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Brain Food: Gute Adressen für Dichter & Denker

Brain-Food & Liquid Love

 

Zwei, die nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse gefehlt haben, sondern grundsätzlich und immer fehlen werden: Hellmuth Karasek und Harry Rowohlt. Hellmuth Karasek war viel mehr als ein literarischer Salonlöwe, er war vor allem ein feiner, stiller Genießer. Dass er dabei in Frankfurt Erno´s Bistro mit seiner erstklassigen französischen Küche und den herausragenden Weinen bevorzugte und dort auch gerne allein ohne großes Tischpalaver auskam, ehrt ihn noch mehr. In dieser Gourmet-Kneipe fühlte er sich auch wegen der lässigen Atmosphäre wohl.

Friedrich NietzscheFür Harry Rowohlt war viele Jahrzehnte jeder Tag ein Feiertag. Dabei sei keineswegs nur an Durst und andere dringende Dinge erinnert. Er konnte sich auch ganz wunderbar kindisch über gutes Essen freuen, umso mehr, wenn es so originell wie im alten Lokal Klabunt, dem heutigen Henscheid präsentiert wurde: „Alles stehen und liegen lassen, hin!“  Er lobpreiste das Lokal wegen seiner hessischen Parodien auf die Nouvelle Cuisine, wie Garnelencurrywurst mit hausgemachtem Apfelketchup. Niemand darf Harry Rowohlt widersprechen, auch nicht posthum, weswegen wir uns nach wie vor seiner Huldigung anschließen. Erin go bragh, Harry, sláinte, Du fehlst, Alter.

Friedrich NietzscheViele Adressen für Dichter & Denker sind nicht mehr oder längst nicht mehr das, was sie einst waren. Das verblichene Sudfass der Puff-Poeten, das nur noch bleiche Café Laumer und der unrechtmäßig geschlossene Künstlerkeller seien stellvertretend genannt. Aber es gibt ja zum Glück noch die alte verrauchte Jimmy´s Bar im Hessischen Hof gegenüber der Messe, wo sich nach wie vor die Literaturwelt zum Flüssigkeitsaustausch trifft. Das beste Liquid Brain Food gibt es jedoch im Parlour unweit der Frankfurter Freßgass, bei intimer Stimmung und professionellem Service.

Friedrich NietzscheIn Frankfurts bestem Museums-Restaurant, der Emma Metzler, wird sehr gute kreative Küche und eine Weinauswahl für Individualisten präsentiert. Die Betreiberin Jacky Strenz lässt es nicht wissen, dass sie Kunsthistorikerin ist und eine Galerie führt, dem Barkeeper sieht man nicht an, dass er ein Künstler ist. Man kann mit beiden über Weine und Kunst sprechen, man kann es aber auch bleiben lassen und einfach nur ein paar Gläser trinken.

Die Margarete am Haus des Buches (umständlich Börsenverein des Deutschen Buchhandels) ist natürlich allein schon wegen der gedachten Nähe zur Literatur ein Muss, wobei dort ja mehr Beamte und keine Schöngeister sitzen. Im Lokal selbst stimmt die Mischung.

Friedrich NietzscheDer Kabarettist, Autor und singende Klavierspieler Georg Kreisler hat viele böse Lieder komponiert, „Gehn mer Tauben vergiften im Park“ und „Bidlabuh“ gehören zu den schwärzesten. Das kleine lustige und ohne jegliche Wichtigtuerei auskommende Lokal Bidlabu (ohne „h“ am Ende) gleich neben der berühmten Freßgass serviert oft Literatur & Liederabende. Vor allem aber eine grundehrliche, verfeinerte klassische Küche, die gutgemachte Gerichte wie Pastrami-Lachs hervorbringt.

