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Schweiz: Jetzt fliegen die Löcher aus dem Käse

Schlag gegen

Hotels & Restaurants

 

Euro-Gäste zahlen die Zeche

 

Die Bankenpolitik erschüttert auch die Hotellerie und Gastronomie in der Schweiz. Das Land ist mit einem Schlag deutlich teurer geworden, Reisende und Urlauber werden sich zurückhalten. Die Schweiz war schon immer kostspielig, ist sie jetzt unbezahlbar? Es wird jedenfalls nicht leicht sein, Gäste davon zu überzeugen, dass ein Hotelzimmer gleich mindestens 20 Prozent teurer ist, ohne dass das Zimmer und die damit verbundenen Leistungen besser geworden sind.

Der deutsche Hotelier, Unternehmensberater und Wahlschweizer Carsten Rath, der im März das Kameha Grand in Zürich eröffnet, sieht einen wirtschaftlichen Tsunami auf die Schweiz und den Tourismus zurollen. Die Hotellerie müsse sich neu orientieren. Sein Hotel sollte zu 60 Prozent auf den Schweizer Markt ausgerichtet sein und wird sich jetzt noch viel stärker darauf einstellen müssen.

Nach Meinung von Rath wurde hier nicht wirtschaftlich zu Ende gedacht, man hätte solche Überlegungen vorher öffentlich diskutieren sollen. Nun sei man mit einem Schlag vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Man werde jetzt auch mehr Produkte und Waren aus dem Ausland kaufen müssen. Rath beschäftigt in seinem Hotel 200 Mitarbeiter, viele davon aus Deutschland.

Der ohnehin labile Euro ist in der Schweiz über Nacht nicht mehr 1,20 Franken wert, sondern gerade einmal einen Franken, vor wenigen Tagen waren es sogar nur 80 Rappen. Die überraschende Freigabe des Franken-Wechselkurses zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank bringt den gesamten Tourismus in große Turbulenzen. „Die Stärkung des Schweizer Franken bringt eine massive Verteuerung des Ferienlandes Schweiz mit sich und trifft uns im Kern“, erklärt der Geschäftsführer des Schweizer Hotelverbands, Christoph Juen. Die Euro-Gäste müssen jetzt die Zeche zahlen. In den Ski-Gebieten gibt es bereits die ersten Hotelstornierungen.

Durch den Rubelverfall reisen bereits weniger Gäste aus Russland in die Schweiz. Sie und Besucher aus Euro-Ländern werden sich verstärkt alternative Reiseziele suchen. Für Deutsche bietet sich hier vor allem Österreich an.

PL

Bild: Kameha Grand Zürich