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Weitere Schließung im Frankfurter Bahnhofsviertel: Bye Bye Stanley

Aus für das beste Restaurant im Problem-Quartier

 

Das beste Restaurant im Frankfurter Bahnhofsviertel, Stanley aka Stanley Diamond, schließt am 1. Oktober. Die Betreiber James und David Ardinast sahen keinen anderen Weg mehr. Die Gründe für das Aus sind ebenso eindeutig wie vielfältig: Die Verelendung des Bahnhofsviertels, Inflation, steigende Energiepreise, Personalkosten, Steuern, hohe Mietpreise, gravierender Personalmangel, der Ausfall an Messegästen.

James Ardinast analysiert: „Seit der Pandemie sehen wir uns mit einer zunehmenden Verrohung konfrontiert, die Drogenkranken werden alleine in ihrem Elend gelassen, Crack hat Heroin längst abgelöst und verursacht Gewalt und Aggressionen. Auch in unserer Straße. Es gibt kaum fühlbare Strukturen, die den Menschen helfen, sie von der Straße zu kriegen. Die Entwicklungen im Viertel führen dazu, dass auch immer mehr Gäste nicht mehr in die Ottostraße kommen, wo das Stanley zu Hause ist.“ Die Stadt ist nach Meinung von Ardinast eine andere als vor Corona. Viele Gastronomen seien auf die großen Messen und Touristen aus aller Welt angewiesen. Mit dem Wegfall vieler Messen habe man jedoch ein wichtiges Gästesegment verloren. Außerdem hat das Restaurant zu wenig Personal aufstellen können, um weiter wirtschaften zu können, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden ist derzeit mehr als schwierig.

Inflation, steigende Energiepreise, Personalkosten, Steuern, hohe Mietpreise: „Selbst mit einem knackig vollen Laden war es schwierig, bei der Qualität, die wir liefern, Gewinne zu machen. Die Kosten sind so hoch, dass wir die Lücken privat nicht immer wiederausgleichen können und wollen“, zieht Ardinast Bilanz. Jeden Monat werde man mit der großen Sorge konfrontiert, ob man überlebe. So ganz loslassen wollen die Ardinast-Brüder aber noch nicht. Das Stanley soll als Marke bestehen bleiben, das Lokal in der Ottostraße zunächst auch noch als Ort für private Feiern, Vermietungen, Pop-Ups. Zudem arbeiten James und David Ardinast an neuen Projekten.

 

Im Bahnhofsviertel ist der Zug abgefahren

 

Erst kürzlich beendete nach nur einem Jahr das Iimori Kaiseki sein Dasein. Die Lage im kaputten Frankfurter Bahnhofsviertel vertrug sich offenbar nicht mit dem hochpreisigen Konzept. Küchenchef Björn Andreas wechselte vom Offenbacher schauMahl nach Frankfurt, das wie von uns berichtet auch gerade schließen und Insolvenz anmelden musste.

Das Frankfurter Bahnhofsviertel versinkt im Sumpf aus Kriminalität, Drogen und Dreck. Vor einigen Jahren sogar von der New York Times als Ausgehrevier gehypt, bangen die Gastronomen inzwischen um ihre Existenz, einige haben sie bereits verloren. In den Straßen breiten sich Müllberge und Gestank aus, Ganoven und aggressive Bettler sind überall präsent. Offenbar nur die Polizei nicht genug. Bürger, Geschäftsleute und Gastronomen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, die trotz der äußerst prekären Situation bislang kein Idee entwickelte, das hochexplosive Milieugemisch zu entschärfen.

Yaldy

Einst waren viele junge engagierte Gastronomen, Barkeeper und Köche angetreten, um das Bahnhofsviertel aufzuwerten. Der immer noch architektonische Prachtboulevard Kaiserstraße bildete dazu die Hauptschlagader, mit vielen pulsierenden Seitenarmen. Einige Lokale zeigen noch immer Flagge, die jedoch weiter auf Halbmast sinkt. Allen voran die lebhafte und flüssig gut aufgestellte Wein & Cocktail-Bar Yaldy und das von den Ardinast-Brüdern betriebene Lokal Bar Shuka mit israelischer Bazar-Atmosphäre und Markt-Küche. Ausgerechnet in diesem dem Untergang nahen Revier hat nun TV-Koch Steffen Henssler ein neues Restaurant eröffnet, das GO by Steffen Henssler mit Sushi, Sashimi & Co. Der Hamburger ist ortsfremd und hat sich wohl nicht gut beraten lassen. Im Frankfurter Bahnhofsviertel scheint der Zug jedenfalls abgefahren zu sein.

