Porno, Pizza, Pasta
So schmeckt´s in Dolly Busters neuem Lokal
Hormon-Missionarin Dolly Buster ist bei aller Sexlistigkeit in erster Linie Geschäftsfrau. Würde sie an der Konstablerwache in Frankfurt ein anspruchsvolles Restaurant aufmachen, müsste man daran zweifeln. Dass sie in dieser in jeder Hinsicht unwirtlichen Gegend ein mäßiges Lokal eröffnet ist naturgegeben, denn ein anderes hätte hier keine Chance. Um das matte Karree der Konstabler, das aussieht, als hätte man den Gefängnishof von San Quentin exportiert, gibt es keine gastliche Stätte. Warum auch? Hier trägt niemand schicke Kleidung und macht damit auf sich aufmerksam. Man sieht Gestalten, die vielleicht gerne so wären wie die ganz harten Jungs vom San Quentin State Prison, aber nur Kleinkriminelle bleiben oder glauben, in den nahen Spielhallen ihr Glück zu finden. Dazu mischen sich viele andere mit Besorgnishintergrund sowie Hausfrauen, Schüler und heimatlose Ausländer.
Als würde man gegen die umliegende Düsternis ankämpfen, blendet die Zeil 53 mit viel Licht. Das Lokal Buster Pasta will Heiterkeit ausstrahlen, doch bleibt einem diese im Halse stecken. Die gestalterischen Ideen als minimal zu bezeichnen, wäre bereits eine Auszeichnung. Wir haben es mit einem eilig zurechtgezimmerten Schnellimbiss zu tun, Pizza Hut heißt hier eben Buster Pasta. An den Wänden hängen – leere Heiterkeit sucht sich solche Plätze – die Bilder von Dolly Buster. Die Geschäftsfrau ist auch Künstlerin, ihre Bilder sind meist von gewisser erotischer Art und kosten zwischen 5000 und 8000. Wer dagegen pornografische Videos oder andere sexuelle Kabinettstückchen von Dolly Buster erwartet, wird enttäuscht, ist angenehm überrascht oder einfach nur beruhigt. Auch die Bedienungen sind keineswegs sexy gekleidet und agieren schlicht nett und motiviert. Wer Dolly Buster persönlich erwartet, hat keine Ahnung vom Gewerbe – welchem auch immer.
Die Speisekarte basiert auf Pizza und Pasta, am Eröffnungstag war auch ein sogenannter Küchenchef vorhanden, Renzo de March (der aber seine eigene Pizzeria im Westend betreibt). Wen interessiert´s. Oft stehen andere in der Küche, die nicht unbedingt als Italiener zu identifizieren sind. Der Gast bestellt, zahlt an der Theke, erhält eine Tischnummer und bekommt ziemlich schnell sein Essen an den Tisch gebracht. Unsere Pizza Bolognese ist durchsuppt von Tomatensauce. Das alleine wäre schon ein Totschlagargument. Wenn Bolognese dann noch vor allem aus Tomaten-Instant besteht und kaum aus Hackfleisch, wird es noch ärgerlicher. Zudem wird so viel mastiger Käse verwendet, dass alles klumpt. Der Teig ist vertrottelt breit wie bei Pizza Hut und alles andere als italienisch crispy. Immerhin hat man die Gewürze nicht vergessen. Bei der Pasta, in diesem Fall, Spaghetti Arrabiata, verhält es sich ähnlich – alles durchsuppt von Tomatenbrühe. Aber: peppig gewürzt. Die vielen Kids ringsum mampfen ohne zu murren.
Man will bei Buster Pasta mit vermeintlich niedrigen Preisen locken, ab 4.90 € gibt es Pizza, ab 5.40 Pasta. Im renommierten Restaurant Biancalani gibt es sehr gute Spaghetti bereits für 4 Euro. Die Billig-Gastronomie entschuldigt sich ja ständig allein schon durch ihre Preise damit, dass sie nicht hochwertig sein kann. Doch meist möchten wir deren Essen nicht einmal geschenkt haben. Es gibt so viele schwache und schlechte Italiener in dieser Stadt, diesen wird Frankfurt auch noch verkraften können.
Ludwig Fienhold
Buster Pasta, Frankfurt, Zeil 53, Tel. 069 13384998. Täglich geöffnet von 11 – 1 Uhr, Freitag und Samstag 11 – 4 Uhr.
Das Bild ganz oben könnte Busenwunder heißen und ist von Dolly Buster