Ludwig Fienhold

 

 

 




Simon Stirnal wird neuer Küchenchef im Hotel Kronenschlösschen

Chef Sebastian Lühr wechselt zum Wiesbadener Consortium

 

Spannende Rochade im Rheingau: Der bisherige Küchenchef des Kronenschlösschens Sebastian Lühr verlässt das Hotel Ende November, an seine Stelle rückt Simon Stirnal, der zuvor im Schloss Loersfeld in Kerpen bei Köln die weiße Brigade führte. Die beiden Häuser verbindet nicht nur eine besonders attraktive Optik, beide Adressen werden auch mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

Der 33 Jahre alte Simon Stirnal aus Bad Oldesloe in Schlesweig Holstein machte seine Ausbildung im Hamburger Fischereihafen Restaurant und wechselte später als Jungkoch ins Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten. Dort stand er schon bald als Souschef im Doc Chengs am Herd, einem der ersten guten panasiatischen Restaurants in Deutschland. Später wurde Stirnal im Hotel zum Küchenchef des Jahreszeiten Grill befördert. Seit April 2013 ist er Küchenchef im über 500 Jahre alten Schloss Loersfeld.

Restaurant Kronenschlösschen

Restaurant Kronenschlösschen

Simon Stirnal kocht so klassisch wie möglich und so modern wie nötig, er selbst beschreibt seinen Stil als „Renaissance“. Die Produktqualität steht dabei im Mittelpunkt, einen besonderen Hang hat Stirnal zu Fischen und Meeresfrüchten. Der Besitzer des Rheingauer Kronenschlösschens Hans Burkhart Ullrich, der auch Gründer des weltbekannten Rheingau Gourmet & Wein-Festivals im ist, sieht weiter guten Zeiten entgegen: „Ich habe Simon Stirnal hier beim Gourmet-Festival erlebt und bin sehr überzeugt von seinen Leistungen.“

Sebastian Lühr

Sebastian Lühr

Der scheidende Sebastian Lühr wurde vor zwei Jahren Küchenchef im Kronenschlösschen und löste Patrik Kimpel ab, der sage und schreibe zwanzig Jahre dort arbeitete. Lühr, der zur erstklassigen Gerichten fähig war, wechselt ins Wiesbadener Gastronomie-Unternehmen Consortium, das unter anderem von dem ehemaligen Sternekoch Egbert Engelhardt geführt wird und für sein hervorragendes Team bekannt ist, zu dem auch der frühere 2-Sterne-Koch Matthias Schmitt von der Frankfurter Villa Merton gehört.

Ludwig Fienhold

 

 

Bild oben rechts: Simon Stirnal

 

 




Freßgass: Johannes Ballmann wird Küchenchef bei Zarges

Die Freßgass steht jetzt wieder besser im Futter

 

Von Ludwig Fienhold

Johannes Ballmann, ehemaliger Küchenchef des Holbein´s im Frankfurter Städel Museum, wird der neue Küchenchef im Restaurant Zarges auf der Freßgass. Sein Vorgänger, Girolamo „Gino“ Falco, ist bereits vor einem halben Jahr ins Team der Casa di Tomilaia nach Sachsenhausen gewechselt und hatte eine klaffende Lücke hinterlassen. Die Schutzheiligen der Freßgass müssen wohl ein Einsehen gehabt haben und ließen Johannes Ballmann ins Spiel kommen, der nach einem sehr kurzen Gastspiel in der Golden Kron in Alt-Eschersheim plötzlich und unerwartet wieder frei wurde. Gesucht, gefunden – Joe Ballmann tritt Mitte November an, um dem Restaurant Zarges wieder neues kulinarisches Leben einzuhauchen.

Johannes Ballmann

Johannes Ballmann

Ballmann steht für eine rustikale bis feine Landhausküche, die gut zum Restaurant und der Freßgass passt. Er hat bislang an verschiedenen Stellen enormen Einsatz und Vielfalt gezeigt und kann ebenso gut mit Rouladen wie mit Hummer umgehen. Im Holbein´s wurde er mit 15 Punkten im Gourmet Guide Gault Millau ausgezeichnet, was für einen hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität steht. Nach dem Holbein´s war Ballmann am Frankfurter Flughafen im Airport Club tätig, der jetzt vom Gastro-Unternehmer Klaus Peter Kofler übernommen wurde. Bei dem Einzug ins Zarges wird Ballmann seinen vertrauten Souschef mitnehmen. Eine Auffrischung hat Zarges auch dringend nötig, denn es war ja nicht nur der Küchenchef abhanden gekommen, sondern auch der sehr gute Restaurantleiter und Sommelier Björn Zimmer, der vor über einem Jahr ging und seitdem in gleicher Position auf dem Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig arbeitet. Auch seinen Posten gilt es im Zarges erneut zu besetzen, damit Küche und Keller wieder entsprechend nach außen vertreten werden können und das ganze Lokal ein Gesicht bekommt. Immerhin gelang dem Restaurant Zarges einst der Aufstieg in die erste Gourmet-Liga, als Sternekoch Alfred Friedrich die Küche führte.

