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Unruhe im Schlosshotel Friedrichsruhe

Machtwechsel mit Makel

 

Dunkle Wolken über dem

Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe

 

Wird aus dem Spa- ein Spar-Hotel?

 

Von Ludwig Fienhold

 

Das Schlosshotel Friedrichsruhe war schon zu Zeiten von Lothar Eiermann ein Unruheherd, der Fettnäpfchen für eine Delikatesse zu halten schien. Auch jetzt, gefühlten 100 Jahren danach, herrscht kein Frieden im Haus. Der bisherige Geschäftsführer Heinz Schiebenes wurde aus dem Amt gedrängt, Hoteldirektor Jörg Wedegärtner entmachtet. Zum neuen Hoteldirektor wurde der bisherige kaufmännische Leiter, Knut-Philip Möller berufen, der bislang in der Hotelwelt keine maßgebliche Rolle spielte. Wenn man ausgerechnet einen Controller an die Spitze eines solchen nach Gastlichkeit ausgerichteten Unternehmens setzt und keinen erfahrenen Hotelmanager, dann lässt dies tief blicken. Die Vorgänge werfen jedenfalls kein gutes Licht auf das 5-Sterne-Hotel, über dem dunkle Wolken aufziehen.

Heinz Schiebenes, der Lotse ging von Bord

Heinz Schiebenes, der Lotse ging von Bord

Das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe zählt zu den schönsten und besten Hideaways in Deutschland: Herausragende Gastronomie, kompetenter Service, idyllische Lage und ein Weltklasse-Spa zeichnen es aus. Zumindest war das bis jetzt der Fall. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass vor allem wirtschaftliche Überlegungen zu diesem drastischen Schritt geführt hätten und man künftig spürbar mehr erwirtschaften möchte. Das Hotel war in den letzten Jahren für viele Millionen renoviert und erweitert worden, allein das neue Spa kostete 15 Millionen Euro. Reinhold Würth, dessen milliardenschwere Gruppe das Haus 2005 vom damaligen Besitzer, dem Fürsten zu Hohenlohe-Oehringen für einen zweistelligen Millionenbetrag erwarb, wollte das Wald- und Schlosshotel nicht nur in Baden-Württemberg zur Nr. 1 machen, sondern in ganz Deutschland an der Spitze positionieren. Dabei zeigte er sich damals gelassen und meinte, dass sich die hohen Investitionen erst in 10 bis 15 Jahren rentieren müssten. „Wir können uns das leisten“, so Reinhold Würth seinerzeit. Ein Unternehmen, das im Jahr einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro erwirtschaftet, sollte sich auch nicht unter Druck setzen lassen. Wenn man bedenkt, dass schon damals bei der Übernahme Kraft Erbprinz zu Hohenlohe-Oehringen davon sprach, dass das Hotel Gewinn machen würde, erscheint der jetzige Entschluss noch unverständlicher. Denn zu dieser Zeit, als Lothar Eiermann noch das Hotel bis 2008 führte, stand es keineswegs glänzend oder als prosperierendes Haus da. Eiermann, der das Hotel 35 Jahre lang dirigierte und vor allem anfänglich als Küchenchef Erfolge feierte, war kein geborener Gastgeber. Mit 63 Jahren räumte er das Feld, keineswegs ganz freiwillig. Seinerzeit hieß es aus dem Hause Würth, dass man sich „im gegenseitigen Einvernehmen“ getrennt habe. Hinter dieser Floskel steckt immer eine gewaltige Vernebelung, was im Grunde jeder weiß. Auch jetzt wird dieses „gegenseitige Einvernehmen“ im Fall von Heinz Schiebenes proklamiert, wobei die Trennung mit „sofortiger Wirkung“ erfolgte, was eine deutliche Schärfe zeigt. Der bisherige Hoteldirektor Jörg Wedegärtner, der seit vier Jahren in dieser Führungsposition war, wäre ein würdiger Nachfolger von Schiebenes gewesen oder hätte zumindest in seiner Position das Hotel weiter führen können – er wurde jedoch übergangen und degradiert.

Friedrichsruhe-Pool

Spa, Liegewiese, Pool

Dabei machte gerade in den letzten Jahren das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe unter der maßgeblichen Führung von Heinz Schiebenes sehr positiv auf sich aufmerksam und konnte viele Auszeichnungen einfahren. Das Hotel und seine Einrichtungen zeigten sich als herausragend und waren auf dem Weg weiter nach oben. Das Credo „Geborgenheit mit Stil“ war für den Gast erlebbar. Nie war nach unseren Wahrnehmungen das Schlosshotel besser als in den letzten Jahren. Das kam nicht von ungefähr. Heinz Schiebenes war selbst einmal ein sehr guter Küchenchef und wurde mit einem Michelin-Stern für das selige Restaurant Zauberflöte in der Alten Oper Frankfurt ausgezeichnet. Auch als Wirtschaftsdirektor im Steigenberger Flaggschiff Frankfurter Hof machte er eine gute Figur. Heinz Schiebenes führte die Hotel- und Gastronomiegruppe bei Würth seit 18 Jahren. Er hatte ein hervorragendes Team für das Schlosshotel Friedrichsruhe gewinnen können. Auf sein Konto gehen aber auch die bemerkenswerten Leistungen in dem ebenfalls zu Würth gehörenden Alten Amtshaus in Ailringen, das in völlig abgeschiedener Lage fast seit Anbeginn mit einem Stern im Michelin und 16 Punkten im Gaul Millau glänzen kann. Von Heinz Schiebenes wurde aber auch das ganz besondere Hotel-Restaurant Anne-Sophie in Künzelsau verantwortet – ein von behinderten und nicht behinderten Mitarbeitern geführtes Haus, das jetzt ebenfalls mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Nicht zu vergessen auch das Panoramahotel Waldenburg, ein solide geführtes Tagungshotel mit sehr guter Küche.

Gourmet-Restaurant

Gourmet-Restaurant

Wir hatten das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe noch vor der Krise besucht und ein hervorragend aufgestelltes Team erlebt: Die Küche von Boris Benecke und das ganze Ambiente lohnen auch eine längere Reise, Sommelier Jochen Benz berät mit unwiderstehlicher Freude und Kompetenz, der souveräne Restaurantleiter Dominique Metzger führt mit selten gewordener Grandezza. Die so ungemein engagierten Gärtner, das hoch spezialisierte Spa-Management und die vielen anderen Service-Mitarbeiter vermitteln eine Gastfreundschaft, wie sie in dieser Art nicht oft zu finden ist. Eine solche Crew entsteht nicht von heute auf morgen, sie wächst. Vor allem aber wurde sie von jemand als Gruppe gebildet, der als der gute Geist vom Schlosshotel Friedrichsruhe gelten durfte. Aus diesem Geist ist jetzt ein Spuk geworden.

 

PS: Was mag jetzt Lothar Eiermann denken, der in einem ehemaligen Forsthaus genau gegenüber vom Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe lebt?

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold