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Neueröffnung: Tartufi & Friends

Trüffel-Lounge: Nobel-Hobel im Frankfurter Westend

 

Alles Trüfel, oder was? Im neuen Tartufi & Friends wird über alles Trüffel gehobelt, was nicht weglaufen kann. In dem aufwendig gestalteten Restaurant im noblen Frankfurter Westend ist jede Ecke gestylt, doch der vertikale Garten ist der größte Eyecatcher. Bei der natürlichen Tapete ist jedes Kraut echt, doch sollte man das Grünzeug nicht für den eigenen Teller rupfen.

Burke Darko (l.), Alessandro Cocco

Burke Darko (l.), Alessandro Cocco

Ob  Pizza, Thunfischtatar, Fettuccine oder Lammkeule, kein Gericht ohne Trüffel. Es gibt sogar Trüffel-Drinks. Ob es passt oder nicht, das Konzept verlangt nach Trüffeln. Auf der Speisekarte werden gleich die Preise für die inkludierten schwarzen und weißen Trüffel angegeben. Noch besser wäre es, wenn man noch die Grammzahlen erfahren könnte. Die Saison für weiße Trüffel hat noch nicht begonnen und nimmt ihren Anfang erst im Oktober, doch stehen sie schon auf der Karte. Woher sie kommen, will niemand verraten. Weiße Trüffel sind deutlich teurer als schwarze Trüffel. Schwarze Trüffel kann man gleich in der Küche verarbeiten, weiße Trüffel sollten immer frisch auf das fertige Gericht gehobelt werden – am besten am Tisch, allein schon aus Vertrauensgründen. Die Preise für Hauptgerichte bewegen sich zwischen 30 und 76 €. Die Eröffnung mit Pressedinner wollen wir nicht bewerten. Ein gut gemeinter Rat aber dennoch: Trüffel machen nur Sinn, wenn sie Aroma haben und nicht bloß als Dekoration eingesetzt werden. Bei einem weiteren Besuch erlebten wir eine Bestätigung des ersten Eindrucks. Alles sehr unprofessionell, niemand, der Bescheid weiß. Der Franciacorta Spumante, die Hausmarke, war plötzlich nicht mehr vorhanden und wurde zudem als Prosecco deklariert. Mit den üblichen Problemen einer Anfangsphase kann man nichts erklären oder gar entschuldigen. Bei einem solch wichtigtuerischen und hochpreisigen Auftritt hat einfach alles zu stimmen. Bislang stimmt jedoch manches eher bedenklich. Auch die vollmundige Aussage von Küchenchef Alessandro Cocco, dass er mindestens einen Michelin-Stern für seine Leistungen anstrebe. Auf welchem Planeten lebt er denn? Davon ist man derzeit jedenfalls eine Galaxy weit entfernt.

Tartufi Das Restaurant wurde regelrecht modelliert, nichts erinnert mehr an den Vorgänger, das schlichte Pizza- und Pasta-Lokal Il Camino. Auch am Restaurant-Ambiente werden sich die Geister scheiden. Manche werden es als zu überladen, durchgestylt und neureich empfinden, andere als optisch besonders anspruchsvoll. Die Weinkarte setzt bei ihren 75 Positionen in erster Linie auf Italien und bekannte Namen wie Gaja oder Jermann. Der preiswerteste Wein ist für 28 € zu haben, Weine glasweise 9 – 16 €, Spumante/Champagner glasweise 12 – 18 €.

Tartufi Das neue Restaurant Tartufi & Friends bietet 50 Plätze, auf der Terrasse weitere 60. Neben den adrett dekorierten Tischen wartet auch eine Lounge-Ecke mit Feuerstelle. Dank integrierter Heizelemente soll die Terrasse auch bei kühlen Temperaturen geöffnet bleiben. An der Bar mit neun Plätzen sind auch Gäste willkommen, die nur ein Glas Wein oder einen Cocktail genießen möchten. Zum Restaurant gehören außerdem eine separate Zigarren-Lounge und eine Feinkost-Theke.

Gründer und Ceo von Tartufi & Friends ist der italienische Modeunternehmer Alberto Sermoneta. Das erste Restaurant dieser Gruppe entstand 2014 am Fuß der Spanischen Treppe in Rom, danach folgten Mailand und London. Nach Frankfurt soll ein weiteres Trüffel-Lokal in Dubai eröffnen. Die Expansion im Ausland erfolgt weitgehend durch Franchisepartner. Inhaber in Frankfurt sind der Unternehmer Burke Darko aus Ghana beziehungsweise Wiesbaden und der Immobilienhändler Ahmad Almekhaizim aus Kuwait. In der Küche führt Alessandro Cocco aus den Abruzzen die Regie, dessen Biografie ziemlich geschönt wurde. Insgesamt sind offiziell 15 Mitarbeiter in der Küche und im Service beschäftigt.