Ludwig Fienhold




Wein des Monats: Sancerre von Vacheron

Leise, delikat & raffiniert

 

Wer trinkt eigentlich noch Sancerre? Die Kalkigen, die ihre frankophile Ader nie mit frischen Weinen durchspült haben und gar nicht merken, dass den meisten Tropfen dieser Provenienz jegliches Leben fehlt? In nicht wenigen Restaurants liegen diese sehr speziellen Weine der Loire-Region jedenfalls bleiern im Keller, andere führen sie erst gar nicht mehr. Das mag bedauerlich sein, hat aber seinen guten Grund, denn die Entwicklung beim Sancerre ist mühsam – man hat sich zu lange auf welken Lorbeeren ausgeruht. Dass die Besinnung auf Tradition, biodynamische Arbeit im Weinberg, Terroir-Bewusstsein und Qualitätsstreben zu erstklassigen Ergebnissen führen kann, zeigt dagegen die Domaine Vacheron. Der Sancerre blanc Le Paradis kommt aus dem Bilderbuch des guten Geschmacks.

Die Weinmacher & Cousins Jean-Laurent und Jean-Dominique mit Vätern

Die Weinmacher und Cousins Jean-Laurent und Jean-Dominique Vacheron mit ihren Vätern

Sancerre kann schrecklich sein. Langweilig, aber auch so ätzend, dass die Bauchspeicheldrüse ächzt und die Zunge fiept. Die Rebsorte Sauvignon Blanc wird weltweit verhunzt. Mit Donnerhall wird dem Weintrinker ein fast künstliches wirkendes Aroma an Stachelbeeren und anderem schreiendem Obst und mitunter auch noch Katzenklo in den Mund geschoben. Kräftige Aromen versteht eben jeder. Der Name Sancerre hat darunter ebenso zu leiden wie der Nachbar Chablis und sein Chardonnay. Wie schön, dass man noch anderes bekommt, was den Namen Sancerre auf dem Etikett trägt. Die Weine der Domaine Vacheron vereinen kühle Intelligenz mit emotionaler Feinfühligkeit.

Der Sancerre Le Paradis von Vacheron ist leise, raffiniert und delikat. Die sonst bei Sauvignon-Blanc-Weinen so tönende Stachelbeere verhält sich ganz ruhig. Deutlich dagegen, belebende Zitrusnoten, Mineralität, Muschelschalenkalk, etwas Akazie, ein Hauch von Melone und eine minimale und doch pointierende Kräuterwürze. Eine frische Brise, wie sie perfekt zu Meeresfrüchten, Schalentieren und Fischen passt. Ein großartiger Sommer- und Herbstwein, aber im Grunde einer für alle Jahreszeiten. Der Sancerre Le Paradis gefällt jedem, ohne dass er jedem gefallen will. Dabei ist sein Auftritt nicht überschwänglich, sondern dezent charmant. Sommelier Justin Leone vom Tantris in München und sein Kollege Thierry Felden von der Villa Merton in Frankfurt setzen ihn gezielt als Überzeugungswein für alle ein, die eigentlich keinen Sancerre mehr trinken wollen oder schon lange nicht mehr getrunken haben.

Ludwig Fienhold

 

Sancerre5

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Von der Domaine Vacheron gibt es noch sehr komplexe, konzentrierte und weit speziellere Lagenweine, die sich aber weniger für Einsteiger als Le Paradis eignen: Les Romains und Guigne-Chèvres. Noch mitunter recht verschlossen, doch man spürt und schmeckt schon jetzt all das, was an Großem in ihnen heranwächst: Purismus in einer besonders noblen Form. Die Flaschenpreise für die Sancerre der Domaine Vacheron liegen je nach Sorte zwischen 10 und 33 €, Le Paradis kostet 31 €.
 