Die Freßgass, noch mit der alten Bäckerei

Die Freßgass in Frankfurt

Gino Falco, der auch unter der Regie von Alfred Friedrich im Zarges arbeitete, konnte keineswegs nur gut Pasta zuzubereiten, sondern auch Wiener Schnitzel und vor allem Gans – sein Gänsebraten war der beste in der Stadt. Jetzt ist dieser ab 11. November aber im Lokal Casa di Tomilaia zu haben, wenn die Gänsesaison beginnt. Johannes Ballmann wiederum darf nun zeigen, ob er die Gans auch so gut hinbekommt, was gerade die Stammgäste bei Zarges erwarten. Mit Ballmann weht nicht nur ein frischer Wind im Restaurant, sondern auf der ganzen Freßgass. Dazu trägt außerdem Weltklasse-Patissier Florian Köller bei, der (wie in BISS berichtet, hier lesen) noch in diesem Jahr sein Café mit kreativem Nachwerk gegenüber dem Apple Store eröffnen will.

In der Frankfurter Innenstadt existieren mit dem Bidlabu und der Leiter sowie dem Steakhaus Buffalo im Grunde nur drei ernstzunehmende Restaurants. Das Zarges hat jetzt die Chance, wieder dazuzugehören.

 

 




Weine, die man in seinem Leben getrunken haben muss

Gourmet-Dinner

mit flüssigen Raritäten

 

Der Weinsammler und Patron des Kronenschlösschens im Rheingau, Hans Burkhart Ullrich, öffnet seine Schatzkiste. „Die größten Weine der Welt, aus verschiedenen Anbaugebieten. Absolute Raritäten“, will er seinen Gästen servieren. Begleitet von einem 5-Gang-Dinner der Sterneküche, informativ mit Hintergrundwissen kommentiert vom Experten Kai Schattner. Insgesamt verspricht Ullrich zwölf Kultweine: Dom Perignon Champagner, Jahrgang 1996; Cloudy Bay Te Koko 2011, Marlborough Neuseeland; 2003 Grüner Veltliner Smaragd „M“ von F.X. Pichler; Newton Chardonnay 2005 aus Kalifornien; Scharzhofberger Mosel-Riesling von Egon Müller; 1994 L´Ermitá von Alvaro Palacios aus dem spanischen Priorat; Pinot Noir von Gantenbein aus der Schweiz; 1997 Guigal „La Turque“; Caymus Special Selection von 1999 aus dem kalifornischen Napa Valley; 2001 Grange von Penfolds, Australiens größter Wein; Kiedricher Gräfenberg Riesling Beerenauslese vom Rheingauer Weingut Robert Weil; Graham´s Vintage Port. Für Hans Burkhart Ullrich alles Weine, die man in seinem Leben getrunken haben muss.

Pauschalpreis für Aperitif, 5-Gang-Gourmetmenü, alle Wein-Raritäten, Wasser, Kaffee: 450 €.

Datum: Samstag, 7. November, 19.30 Uhr, Kronenschlösschen, Eltville-Hattenheim, Tel. 06723 640. www.kronenschloesschen.de

Mitunter bietet das Kronenschlösschen in Verbindung mit einem Event günstige Zimmer an, es lohnt sich also nachzufragen.

Restaurant Kronenschlösschen

Restaurant Kronenschlösschen

Bei solchen Veranstaltungen ist es ratsam, den eigenen Wagen stehen zu lassen. Man kann sich gleich im Kronenschlösschen ein Zimmer reservieren oder mit dem Zug anreisen: Von Frankfurt Hauptbahnhof über Wiesbaden und Mainz-Kastel nach Hattenheim (und zurück), ohne Umsteigen. Fahrtzeit 1 Stunde von und bis Frankfurt / 25 min von und bis Wiesbaden. Hinfahrt 
ab Frankfurt Hbf alle 60 min (z.B. 17.53). 
Rückfahrt
 ab Hattenheim alle 60 min (letzte Fahrt 23.04).