Tartufi & Friends neuTartufi & Friends hat sich mit dem Westend durchaus eine gute Adresse ausgesucht. Die Feldbergstraße ist ein schönes Ausgehrevier mit vielen Luxuswohnungen, wobei das Kutscherhaus, ein ehemaliges Remisengebäude der Neurenaissance aus dem Jahr 1891, hervorsticht. Das Restaurant Tartufi befindet sich in einem weniger schönen Haus, wobei dadurch der Kontrast zwischen dem unteren Edel-Look und der darüber liegenden banalen Wohnfassade noch größer wird.

Ludwig Fienhold

 

Tartufi & Friends, Frankfurt, Feldbergstr. 3, Tel. (069) 72 18 82.

Geöffnet von Mo-So, 12-24 Uhr durchgehend. www.tartufiandfriends.it

 

Photocredit: Tartufi&Friends Frankfurt, Barbara Fienhold




Villa Leonhardi: Palmen, Wein & Tapas

Goose im Palmengarten

 

Weinabende auf

toller Terrasse

 

Darf man fragen, ob der Frankfurter Palmengarten-Direktor Matthias Jenny was an der Waffel hat? Er verpachtet das schönste Restaurant der Stadt ausgerechnet an Imbissler, die für Waffel-Kreationen bekannt sind, obwohl einige Top-Gastronomen unbedingt die Villa übernehmen wollten. Jenny hatte offenbar Interesse daran, Newcomern Einlass zu gewähren, da diese keine großen Forderungen stellen und ein anderes Publikum in den Palmengarten ziehen. Die Rechnung scheint aufzugehen. Die Goose-Trucker sind keine dummen Gänse, sondern engagierte junge Typen, die nun für drei Jahre das Restaurant übernehmen. Fortan heißt es: Villa Leonhardi by Goose.

Villa Leonhardi Die Villa Leonhardi wurde sehr unterhaltsam in Szene gesetzt, die aktuelle Kunstausstellung „Blümchen-Sex“ schmückt jeden der ohnehin schon attraktiven Räume. Einige Wände wurden in Gelb, Orange und Türkis getaucht und wirken doch nicht überschminkt. Die Villa Leonhardi ist jedenfalls kein Gourmettempel mehr, sondern ein munteres Haus mit amüsantem Innenleben und kleinem saloppem Speiseangebot. Vorerst hat das Lokal von Montag bis Freitag (12-16.30 Uhr geöffnet sowie jeden Donnerstag zusätzlich ab 18 Uhr. Es gibt einige ordentliche Weine, unter anderem von Hammel aus der Pfalz und dem Winepunk aka Marco Zanetti. Sein Prosecco Mazel Tov ist kein Blümchen-Schaumwein, sondern ein knackiger und schwungvoll perlender Tropfen. Die Waffeln stehen stets auf der Karte, etwa herzhafte Waffel mit Pininienkernen, Büffelmozzarella, Wassermelone und Parmaschinken. Noch nicht aufzufinden war indes der hervorragende Cheesecake vom Gosse-Truck. Die Preise sind eher dezent, wobei man sich fragt, warum ein Handkäs mit Musik 8,90 € kosten muss. Wird die Musik vielleicht mit Champagner angereichert? Nein, das Handkäs-Tatar ist sehr gut angemacht und wird nicht mit billigen Essig gestört, zudem ist etwas Salat dabei. Preiswert?

