aus. Ausgerechnet in der Trinkgeld-Supernation USA wird eine gastronomische Revolution gewagt. Der Gastronom Danny Meyer, der mit dem The Modern eines der besten Restaurants in New York führt, will in all seinen 13 Lokalen das Trinkgeld abschaffen. No Tipping, aber Gastlichkeit inbegriffen heißt nun das Motto. Wird dies Schule machen, vielleicht auch bei uns?

Nach den Vorstellungen von Danny Meyer werden alle Seiten profitieren: Für die Gäste werde es angenehmer und stressfreier, für die Angestellten berechenbarer und fairer. Dennoch ist sich der Multigastronom über das Risiko bewusst, denn das Unterfangen kann auch schiefgehen. Danny Meyer glaubt jedoch, dass vom Spüler bis zum Sommelier letztlich alle mehr Geld als zuvor mit nach Hause nehmen. Im The Modern, das als bestes Museumsrestaurant der Welt auch Besucher und Touristen des benachbarten MoMA anzieht, wurden die Angestellten trotz der ungeschriebenen Regeln durchaus unterschiedlich getippt. Während die Einheimischen die Gepflogenheiten kannten, weigerten sich nicht wenige Besucher anderer Länder, das hohe Trinkgeld zu akzeptieren und unterliefen dies gerne mit eigenen Kalkulationen. Die Zeile mit dem Tip soll nun auf der Rechnung wegfallen.

The Modern in New York

The Modern in New York

Wer zahlt nun letztlich die Zeche? Auf den ersten Blick der Gast, denn der Gastronom möchte ja auch nicht weniger verdienen. Dennoch hält sich das bislang in Grenzen. Das Hummer-Würstchen beispielsweise verteuert sich von 33 auf 44 Dollar, andere Gerichte steigen kaum mehr als um eine Handvoll Dollar, eher weniger. So gesehen gleicht sich die Rechnung aus und geht nicht zu Lasten irgendeiner Partei. Jeder Angestellte weiß nun völlig unabhängig vom Trindkgeld, was er am Ende des Monats mit nach Hause nimmt, während die Gäste völlig stressfrei genießen können, ohne zu überlegen, ob sie nun 10, 15, 20 oder mehr Prozent Trinkgeld geben. Tips sind auch nicht mehr in der Bar oder der Garderobe des Modern erwünscht. Die neue Politik von Danny Meyer stößt zwar auf eine positive Resonanz, doch rechnet das Restaurant eventuell noch mit einem anderen Problem. Gerade in New York leben viele Prahlhanse, die gerne mit dem Geld um sich werfen und durch den Tipp Wertschätzung erwerben wollen. Solche Goldesel könnten nun verlorengehen. Ein Verlust?

Küchenchef Abram Bissel ist mit der neuen Reglung sehr zufrieden. Er sieht sein Team nun besser bezahlt und glaubt es damit auch länger zusammenhalten zu können, weil die hohe Fluktuation in den New Yorker Restaurants sehr häufig für gehörig Unruhe und zu Leistungsschwankungen führt, wobei dafür die mäßige Bezahlung oft genug der Grund ist. Führende Publikationen wie die New York Times und die Financial Times beflügeln Danny Meyers Idee und halten die bisherige Trinkgeld-Reglung für überdenkenswert. Danny Meyer ist für 1.800 Angestellte verantwortlich. Bisher profitierten vom Trinkgeld in erster Linie die Servicemitarbeiter – Köche, Tellerwäscher und viele andere hinter den Kulissen gingen leer aus. Mit der neuen Reglung soll es nun gerechter zugehen. The Modern hat bereits den Anfang gemacht, die anderen Lokale und Bars von Danny Meyers Union Square Hospitality Group sollen in diesem Jahr folgen.

PL