 

Sancerre6 Porträt

Appellation: Sancerre, Loire
Rebfläche: 47 ha
Jahresproduktion: 200.000 Flaschen
Boden: Kalkstein, Silex
Rebsorten: Sauvignon Blanc, Pinot Noir
Durchschnittsertrag: 45 hl/ha
Rebalter: 30 Jahre
Zertifizierung: Agriculture Biologique (Ecocert), Biodyvin (Ecocert)
 








 

 

 




Markthalle & Kunstwerk

Kulinarisches Masterpiece

in Rotterdam

 

Zu den berühmten Markthallen Europas in Barcelona, Valencia und Madrid gesellt sich ab 1. Oktober die neue „Markthal“ (Markthalle) in Rotterdam. Das spektakuläre Design erinnert an einen riesigen Flugzeughangar. Der imposante bogenförmige Bau liegt zentral am Blaak Platz, welcher bereits vorher als Marktplatz diente. Er fügt sich als  architektonisches Glanzstück perfekt in die Architekturmetropole an der Maas ein, die durch Bauten von Berühmtheiten wie Rem Koolhaas geprägt ist. Die Markthalle in Rotterdam ist der erste komplett überdachte Lebensmittelmarkt der Niederlande.

Markthalle RotterdamAn 96 Marktständen mit Fisch, Gemüse, Obst, Blumen und Pflanzen können Marktbesucher ab Herbst geschützt vor Wind und Wetter ihre Einkäufe erledigen. Sie teilen sich die 10.000 Quadratmeter mit Weinläden, Bäckern, Metzgern und anderen kulinarisch orientierten Geschäften. Es werden vor allem traditionelle und biologische Produkte angeboten. Und das vor einer beeindruckenden Kulisse: Über den gewaltigen Deckenbogen der Halle zieht sich ein 11.000 Quadratmeter großes Kunstwerk von Arno Coenen mit überdimensionalen Frucht- und Gemüsesorten in kräftigen Farben. Es ist nunmehr das größte Kunstwerk der Niederlande. Das Markt-Café liegt zentral im Erdgeschoss. Von den Terrassen im ersten Stock kann man Sie Geschehen in der Markthalle von Rotterdam schön übersehen.

Markthalle RotterdamDer Lebensmittelmarkt in der neuen Markthalle ist täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Der reguläre Wochenmarkt auf dem Vorplatz findet weiterhin  dienstags und samstags zwischen 11 und 16 Uhr statt. Eine Führung mit interessanten Hintergründen zu der neuen Halle bietet die „Markthal Experience“, zu der sich Besucher am Infopunkt im Gebäude innerhalb der Markt-Zeiten melden können. Außerdem soll es eine Kochschule geben, in der die frischen Produkte unter Leitung von Köchen direkt in leckere und gesunde Gerichte verwandelt werden. Außerdem gibt es acht Restaurants in der Rotterdamer Markthalle, unter anderem ein marokkanischen Esshaus und eine italienische Trattoria.

Im Bogen selbst sind neben Restaurants und 15 Delikatessenläden auch 228 Wohnungen untergebracht, die teils zur Miete und teils zum Verkauf stehen. Im Parkhaus direkt unter der Markhalle finden Besucher 1.200 Parkplätze. Mit der nur knapp hundert Meter entfernten Bus- und Bahn-Haltestelle „Blaak“ ist auch der Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr gut gelöst. Jährlich werden in der Markthal Rotterdam bis zu sieben Millionen Besucher erwartet.

Weitere Informatioen: www.rotterdam.info; www.markthalrotterdam.nl

 

 

 

 




Die wunderbare Welt des Wirtshauses

Goldochsenbräu

So schmeckt Dorf

 

Spielbach würde beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ nicht unbedingt als Favorit gelten, aber der Gasthof Goldochsenbräu ist weit mehr als eine Dorfschönheit. Stattlich in der Statur, deutlich im Charakter, blickt man hier in ein 400 Jahre altes Gesicht, auf dem viele Geschichten geschrieben stehen. Eine solche Gaststätte mit Gemüt gilt selbst im gemütvollen Hohenlohe als Rarität.

Greise und Jugend teilen sich die blanken Holztische wie in einer Großfamilie. Beflissenheit und Trägheit, Lebensfreude und Melancholie mögen anderswo als Widerspruch gelten, hier werden sie zum Genius loci, der alles auf wundersame Weise vereint. Dass, die den Gasthof seit Ewigkeit betreibende Wirtsfamilie auf den Namen Unbehauen hört, hätte man sich nicht besser ausdenken können. Der verstorbene Hausherr, so wissen alteingetrunkene Gäste, hielt während des Betriebs auf einem Sofa neben der Theke oft ein Schläfchen. Wer es wagte, in dieser Zeit nach einem Bier zu verlangen, wurde nicht mehr bedient oder gleich vor die Tür gesetzt. Das hausgebraute Bier ist aber auch gefährlich süffig und macht schon beim Trinken Lust aufs nächste Glas. Mancher Bauer aus der Nachbarschaft holt sich seine Bierladung gleich mit der Schubkarre ab, manche kommen nur auf ein Glas vorbei, die meisten aber sitzen lange, sehr sehr lange und bereiten dem Haus durch ungebremste Bestellungen Freude. Es herrscht ein Grundton, wie er nur in alten Gasthäusern zu Ohren kommt, dessen Fachwerk und Holzdielen das Stimmengewirr warm abdämpft. Es ist lebendig, aber nicht laut. Und wer nach dem fünften Schoppen über sich hinauswächst, stößt gleich an die niedrige Decke und wird wieder auf gemütliches Sitzmaß gestutzt. „Do hocke die, die immer do hocke“ steht am Stammtisch, der zwischen Theke und Kachelofen strategisch besonders günstig liegt. Auch bekannte Gastronomen, die unweit hochdekorierte Restaurants betreiben, sind gerne zu Gast.

Wo an anderer Stelle sieht man Dorfjugend, die Alten und die ganz Alten so friedlich gemeinsam an langen Tischen sitzen. Kaum sonst auf dem Lande, und schon gar nicht in der Stadt. Der Gasthof Goldochsenbräu ist eine Stätte von sozialer Kompetenz. Hier werden selbst die von der heilig-heimeligen Grundstimmung geschluckt, welche sich durch ihre absichtsvoll kahlen Köpfe und breitbeinige Stiefel martialisch geben.

Brigitte Unbehauen brutzelt unermüdlich in der Küche. Sie wird wegen ihrer mit Semmelknödelmasse gefüllten Tauben geliebt, die es jedoch nur an Feiertagen gibt. Ente und Schnitzel schmecken aber ebenfalls deftig gut. Bratkartoffeln, Sülze und Grünkernsuppe kommen von Herzen. Klar, was es danach gibt: einen Schnaps aus der eigenen Brennerei.

LF

Brauereigaststätte Goldochsenbräu, Spielbach, täglich ab 18 Uhr und Sonntag auch am Mittag geöffnet. Tel. 07939 461. Wer nicht reserviert hat, sollte gleich um 18 Uhr kommen.

 Siehe auch BISS-Artikel Stammtische sind wieder modern

 




Genusswolken

Der Markt im Hof

Frisches & Originelles

 

 

Wer am Samstag zu Hause isst, verpasst was. Denn man sollte schon mit gutem Appetit auf den Markt im Hof kommen, damit man die vielen Leckerbissen und Erzeugnisse auch gleich probieren kann. Es muss nicht alles an einem Tag sein, der Markt im Hof in der Wallstraße in Sachsenhausen wird jetzt zu einer festen Einrichtung und kann jedem Samstag von 10 bis 17 Uhr besucht werden.

Food Märkte sind in New York längst der große Hinrenner, so langsam kommt man auch in Frankfurt auf den Geschmack. Der Markt im Hof ist nicht nur ein Einkaufsmarkt, er bietet vor allem Delikates und Deftiges zum Verputzen an Ort und Stelle. An langen Holztischen, wie man das in Sachsenhausen gewohnt ist. Getafelt wird innen und außen, unter Sonnenschirmen, die notfalls auch als Regenschirme dienen. Initiiert wurde der Markt vom Apfelwein-Kontor, das seinen ständigen Sitz dort hat und nach einem Konzept zur Belebung der Wallstraße und des ganzen Reviers suchte – und damit auch fand. Der Markt im Hof bietet viel Hausgemachtes, Originelles und Individuelles. Und natürlich Regionales.

Alles Käse

Alles Käse

Essen

Sehr gute Käse werden freundlich und kompetent von Anke Heymach vom Rheingau Affineur präsentiert. Sie reifen im Gewölbekeller in Erbach im Rheingau in Nachbarschaft zum Weingut Jakob Jung. Der mit reifem Riesling behandelte Rheingauer Runde und der Äppelwoi-Käse sind das mindeste, was man probiert haben muss – viele lassen sich einen Teller mit verschiedenen Sorten zusammenstellen, dazu gibt es gleich gegenüber von Zeit für Brot die passende Begleitung. Anke Heymach ist übrigens die Tochter von Reiner Wechs, der die höchst besuchenswerte Käsescheune im hessischen Hungen betreibt.

Die prallen Mais-Hähnchen aus Freilandhaltung von RoBert´s aus der Wetterau kann man gleich vom Grill essen, wobei man dort auch genügend anderes zum Mitnehmen bekommen kann. Ausschließlich to go gibt es die bemerkenswerten Lamm-Spezialitäten von der Schäferei Schmid aus Münzenberg in der Wetterau.

Besucht haben muss man auch den Stand von Oliver Hess und seiner Rhein Main BBQ Society. Dort gibt es Pulled Pork vom geschmorten Nacken im Hamburgerbrötchen und Pastrami. Anders als in New York, aber beachtlich: Pastrami vom gesmokten Tafelspitz und eine Variante vom Lamm, die überraschend besser schmeckt.

Markt im Hof

Mobiler Obsthandel

Die Glücksrolle bringt Vietnamesisches, nebenan kann man bei Tepuy Fingerfood aus Venezuela probieren, das wirklich wie „Finger“food aussieht. Azalye serviert äthiopische Küche, etwa „Maultaschen“ mit Füllung von Linsen oder Erbsen. Die Genusswolke lässt auf solchen schweben, mit allerbesten und handwerklich hergestellten pikanten oder süßen Brotaufstrichen, Gelees, Marmeladen, Chutneys, Grillsaucen, Pestos und anderen Toppings aus regionalem Obst und Gemüse. Allein die fabelhaften Apfelwein-Gelees wird man nie wieder missen wollen. Beim Markt im Hof sieht man nahezu das gesamte Sortiment von Marina Caktas (45 Sorten), die ihre Erzeugnisse in ganz eigenem Stil entwirft und engagiert vertritt. Hin und wieder flitzt sie auch über den Hof und füttert die Gäste mit Kostehäppchen.

Getränke

Bier, Apfelwein und Limonaden von individueller Art. Madame Herrlich hat zwar einen Bart und heißt Jochen Beez, macht aber richtig gute selbstgemachte Limonaden und Cocktails. Die Biere von BrauStil, die in einer ehemaligen Tankstelle im Oeder Weg gezapft werden, machen rundum Freude (siehe Artikel Tankstelle wird Bierbrauerei). Das Apfelwein-Kontor nebenan bietet eigene und eher sanfte Apfelweine, die bestens für Einsteiger geeignet sind, aber auch Kerniges vom Kelterer-Altmeister Stier, wie den tollen Speierling. Vorneweg, dazwischen, hinterher: Der Cappuccino von Hoppenworth & Ploch gehört den allerbesten in der Stadt.

Markt im Hof Atmosphäre

Gar nicht schick und trubelig, sondern sehr persönlich und nett. Die Stände werden nicht von irgendwelchen externen Mitarbeitern, sondern durch die Besitzer selbst vertreten, was einen großen Unterschied ausmacht. Der Markt im Hof wird garantiert zu einem festen Treffpunkt für Genießer und Gesellige, die gerne Neues entdecken. Schon jetzt ein Parademarkt, wie er an vielen Stellen in der Stadt entstehen könnte – und auch wird.

LF

Markt im Hof, Frankfurt-Sachsenhausen, Wallstr. 11.