Villa Leonhardi Im Service sind keine Profis, aber zauberhafte junge Mädels, die mit ihrem Charme jede Schwäche ausbügeln. Die Villa Leonhardi by Goose befindet sich in einem permanenten Entwicklungsstadium und bietet sich auch für Gesellschaften an, womit ja bereits der Vorgänger seine Haupteinnahmequelle hatte. Nach Auskunft des Betreibers, Gökhan Kaba, will man trotz des überschaubaren und auf viele Münder ausgerichteten Angebots auch eine anspruchsvolle Seite zeigen. Deshalb hat man sich zwei Mitarbeiter aus dem erstklassigen Frankfurter Restaurant Seven Swans geholt. Wäre schön, wenn diese sich auch bei den Speisekarten einsetzen und bemerkbar machen könnten. Vor allem donnerstags bei „Palmen, Wein & Tapas“ zwischen 18 und 23 Uhr herrscht in der Villa Leonhardi eine besonders schöne Stimmung, wobei man dann auch keinen Eintritt für den Palmengarten zahlen muss, sondern durch den Haupteingang der Villa an der Zeppelinallee 18 freien Einlass findet. An gewissen Tagen finden auch Wein-Events statt. Zu diesen Nippvisiten kommen interessante Akteure – etwa 2 Winzer, 8 Weine, 8 Gänge für 69 €. Wenn man vielleicht Hasen hoppeln sieht, so liegt dies nicht unbedingt am Alkohol, die munteren Kerlchen zieht der Palmengarten ganz lässig jeden Tag aus dem Hut und lässt sie über die Wiesen springen. Die Terrasse der Villa Leonhardi gehört jedenfalls zu den schönsten in Frankfurt.

Villa Leonhardi Manches ist noch nicht so ganz klar. Warum heißen hier ganz normale Gerichte „Tapas“, die weder von der Portionierung, noch von den Preisen her wirklich solche sind? Es muss ja nicht spanisch zugehen, doch sollte man den Begriff auch nicht willkürlich wählen, nur weil gerade die ganze Welt Tapas unters Volk schmeißt. Ungut ist aber vor allem, dass Restaurantgäste mittags nur über den Palmengarten Einlass finden und zusätzlich 7 € zahlen müssen. Das kommt natürlich Direktor Matthias Jenny zugute, der dadurch mehr zahlende Besucher für „sein“ Revier verbuchen kann. Für das Goose-Team ist das alles andere als ein Vorteil. Jedenfalls war diese Reglung mit allen anderen Betreibern der Villa Leonhardi nicht zu machen und ist erst jetzt als Bedingung ins Spiel gekommen. Ist das fair?

Villa Leonhardi Die Zukunft der Villa Leonhardi ist noch lange nicht gesichert. Bis zu fünf Millionen soll angeblich die Renovierung der Villa kosten. Kein Gastronom, der da mitziehen wollte. Und schon gar nicht die finanziell ewig zaudernde Stadt. Wer die Villa begutachtet, kann kaum glauben, dass sie derart renovierungsbedürftig ist, sieht man einmal von der Küche und den Kühlräumen ab. Warum überprüft dies eigentlich niemand? Die jetzige Lösung gilt für drei Jahre und soll als Gemischtwarenladen möglichst viele Besucher in den Palmengarten lenken. In der Geschichte der Villa gab es wechselnde Betreiber und mit Thomas Quecke Mitte der 90er Jahre den besten aller Küchenchefs dort.

Ludwig Fienhold

 

Villa Leonhardi by Goose, Frankfurt, Zeppelinallee 18. www.goose-ffm.de

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Restaurantkritik Maaschanz: Urbanes Insel-Lokal mit Meeresbrise

Wenn der Main

zum Atlantik wird

 

Noch ein letztes Mal Wein mit Sonne tanken. Da gibt es einige schöne Plätze in Frankfurt. Doch die Maaschanz bietet die originellste Terrasse der Stadt. Am Main ganz nahe am Eisernen Steg in Sachsenhausen gelegen, mit schönstem Skylineblick und dem Segen der danebenliegenden Dreikönigskirche. Wenn in der Maaschanz Austern und Muscheln serviert werden, scheint der Main eine Atlantikbrise freizusetzen. So schmeckt Frankreich in Frankfurt.

Maaschanz Seit über 25 Jahren ist die Maaschanz eine Bastille französischer Lebensart, die Patron Bruno Lauffenburger mit einer Mischung aus verschmitztem Charme und napoleonischer Strenge führt. Nie war das gastliche Haus besser als jetzt, wobei wir manche Schwankungen durchaus registriert haben. Die Terrasse ist ein kleines Wunderwerk, selten wurde eine schmale Verkehrsinsel schöner gestaltet. Die Gäste tafeln an Holztischen mit rotweißkarierten Decken zwischen alten Bäumen und blühenden Sträuchern. Ein dekorativ dazu gestelltes Boot und eine Sylt-Kabine geben der Idylle einen heiteren Anstrich. Die sanft tönenden fünf Glocken der über 140 Jahre alten Dreikönigskirche bestimmen den Sound weit mehr als die vorbeifahrenden Autos.

Maaschanz

Bruno

Bruno Lauffenburger und sein Küchenchef Frank Kregar aus Lyon unternehmen gerne Reisen durch verschiedene Regionen Frankreichs, die wechselnd auf der Speisekarte Einzug halten. Man hat es aber grundsätzlich mit einer traditionellen französischen Küche zu tun. Zu den Maaschanz-Klassikern zählen Austern Fines de Claire aus der Bretagne, Froschschenkel mit Kräuter-Persillade, Schnecken in Knoblauchbutter oder Entrecôte mit Sauce Bernaise. Die Qualität merkt man auch an hausgemachten Produkten, wie der Entenstopfleber mit Brioche und Cassis-Gelee. Sehr gut zudem die fleischigen Miesmuscheln im leichten Weißweinsud, wobei die Muscheln in feiner Currysahne ebenfalls ausgezeichnet schmecken.

Maaschanz Bruno Lauffenburger führte ja einst die Oyster-Bar in der Hochstraße, wobei er dort oft selbst kochte und mit einer tollen Edelfisch-Bouillabaisse überraschte. In der Maaschaanz gibt es die eher robuste Marseille-Variante, also eine dunkle konzentrierte und reine Fischsuppe mit geröstetem Weißbrot und Rouille. Davon kann man aber auch einen ganzen Topf essen, weil sie so unverschämt ungekünstelt daherkommt. Der Weiße Heilbutt mit Steinpilzen und kräftiger Old School Sauce wird ebenfalls erfrischend deftig kombiniert. Die Küche will keine kreativen Kapriolen schlagen, sondern Gerichte von schöner Schlichtheit liefern. Aber genau diese sind es, die uns sehr oft in Urlaubsstimmung und an die Küsten Frankreich versetzen. Vor allem darin liegt der ganze Reiz dieses Lokals, das es auf saloppe Art schafft, uns mehr zu berühren als viele gestylte Möchtegern-Restaurants.

Maaschanz Mit der Weinkarte ist Bruno Lauffenburger noch nicht so recht zufrieden, wobei wir ihm da nicht widersprechen möchten. Auch hier geht es old fashioned zu, aber man findet ausreichend gute Flaschen. Bei Champagner und Cremant ebenso, wie beim übrigen Sortiment. Zum Sonnentanken auf der Terrasse passt derzeit am besten der zarte, elegante, saftige und angenehm diskret fruchtige Rosé vom Château Minuty aus der Appellation Bandols in der Provence. Wenn es morgen schon die Cuvée Prestige Rosé vom gleichen Weingut gäbe, wären wir begeistert.

Küchenchef Kregar

Küchenchef Kregar

Die Maaschanz besteht aus einer Dreifaltigkeit: Amüsanter Terrasse, heimeliger Gaststube, rustikaler Garage, „Ma Chance“ genannt. Es gibt viele Chanson-Abende und andere Events, die man im Auge behalten sollte. Alles fließt. In Frankfurt vor allem der Main und der Wein. In der Maaschanz besteht kaum eine Chance, beiden aus dem Weg zu gehen.

Ludwig Fienhold

 

 

 

Maaschanz Maaschanz, Frankfurt, Färberstraße 75, Tel. (069) 622 886. Täglich geöffnet ab 15 Uhr, Samstag ab 13 Uhr, Sonntag ab 12 Uhr. Durchgehend warme Küche, zwischendurch Bistrokarte mit Flammenkuchen und kleinen Gerichten. www.maaschanz.de

 

 

 

 

 

Foto-Galerie

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Plopp: Die Champagner-Avantgarde zu Gast in Frankfurt

Große Verkostung

Newcomer, Raritäten, Entdeckungen

 

Deutschland-Premiere

 

Frankfurt schäumt. Aber nicht vor Wut. Eine Offensive junger Champagner-Winzer wird die Stadt in gehobene Stimmung versetzen. Bei dem Event Champagner en Vogue findet man keineswegs die üblichen Verdächtigen, sondern Newcomer und Raritäten. Die neue Champagner-Avantgarde ist im wahrsten Sinne erdverbunden und Terroir-begeistert, unkonventionell und doch der Tradition verpflichtet. Man bearbeitet den Boden mit dem Pferdepflug, schläft im Zelt in den Weinbergen oder baut den Wein in großen Amphoren aus Ton aus. 15 Winzer werden aus der Champagne anreisen, über 50 Perlen gibt es insgesamt zu entdecken. Gerade rechtzeitig, denn so langsam sollte man sich für Weihnachten und Silvester eindecken. Der Ticketverkauf für die große Degustation am 9. November im Frankfurter Holzhausenschlösschen hat begonnen (siehe Info am Ende). Mehr als 300 Tickets stehen nicht zum Verkauf, man sollte also nicht lange warten. Diese Limitierung ist vorteilhaft, damit bei der Verkostung alles übersichtlich bleibt und kein Gedränge entstehen kann.

