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Neu Gut Schön: Eccolo

Wein-Bar, Kochladen, Café, Eventlocation

 

Frankfurt wird noch italienischer

 

Bello & Impossibele: So schön kann doch kein Mann sein, aber ein Lokal schon. Freigelegte Backsteinwände, Holzblock-Theke und eine hohe ovale Decke, die den Raum elegant weitet. Handgemachtes Terracotta-Geschirr aus der Toskana, edle Töpfe und Pfannen von Baldassare Agnelli, Messer und Olivenholz aus der Manufaktur Giglio, prima Olivenöl von Balduccio, schicke Marmeladen in Tuben.  Die Gäste sitzen mittendrin in diesem wunderschönen Laden, können frisch aufgeschnittenen Schinken und Salami sowie guten Wein genießen. Und dürfen obendrein alles kaufen, was sie hier ringsum sehen und entdecken. Der ohnehin schon sehr lebendige Oeder Weg in Frankfurt ist um eine positive Adresse reicher. An gleicher Stelle war früher der einzigartige schrullige kulinarische Tante Emma Laden Michas Essen & Trinken.

TafelkulturGastgeber Alessandro Ciani hat das ganze Lokal mit viel Sinn für natürliche Schönheit gemeinsam mit seiner Frau zurechtgebaut und gestaltet. Man kennt den lebhaften Sandro, dessen italienische Wurzeln auch deutlich am Temperament zu bemerken sind, aus so vielen Unternehmen, dass einem schwindelig wird: King Kamehameha, Sullivan´s, Vipho, VaiVai, Butterbutter, Biancalani-Bar, Delicut. Jetzt dürfte er seine Heimat gefunden haben, eine schönere Bleibe wird er schwer finden, zumal es auch noch die eigene ist. Eccolo accontentato.

Das Konzept des neuen Eccolo ist eindeutig und vielseitig.  Zwischen Dienstag und Samstag ist das Lokal durchgehend von 9.30 bis 19.30 Uhr geöffnet, für Frühstück, Lunch oder einen Happen mit Vino am Abend. Da Eccolo sich aber auch durch sein besonderes Ambiente als Eventlocation für Feiern, Weinproben und anderes mehr anbietet, soll es in der übrigen Zeit teilweise dafür genutzt werden.

EccoloDas Eccolo serviert Feinkost und verkauft Tischkultur. Manche kommen auf einen Cappuccino (Kaffee von Isquéta) und Gebäck , andere sehen das Lokal vor allem als Wein-Bar. Es gibt alle Weine glasweise, dazu lässt man sich Schinken, Salami und anderes mehr frisch aufschneiden und ergänzt mit Käse, Feigensenf, Oliven und anderem. Zudem gibt es belegte Panini, Focaccia, Salate und Süßigkeiten. Sandro Ciani getraut sich auch Lambrusco anzubieten, das vielverachtete Kellerkind aus der Emilia Romagna. Gleich sieben verschiedene Sorten davon gibt es, vom ganz schlanken knochentrockenen Sorbara von Rito bis zum kräftigen frischen druckvoll perlenden und dezent nach Erdbeeren schmeckenden und doch trockenen 1915 von Donelli. Bravo! Solche vernachlässigten und guten Weine brauchen wir hier, gerade jetzt im Sommer. Balthasar Ress aus dem Rheingau ist mit einer Handvoll Weine vertreten, denn jetzt ist auch eine gute Zeit für Riesling. Insgesamt kann man unter 20 verschiedenen Offerten wählen, es werden sicher noch etwas mehr. Bierfreunde finden Alternativen, etwa italienisches Birra Moretti oder ein Seven Iron von der Alan Ogden Brewery – der Frankfurter Koch hat auch ein Craft Beer im Portfolio.

Sandro

Sandro

Man sitzt sehr entspannt in diesem luftig heiteren Lokal, jetzt auch auf der kleinen Straßen-Terrasse. Selbst Mütter dürfen hier nahezu unbehelligt mit ihren Kids ein Weinchen schlürfen. Die Tischplatten sehen ein wenig aus wie Schultafeln, können aber tatsächlich mit Buntstiften bemalt werden, die deshalb bereitstehen. Erstaunlich, wie intensiv man damit Kinder ganz ohne elektronischen Einsatz beschäftigen kann.

Ludwig Fienhold

 

 

 

 

Eccolo, Der Kochladen, Frankfurt, Oeder Weg/Ecke Sömmeringstr. 1, Tel. 069 21 00 66 77.  