 

 

 

 

 

 

 

 




Stammtische sind wieder modern

Aber als Kommunikation

mit jedermann

 

„Do hocke die, die immer do hocke“ steht in Messing graviert auf dem Stammtisch im Goldochsenbräu in Spielbach im Hohenloher Land. Acht von 500 Bewohnern gebührt der Platz. Manchmal bewegen sich ihre Münder, meist aber klebt ein Bierglas zwischen den Lippen. Vom Stammtisch aus hat man das ganze Lokal im Blick. Das macht es leichter, von der Politik auf die Gäste umzuschwenken, deren Erscheinungsbild hin und wieder auch eines Kommentars würdig ist. So, wie der Stammtisch immer von den gleichen belegt ist, scheint das Wort Stammtisch grundsätzlich negativ besetzt. Er steht für politisch dumpfe Überzeugung und männlichen Tratsch- und Trachtensumpf. Vor allem aber ist er ein Synonym für die Abgrenzung einer Gruppe gegen alles Fremde. Wer am Stammtisch sitzt, will unter sich bleiben. Es geht aber auch genau umgekehrt. Die traditionelle Abwehrhaltung wollen die modernen Stammtische aufbrechen. Zwei neue Beispiele aus Frankfurt, die überall Schule machen könnten.

Hinter dem Irmi-Club im gerade eröffneten Casa di Tomilaia in Sachsenhausen verbirgt sich so etwas wie ein „offener Stammtisch“. An dieser großen Tafel kann jeder spontan Platz nehmen, Reservierungen dafür gibt es nicht. Patron Tom Bock will damit unterschiedliche Gäste zusammenbringen und für eine Gesprächsrunde sorgen, die sonst nicht zustande kommen würde. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Wie bei Tom Bocks Mutter Irmi. Es gibt ein tägliches wechselndes Gericht und ein Glas Wein vom hauseigenen Gut – für einen einmaligen „Club-Beitrag“ von 9 €. Der ideale Treffpunkt für Singles, die keinen Treffpunkt haben, aber neugierig sind, was daraus entstehen könnte.

Döpfners neuer Stamm-Tisch

Döpfners neuer Stamm-Tisch

Einen richtigen Stamm-Tisch hat sich jetzt auch eigens das Lokal Döpfner´s im Maingau handwerklich anfertigen lassen. Aus 100 Jahre altem regionalem Eichenholz und einem Fuß aus Eisen. Der prächtige Tisch soll aber nicht etwa Platzhirschen vorbehalten sein, sondern als lebendiges Stelldichein dienen. Jeder ist dort willkommen. Man kann sich einfach dazusetzen. Die Döpfners wollen damit die Geselligkeit fördern. Der fulminante Tisch bietet bequem zehn Gästen Platz. Mit dem Stamm-Tisch soll aber auch das traditionelle Handwerk gefördert werden. Schreinermeister Tom Büsching aus Sachsenhausen und die Brüder Leonhardt von der Firma Metallidee haben die Idee der Döpfners gehaltvoll umgesetzt.

 

 

 

 




Insolvenz: Lamoraga geschlossen

Das moderne

Tapas-Lokal

überstand kein Jahr

 

Das Lokal Lamoraga wurde nicht einmal ein Jahr alt: Jetzt hat es bereits geschlossen. Die Look & Taste Frankfurt Betriebs GmbH hat Insolvenz angemeldet, die vorläufige Verwaltung des Vermögens regelt seit Anfang August der Frankfurter Rechtsanwalt Frank Schmitt. Madjid Djamegari, der das moderne Tapas-Lokal nach spanischem Muster (das Original ist in Marbella zu finden)  in Frankfurt und anderen Städten aufziehen wollte, betrieb das Lokal mit zwei Geschäftspartnern. Er führt unter anderem den Musik-Club Gibson und leitete einst das King Kamehameha in Frankfurt.  So erfolgreich er als Clubmacher ist, mit der Gastronomie hatte er weniger Glück. Die Lage nahe der Goethestraße ist zwar nicht optimal, aber immer noch zentral. Die Küchenleistungen im Lamoraga schwankten etwas, was aber bei vielen Lokalen der Fall ist. Weit schwerer wog offenbar die nicht ganz nachvollziehbare Preispolitik. Für ein Tapas-Lokal waren die Gerichte zu teuer und nicht Tapas-gemäß genug. Madjid Djamegari ist bislang zu keiner Stellungnahme zu erreichen, weitere Neuigkeiten folgen.

An gleicher Stelle ging übrigens vor zwei Jahren schon der Vorgänger von Lamoraga, das GinYuu zügig Pleite.

