Simon Kieslich ist neuer Küchenchef im Schloss Johannisberg im Rheingau
Wie anspruchsvoll darf man als Ausflugsziel sein?
Das Parkhotel Favorite in Mainz, das ein bemerkenswertes Sternerestaurant betreibt, ist mit seiner kulinarischen Expertise seit Mai als Partner von Schloss Johannisberg in Geisenheim für die Schlossschänke sowie den Eventbereich verantwortlich. Simon Kieslich wurde als neuer Küchenchef die führende Kraft in der Gastronomie. Er war jahrelang Souschef von Tobias Schmitt, der vor seiner Zeit in Mainz als Souschef von Andreas Krolik im Frankfurter Lafleur arbeitete.
Die Schlossschänke ist ein sehr bekanntes Ausflugsziel im Rheingau und lockt Gäste aus der Umgebung und Touristen aus aller Welt an. Darin liegt die Attraktivität, aber auch die Herausforderung für eine Küche, die anspruchsvoll sein will, aber auch nicht zu individuell auftreten kann. Das Lokal verfügt mitsamt Terrasse über mehr als 200 Sitzplätze. Es gibt hervorragende Köche, die aber nur mit bis zu 40 Plätzen Qualität liefern können. Auch das ist Hürde und Bürde.
Jetzt soll Simon Kieslich die Gastronomie voranbringen und dabei „seine Handschrift frei entfalten“, wie es offiziell heißt. Von einem sehr gut gemachten Kalbsschnitzel bis hin zu einem am Tisch filetierten Steinbutt oder einer klassischen Seezunge will die Küche „modern interpretierte Vielfalt“ zeigen.
Zuvor hatten sich schon einige gute und renommierte Köche der Schlossschänke angenommen und sich daran die Zähne ausgebissen. Zuletzt stand Bruno Sojer dort am Herd, der unter anderem beim großen Heinz Winkler tätig war und mit dem italienischen Spitzenkoch Paradi Mimmo Nicoli sowie dem legendären Alfred Friedrich zusammenarbeiten konnte. Bruno Sojer hielt es nur kurz im Rheingau. Der hoch talentierte Sternekoch Dirk Schröer führte 2017 die Schlossschänke und stieg schon ein Jahr später wieder aus, um die Weinschänke Groenesteyn in Kiedrich zu übernehmen – neuerdings betreibt er das Restaurant Baiken in Eltville. Die Schlossschänke Johannisberg hat manchen hervorragenden Koch kommen und gehen sehen. Es ist ein schöner, aber kein einfacher Ort.
Ludwig Fienhold
Fotos: Laura Schnier, Schloss Johannisberg