Dienstag – Samstag 9.30 – 19.30  Uhr. www.eccolo.org

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold

 

 

 

 

 

 




Im Schirn-Lokal wird wieder gekocht

Badias Catering belebt leerstehendes Lokal

 

Badias Catering hat jetzt nach der Insolvenz von Nykke & Kokki das seit Wochen leerstehende Lokal in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt übernommen. Vorerst wird samstags und sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet sein. Kaffee, Kuchen, Tellergerichte sowie ein Sonntagsbrunch stehen im Repertoire. Einen richtigen Pächter für das Lokal zu finden ist wegen der massiven Bauarbeiten unmittelbar vor der Tür kaum möglich. Wahrscheinlich wird dies eine Interimslösung sein, so lange die Bauarbeiten andauern. Badias Catering ist für Pop-Up-Restaurants bekannt an verschiedenen Locations und vor allem in der Kunstszene bekannt. Deshalb auch die Verbindung zur Kunsthalle Schirn.

Die Pachtvergabe der Schirn-Gastronomie durch die Stadt Frankfurt beziehungsweise den Direktor Max Hollein hat sich in den letzten Jahren als unglücklich erwiesen, Nykke & Kokki waren der vorläufige negative Höhepunkt. Das Lokal hat es nicht geschafft und war von Anfang an ein Problemfall, was zunächst auch nichts mit den Bauarbeiten zu tun hatte. Es fehlte einfach an einem Konzept, guter Küche und solidem Service. Viel Lärm um Nichts machten auch die Vorgänger Hill & Ott mit Russen-Disco und Salsa-Partys. Nicht nur zum Ärger der Nachbarn, auch Max Hollein ärgerte sich und griff ein, um das Dasein der Schirn-Cafés als Krawallschachtel zu beenden.

Badia

Badia

Dabei war die Schirn einmal eine gastronomische Visitenkarte Frankfurts. In dem Rundbau der 1986 eröffneten Kunsthalle Schirn war zunächst ein profanes Tagescafé untergebracht. Erst zwei Jahre später machte daraus der damalige Multi-Gastronom Gerd Schüler so etwas wie Frankfurts erste Lounge. «Barock ironisch» nannte Designer Peter Gerigk die amüsant-kitschige Einrichtung aus goldenem und blauem Mobiliar, das einem Theaterfundus entliehen schien, indes vom schrägen Schnick-Schnack-Shop «Domizil» stammte. Schon seinerzeit gab es Ärger. Der damalige Leiter der Kunsthalle Schirn, Christoph Vitali, fühlte sich übergangen und lehnte die Einrichtung kategorisch ab. So ganz erledigte sich der Zank nie. 1993 zog schließlich Klaus-Peter Kofler in das Schirn-Café ein – sein furioses Eröffnungsfest mit dem über die 100 Meter lange Theke tanzenden Teufelsgeiger von «Farfalle» gehörte zu den besten Events der Stadt und bleibt unvergessen.

Kofler etablierte Frankfurts schönste und beste Metropolen-Bar, servierte als erster Edel-Tapas und gutgemachte Drinks. Die Gäste standen in Dreierreihen hinter der Theke, bis ein Türsteher den Zugang regulieren sollte, was wegen dessen Rüpelhaftigkeit gründlich danebenging. Kein Frankfurter Lokal aber war damals beliebter und wurde so überrannt. Nicht wenige der auffällig fähigen und freundlichen Mitarbeiter hatten bald ihre eigenen Läden. Doch auch Kofler, hochoffiziell von der Stadt Frankfurt von Bad Homburg an den Main berufen und willkommen geheißen, fand später in dem für die Pacht zuständigen Liegenschaftsamt aus nicht nachvollziehbaren Gründen heftige Gegner.

Die Verantwortlichen könnten die Zeit der jetzigen Zwischenlösung nutzen und sich endlich auf einen kompetenten Gastronomen besinnen, der das Schirn-Café wieder zu einer prominenten und guten Adresse macht. Wenn die Bauarbeiten am Dom-Römer-Areal einmal beendet sein sollten, ist die Lage unmittelbar am Krönungsweg herausragend. Und bedarf einer ebensolchen Gastronomie.

LF

 

Gastronoven & Mafia-Lokale

 

Bugsy Siegel

Bugsy Siegel

Die Gastronoven Adinast & Metzler schießen sich auf Mafia-Bosse-Namen für ihre Lokale ein. Nach Maxie Eisen, heißt nun ihr neues Restaurant in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs Stanley Diamond. Beides jüdische Gangster der Kosher-Nostra. Für die nächsten Lokale hätten wir auch noch ein paar schöne Namen von einschlägigen Mafiosi: Herbert Blitzstein, Harry Horowitz, Meyer Lansky, Max Mermelstein, Bugsy Siegel, Albert Tannenbaum.

Die Zeitung Die Welt und die Frankfurter Medien haben seitenweise viel PR für das Stanley Diamond gemacht, jede Erbse auf dem Teller beschrieben und im Canon der Ahnungslosigkeit die wichtigste Information unterschlagen: Wer für die Küche verantwortlich ist. Also bitte: Küchenchef ist Alexander Nixdorf. Er hat zuvor im schönen Schloss Velden am Wörthersee gearbeitet, stand für einige Monate auf der Burg Schwarzenstein im Rheingau am Herd und war Souschef im Coq au Vin im Schlosshotel Lerbach in Bergisch Gladbach. Zuletzt war Nixdorf Souschef im Walk´schen Haus im badischen Weingarten, das vom Gault Millau mit 15 Punkten bewertet und vom Michelin mit einem Stern ausgezeichnet wurde.

LF

 

 




Romantik Hotel Platte: Schlechte Gastgeber, gute Küche

Das Romantik Hotel Platte in Attendorn

 

Schönes Landhotel für Genießer & Golfer

 

Große Schwächen

beim Service

 

Von Sabine Hübner und Carsten K. Rath

Seit einigen Jahren verabreden wir uns mit 20 Freunden in wechselnden Hotels zum gemeinsamen Golfen. In diesem Jahr war es das Romantik Hotel Platte in Attendorn. Die Buchung des Zimmerkontingents übernahm einer unserer Freunde. Da Sabine ein gebranntes Kind ist, was die Bettengröße bei Einzelzimmern betrifft, erkundigte sie sich schon Wochen vor Anreise telefonisch danach. Aussage der Mitarbeiterin: „Jedes Einzelbett hat eine Breite von 140 Zentimetern.“ Damit war Sabine erst einmal beruhigt. Um aber ganz sicher zu gehen, griff sie am Morgen der Abreise erneut zum Hörer. Aussage dieses Mal: „Entschuldigen Sie, Ihr Anruf und Ihre Bitte zur Bettengröße wurden nicht festgehalten. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Als hätten wir es nicht geahnt.

Blind Date mit dem Bock

Das Romantik Hotel Platte ist ein wunderschönes Fachwerkhaus inmitten der Wälder und Wiesen des südlichen Sauerlands. Der Welcome im Hotel war leider nicht als herzlich zu bezeichnen – freundlich, kühl aber nicht herzlich. Während des Eincheckens legte uns die Mitarbeiterin an der Rezeption ein Blatt mit drei Hauptgerichten vor. Jeder von uns sollte für das Abendmenü sein Wunschgericht auswählen. Eines der Gerichte war „Schnitzel vom Maibock“. Sabine wollte es genauer wissen: „Was ist denn das für ein Bock?“  Antwort: „Na, ein Bock halt.“ Sabine gab aber nicht auf: „Naja, ein Hirschbock, ein Rehbock, ein Gamsbock, ein Ziegenbock, ein Schafsbock – welcher Bock?“ Antwort mit großen Augen: „Das weiß ich nicht!“ Später stellte sich heraus, dass fast jeder Gast die gleiche Frage gestellt hatte. Offensichtlich war es aber nicht Grund genug für die Mitarbeiterin, sich schlauzumachen. Schade, wenn neben Neugier auch intelligente Prozesse fehlen. Wir entschieden uns für ein Blind Date mit dem „unbekannten“ Bock.

Leider fehlt im Romantik Hotel Platte ein Aufzug, weshalb wir unser Gepäck in den zweiten Stock schleppen mussten. Oben angekommen öffnete Sabine ihre Zimmertür und blickte auf ein 80 Zentimeter breites Bett. Für jeden Vielreisenden die Höchststrafe. In ein anderes Einzelzimmer umzuziehen, war nicht möglich, weil kein anderes mehr frei war. Nach einer längeren Diskussion mit der Rezeption konnte sie aber am nächsten Tag in ein Doppelzimmer umzuziehen – ohne Aufpreis – wenigstens etwas!