Holzhausenschlösschen

Holzhausenschlösschen

Yann Vadin mag jung sein, erzeugt aber Champagner von kluger Reife. Seine Grande Reserve Extra Brut aus Chardonnay und Pinot Noir ist komplex und tiefgründig und schwebt durch ihre feine Perlage lässig-elegant über die Zunge. Wer nach dem ersten Glas aufhört, hat ihn nicht verstanden, denn dann beginnt der Spaß erst, wie bei so vielen guten Champagner. Die Grande Reserve reift vier bis fünf Jahre, die Weine werden weder filtriert noch geschönt. Die Domain Vadin-Plateau erzeugt 60.000 Flaschen im Jahr. Zum Vergleich: Schampus-Riese Möet & Chandon flutet jährlich rund 30 Millionen Flaschen auf den Markt.

Thomas Perseval ist ein landwirtschaftlich geprägter Bio-Winzer. Bei der Pflanzung seiner Rebstöcke säte er beispielsweise Erbsen und Sommergerste aus, die den Boden nähren und auf natürliche Weise schützen sollen. Seine Terroir-betonten Champagner gehören bei Insidern zu den besonders begehrten. Primus ist die Grande Cuvée Brut Nature. Die Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier stammen jeweils zu einem Drittel aus selektionierten Einzellagen. Dieser ausdrucksvolle Champagner, von dem es nur 2.200 Flaschen gibt, wird im Barrique ausgebaut und reift über 36 Monate auf der Hefe.

2DrieuxPerine Baillette arbeitet wie viele Bio-Winzer aufwendig mit Pferden im Weinberg, das kraftvollste Tier heißt Tarzan. Perine selbst ist jedoch von zarter Erscheinung und erzeugt sehr ausgeglichene entspannte Champagner. Ihr beschwingter Coeur de l´Histoire kommt wie sie auch nicht laut und säuerlich daher, sondern fein und elegant. Der Geschmack ist wunderbar buttrig und wird mit eine diskreten Anmutung von Mandarine und Wildhonig unterlegt.

Rémi Leroy bewirtschaftet ebenfalls die eigenen Weinberge, acht Hektar an der Côte des Bar. Sein Champagner entsteht so naturbelassen wie möglich und wird nicht geklärt und filtriert. Seine mit 3 Gramm Restzucker angenehm trockne und auffrischende Cuvée aus Pinot Noir und Chardonnay wird größtenteils in Stahltanks vergoren, 20 Prozent davon aber auch in Barriques. Der Champagner perlt hochfein und duftet nach frischer Brioche. Dabei ist er unverschämt unkompliziert und eignet sich für alle, die Angst vor zu großer Säure haben.

Champagner FlaschenDer Champagner von Timothée Stroebel ist eigensinnig, kraftvoll und knochentrocken. Nichts für Weichtrinker, der Champagner schmeckt ganz stark nach dem Wein, der dahinter steckt. Brut Nature, keine Dosage, null Restzucker. Der hundertprozentige Pinot Meunier mit dem schönen Namen Héraclite liegt drei Jahre auf der Hefe, es gibt nicht mehr als 5000 Flaschen davon. Von seinem stoffigen Pinot Noir Rosé de Saignée namens Logos d’Héraclite sind nicht mehr als 814 Flaschen zu bekommen.

Nur einige Beispiele aus der Szene der Champagner-Avantgarde. So viele spannende Champagner an einem Tag sind jedenfalls selten zu erleben. Für eine solch gebündelte Champagner-Erfahrung muss man sonst für mindestens drei Tage in die Champagne reisen.

Ludwig Fienhold

 

ChampagnerChampagner en Vogue

von 2drieux Champagner Selektion

Termin

Mittwoch, 9. November 12  – 20 Uhr

Holzhausenschlösschen Justinianstraße 5, Frankfurt am Main

Karten

Vorverkauf 59,00 €

Es werden nur 300 Tickets verkauft

 

Erhältlich bei 2drieux Champagner Selektion: champagner@2drieux.de

 

Kontakt

2drieux Champagner Selektion

Julia & Stéphane Drieux
, Frankfurt
 (069) 878 759 97

Mobil 0173 738 51 61

champagner@2drieux.de

www.2drieux.de

 

„Champagner en Vogue“ ist die Deutschland-Premiere der Avantgarde-Champagner. Die Besucher können die Champagner-Winzer persönlich kennenlernen und ihre hochwertigen und individuellen Erzeugnisse verkosten. Die meisten kommen aus kleinen Kellereien, die eine limitierte Produktion haben und mitunter nur wenige tausend Flaschen anbieten.

