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Gaga Gastronomie
Zoff in Frankfurts bester Lage

Aus für das Lokal Römerbembel am Rathaus?

 

Die Historische Ostzeile auf dem Frankfurter Römerberg ist das meistfotografierte Motiv der Stadt Frankfurt. Das ändert nichts daran, dass es hinter den Kulissen gehörig im Fachwerk knirscht. Wenn es Gästen vor allem die letzten beiden Jahre übel wurde, so lag dies nicht unbedingt am schlechten Essen, sondern den Farb- und Lackgerüchen, die massiv während der Bauarbeiten aus dem Parkhaus Dom/Römer in das Gasthaus Römerbembel und die Wohnungen zogen. Die Häuser sind teilweise marode und gehörten längst generalüberholt, was insbesondere für die Gaststätten und deren Technik gilt.

Blick auf Römerbembel und Dom vom Lokal Alten Limpurg

Blick auf Römerbembel und Dom vom Lokal Alten Limpurg

Günther Reichel, Geschäftsführer des Apfelweinlokals Römerbembel, muss nicht mehr mit den Behörden kämpfen: Er wurde vor die Tür gesetzt und muss am 2. Januar 2014 die Schlüssel abgeben. Der 62 Jahre alte Gastronom hatte 2002 den Römerbembel gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Samuel Hochmann aus Insolvenzmasse gekauft. Hauptfinanzier Hochmann führt auch das Haus Wertheym am Römerberg sowie das Lokal Frankfurt & Friends in Bockenheim. Von der Kündigung sind außerdem die sieben Mitarbeiter von Küche und Service des Römerbembels betroffen. Verantwortlicher Vermieter ist das Liegenschaftsamt der Stadt Frankfurt, Hauptpächter ist die Kelterei Possmann. Die Zukunft der seit über 30 Jahren mit wechselnden Besitzern bestehenden Gaststätte ist ungewiss, ab 2. Januar 2014 wird sie erst einmal geschlossen. Der Stadt wäre es am liebsten, wenn sie von einem solventen Pächter betrieben würde, der die dringend notwendige Renovierung mit eigener wirtschaftlicher Kraft aufbringen könnte. Ob Samuel Hochmann den Römerbembel allein weiterführen wird, hängt auch davon ab, ob er überhaupt gewillt ist, die notwendigen hohen Investitionskosten zu übernehmen. Sicher ist nur, dass die in die Jahre gekommene Gaststätte hochgradig sanierungsbedürftig ist. Es wäre zudem überfällig an dieser Stelle endlich einmal ein anspruchsvolles Lokal zu etablieren, das den Römerberg auch kulinarisch zu einer Visitenkarte der Stadt Frankfurt macht. Bislang existiert ausgerechnet an diesem exponierten und beliebten Platz nicht ein einziges ernstzunehmendes Restaurant.

Touristen lieben den Römerberg (r. Lokal Römerbembel).

Touristen lieben den Römerberg (r. Lokal Römerbembel).

Es ist schon lange ein Kampf um die Plätze am überaus lukrativen Standort Römerberg entbrannt. Letztes Opfer waren Dieter Hoppe und Andreas Staab, die das Lokal Alten Limpurg neben dem Rathaus aus undurchsichtigen Gründen verlassen mussten (siehe BISS-Artikel Der Frankfurter Würstchenkrieg). Nachmieter Lior Ehrlich macht im Grunde vom Konzept her nichts anders als die beiden, die mit Frankfurter Würstchen und vor allem Glühwein Umsatz machten. Wer weiß, welcher Gewinn während des Weihnachtsmarkts allein mit Glühwein zu machen ist, wird verstehen, warum gerade der Römerberg geschäftlich so begehrt ist.

Der Frankfurter Römerberg ist eine Schatzkiste, die mit zu viel Tand besetzt ist. Fast nur schwächliche Lokale und manch anderer Ramschladen diskreditieren den Platz zwischen Rathaus und Kaiserdom. Jeder Frankfurtbesucher kommt hier vorbei und macht auch Rast. Die Lokale können auf solche Eintagsfliegen bauen und sie abspeisen, da aus ihnen ohnehin keine Stammgäste werden. Dass der Römerberg eine solche Touristenfalle geworden ist, muss jedoch die ganze Stadt beschämen. Im vorläufigen Ende des Lokals Römerbembel liegt die Chance für einen Neuanfang.

LF

Bild ganz oben: Das vierte Haus von links in der Historischen Ostzeile beherbergt den inzwischen geschlossenen Römerbembel.