Lustloser Service, erstklassige Küche, knauseriger Restaurantchef

Das Essen am Abend war wirklich erstklassig: Vom Wildkräutersalat bis zum Dessert war es eine wahre Gaumenfreude. Leider vermissten wir jegliche Herzlichkeit im Service. Nur einer Mitarbeiterin gelang es, uns mit ihrem Charme zu überzeugen. Auch die Tatsache, dass wir den Weinkeller um einige Flaschen erleichterten und so den Umsatz deutlich ankurbelten, steigerte die Herzlichkeit nicht. Dazu kam, dass der Restaurantchef von Großzügigkeit in Kleinigkeiten nichts zu halten schien: Der Rest des hochwertigen Grappas reichte leider nur deutlich bis unter die 2cl-Marke. Anstatt unserem Freund, der diesen bestellt hatte, z.B. als Ausgleich einen Espresso anzubieten, diskutierte der Restaurantchef mit ihm über die Höhe des Preisnachlasses – kleinlich.

An der Rezeption wollten wir erfragen, wo sich die WLAN-Zugangsdaten befinden. Wir erhielten die schnodderige Antwort: „Auf dem Zimmer!“ Und nachdem wir auf eine Nachfrage „Wo denn genau?“  die gleiche Antwort noch einmal erhielten, platzte mir der Kragen: „Wenn ich wüsste, wo im Zimmer, würde ich nicht fragen. Also wo, unter der Dusche, auf dem Schreibtisch, in einer Mappe?“ Es stellte sich heraus, dass die Zugangsdaten auf einem sehr kleinen Schild standen, das sich hinter dem Telefon versteckt hatte. Wir konnten sie also gar nicht sehen. Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft sehen anders aus.

Das Romantik Hotel Platte ist eigentlich ein tolles Produkt: Das charmante Fachwerkhaus liegt in wunderschöner Umgebung. Es gehört ein Golfplatz dazu, der aufgrund seiner Lage landschaftliche Vorteile bietet. Außerdem gibt es eine Küche, die sich wirklich sehen lassen kann, und auch der Wellness-Bereich ist top. Wir hatten nur leider in den drei Tagen kaum das Gefühl herzlich willkommen zu sein. Weder eine charmante Kommunikation noch Hilfsbereitschaft oder Gastlichkeit wurden wirklich gelebt. Sehr, sehr schade, denn wie viel erfolgreicher könnte das Hotel sein, wenn die Mitarbeiter eine andere Begegnungsqualität zeigen würden!

 

Unsere Wertung: ++

 

+ = Willkommen in der Service-Wüste!

++ = Gute Ansätze – aber noch viel Luft nach oben

+++ = Der Service fällt weder positiv noch negativ auf

++++ = Nah dran am Service-Olymp

+++++ = Exzellenter Service – besser geht es nicht!

 

Weitere Informationen unter:

www.platte.de

 

Über die Autoren:

sabine huebner+carsten rathSabine Hübner ist erfolgreiche Unternehmerin, Vordenkerin und Praktikerin durch und durch. Als „Service-Expertin Nr. 1 in Deutschland“ (Pro 7), hat sie seit Jahren die Kundenbrille auf und weiß genau, was Kunden überzeugt. Ihren reichen Erfahrungsschatz als Unternehmerin in einer hochtechnisierten Branche im B2B- Sektor verbindet sie heute gekonnt mit ihrer Fachexpertise in der Beratung. Nationale und internationale Unternehmen aller Branchen vertrauen auf ihre Lösungsstrategien. Sabine Hübner ist mehrfache Buchautorin, Hochschuldozentin und Keynote-Speakerin auf großen Bühnen und im kleinen exklusiven Rahmen. Klarheit trifft auf österreichischen Charme, Professionalität auf Empathie und Kreativität auf Konsequenz.

Der Unternehmer Carsten K. Rath ist Leadership- und Service-Excellence-Experte. Als Hotelier hat er auf vier Kontinenten in Führungspositionen erfolgreich Grand-Hotels auf den Markteintritt vorbereitet, zum Beispiel das Kempinski Taschenbergpalais, das Berliner Hotel Adlon, das Kempinski London oder die zur Ritz-Carlton Gruppe gehörenden Luxushotels auf Jamaika, Sharm-el-Sheikh und Naples. Er etablierte hoch anspruchsvolle Leadership- und Service-Excellence-Standards. Carsten K. Rath ist CEO der Kameha Hotels & Resorts und Hochschuldozent. Er hält Vorträge auf nationalen und internationalen Bühnen. Als Service-Excellence & Leadership-Experte ist er auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene international geschätzt. Sabine Hübner und Carsten K. Rath sind das Gründerduo der Management- & Unternehmensberatung RichtigRichtig.com.

Mehr darüber unter: www.richtigrichtig.com