LF




Gastro News Europa

Gastronomie Gigantentum

 

Peninsula hat

in Paris eröffnet

 

Vier Jahre Bauarbeiten. Unglaubliche 750 Millionen investierte Euro. Rund 3000 Handwerker renovierten 10.000 Quadratmeter Kalksteinfassade, restaurierten tausend historische Holzarbeiten und verlegten 40.000 Goldblätter. Mehr als 530 Mitarbeiter für 200 Zimmer! Das neue Peninsula an der Avenue Kléber, erster Europa-Ableger der legendären Kette aus Hongkong, ist ein Hotel der Superlative. Edelholz, Marmor, Lüster aus Murano-Glas, eine Aussichtsterrasse mit Blick auf den Arc-de-Triomphe, ein Spa von 1800 m², Suiten mit fünfstelligen Preisen pro Nacht, dazu sechs Restaurants – das allein ist in Paris noch nichts Besonders. Bei den Details hingegen will das Peninsula die Konkurrenz übertreffen: So stehen den Kunden diverse Fahrzeuge mit Chauffeur zur Verfügung: Zwei Rolls Royce, darunter ein Modell von 1934, diverse BMW der 7er Baureihe und vielleicht wegen des Pariser Parkplatzmangels auch zwei Mini Cooper S Clubman.

Peninsula Paris LobbyDie Frühstückscroissants stammen von Julien Alvarez, der sich mit dem Titel „Patisserie-Weltmeister 2011“ schmücken kann. Und sogar ein eigener Fromage wurde für das Hotel konzipiert, ein Ziegenkäse mit Rosen. Kurios: Für die Gastronomie zeichnet ein Jungkoch verantwortlich, der in Frankreich durch die Reality-TV-Show „Top Chef“ bekannt wurde. Darauf sollte man Jean-Edern Hurstel  freilich nicht reduzieren. Gelernt hat er bei Passard im Arpège, das sich im letzten Jahrzehnt als wahre Kaderschmiede großer Köche entpuppt hat. Etablierte Stars wie Pascal Barbot, Bertrand Grébaut, Claude Bosi, Bjorn Frantzen, Magnus Nilsson und viele andere mehr waren unter seinen Kollegen.

Stolz ist man im Peninsula auf das China-Restaurant „Lili“ unter Leitung von Chi Keung Tang. Dessen kantonesische Küche kann man auch außerhalb des Lokals genießen. „Lili“ verfügt über direkten Zugang zur eigentlich französisch bekochten Aussichtsterrasse.“ Im Peninsula können Gäste also Französisch sitzen und Chinesisch speisen. Angesichts der Tatsache, dass vermögende Kunden aus Asien  mit französischem Frühstück und Europäischer Haute Cuisine selten wirklich glücklich werden, könnte sich dies als cleveres Konzept erweisen.

JZ

 

Ferran Adrià in der Klemme

Schon über 73.000 Unterschriften

gegen El Bulli Fundation

 

Ferran AdriaHat Koch Ferran Adrià einen zu großen Appetit entwickelt? Für seine El Bulli Fundation, eine Art Museum in eigener Sache, sollte ein Teil des Naturparks Cap de Creus bebaut werden. Der jedoch steht unter Naturschutz. Im Eilverfahren will das katalanische Parlament nun eine Art „Lex Adria“ durchpauken, die dem Koch seine diversen Konstruktionsprojekte ermöglicht. Doch es regt sich  Widerstand. Erst zaghaft, dann immer lauter. Laut „La Vanguardia“ haben inzwischen mehr als 20.000 Menschen eine Petition gegen Adriàs Großbau unterzeichnet. Umweltschützer bemängeln außerdem, dass eine „Lex Adria“ die „Grundsätze des Rechtsstaats mit den Füßen tritt“. Zu den Gegnern des Projektes zählt auch die Ex-Politikerin Itziar Gonzalez, die sich durch ihren Kampf gegen Korruption einen Namen gemacht hat: „Wir Spanier sind vor dem Gesetz nicht gleich.“ sagt sie „Das sieht man unter anderem an diesem Fall.“

Eine der Petitionen kann auch online unterzeichnet werden: http://www.change.org/es/peticiones/salvemos-el-parque-natural-cap-de-creus-no-a-una-ley-a-medida-para-que-edifique-ferran-adri%C3%A0

JZ