Julia & Stéphane Drieux

Julia & Stéphane Drieux

2drieux Champagner Selektion

Das junge Start-up aus Frankfurt hat sich auf handgefertigte Champagner spezialisiert. Julia & Stéphane Drieux bieten eine handverlesene Selektion von über 130 verschiedenen Champagner in ihrer eBoutique 2drieux.de an. Auf der sehr gut gemachten und informativen Webseite findet man detaillierte Informationen zu den Machern der Champagner, Winzer-Philosophien, Weinbergen und Bewirtschaftung, Herstellung und vieles mehr. Zudem gibt es nützliche Hilfen, wozu der Champagner gut getrunken werden kann, als Aperitif, zu Vorspeisen, Fischgerichten oder auch für sich selbst als Meditationswein.

 

Photocredit: 2drieux, Domain Minière




Flaschenpost vom Winzer: So perlt der Sommer weiter

Norbert Spielmann muntert uns mit frischen Tropfen auf

 

So schmeckt uns auch weiter der Sommer: Schönes Apfelaroma, feine Perlage, saftig, frisch, trocken. Einer der besten perlenden Apfelweine, die wir kennen. Vielleicht sogar der Beste, gerade die neue Abfüllung 2016. Macht aber kein Kelterer aus Hessen, sondern der Weinhändler und Winzer Norbert Spielmann aus dem tauberfränkischen Wertheim am Main. Der fröhliche Trunk hört auf den Namen „Veräppelt“. Wir verraten, warum dieser schäumende Wein so besonders gut gelingt.

Veraeppelt 2016Die Äpfel sind handverlesen, es werden nur gute verwendet, ohne braune Stellen und andere Makel. Sie stammen ausschließlich von alten Apfelbäumen, vor allem aus dem Taubertal. Dort wachsen die Bäume oft auf den ehemaligen Weinbergterrassen, die Ende des 19. Jahrhunderts reihenweise brach lagen. Die Apfelsorten sind unterschiedlich, doch es ist nach Einsicht von Norbert Spielmann vor allem wichtig, die Äpfel nicht zu früh zu lesen.

Spielmann (rechts oben im Bild) und seine Helfer bringen die Äpfel unmittelbar nach dem ernten zur Kelterei und verarbeiten dann den Most direkt im eigenen Betrieb. So wird keine Zeit verloren, weshalb auch keine Oxidation zu befürchten ist. Der Most wird wie ein junger Wein behandelt: Ab ins Edelstahl, die Vergärung erfolgt unter Temperaturkontrolle und dauert bis zu 6 Wochen. „Ich glaube, das macht den fruchtigen Geschmack mit dieser Komplexität aus“, meint Spielmann.  Danach wird der junge Apfelwein filtriert und bleibt noch einige Monate auf seiner Feinhefe liegen. Bei der Abfüllung wird CO² zugegeben um die „Perlen“ in den Apfelwein zu bekommen.

Der Name „Veräppelt“ entstand, weil Norbert Spielmann und seine Mitstreiter ja Weinmacher sind und sich mit diesem Projekt selbst etwas auf die Schippe nehmen. „Aber wir veräppeln auch die Äppel, die jahrelang niemand mehr ernten wollte“, meint Spielmann. Heute kaufen viele ihre Äpfel im Supermarkt, dort sehen sie besser aus, kommen aus Übersee und Südtirol – und sind oft in Plastik steril verpackt und schmecken auch so. Auch das ein Grund für Spielmann, die Tradition und die Streuobstwiesen nicht sterben zu lassen. Es gibt ja manche, die Bier für den Erhalt des Regenwaldes trinken. Wir trinken Apfelperlwein und fühlen uns auch ziemlich gut dabei.

Ludwig Fienhold

 

6 Flaschen „Veräppelt“, 29,40 € + 5 € Transport/Verpackung.  

Ab 12 Fl. frei Haus innerhalb von Deutschland. 

Weinkellerei Spielmann, Wertheim, Föhlischstraße 7, Tel. 09342-22030. info@weinkellerei-spielmann.de

 

Photocredit: Weinkellerei Spielmann, Barbara Fienhold