Gastronomie im Frankfurter Ratskeller: Das Ratzhaus verschläft eine Chance
Gähnende Leere
in Keller und Köpfen
Bei der Diskussion um die längst überfällige Bewirtschaftung des seit mehr als fünf Jahren leer stehenden Ratskellers im Römer wird von der lokalen Presse das Wichtigste übersehen, ignoriert oder einfach nur ungefragt stehen gelassen. Der Hauptgrund für den blamabel lange Leerstand des durchaus begehrten Objekts sind die unglaublichen Preisvorstellungen der Stadt Frankfurt, die den Ratskeller lieber ein ungenutztes Kellerdasein führen lassen will als ihn zu vermieten, was an das weitläufig bekannte Immobiliengeschehen in der Stadt erinnert. Die Stadt verlangt für den Ratskeller eine Miete von rund 25.000 €, was sich kein normaler Gastronom leisten kann und selbst für Kettenbetriebe schwer zu schlucken ist. Wenn die Stadt nicht von solchen absurden Preisvorstellungen abrückt, dürfte sie kaum einen guten, langfristigen, seriösen und wirtschaftlich denkenden Mieter finden. Die veraltete Technik im Ratskeller ist für die Gastronomie eine weitere Bürde. Die Küche muss vom Pächter selbst ausgerüstet werden.
Dabei haben sich durchaus nicht wenige Gastronomen für das schöne Kellergewölbe interessiert, die sich aber durch den Wahnsinnspreis abschrecken ließen. Es sind auch weiter Kandidaten im Spiel, doch hat noch niemand den Zuschlag bekommen. Jeder kocht bei der Vergabe sein eigenes Süppchen und will sich dennoch nicht die Finger verbrennen. Natürlich passt in den Ratskeller kein Sushi-Lokal oder ein Pasta-Pizza-Konzept, fast alle wollen so etwas wie ein gutes deutsch-hessisches Wirtshaus mit zeitgemäßer Ausrichtung. So etwas gibt es zumindest auf gutem Niveau in der ganzen Stadt nicht und wäre eine Bereicherung.
In dem schönen denkmalgeschützten Kellergewölbe gab es noch nie eine bemerkenswerte Gastronomie, über den Betrieb einer Kantine kam man in alle den Jahren nicht hinaus. Dabei befindet sich der Ratskeller in bester prominenter Lage. Mit Römerberg und Paulsplatz vor der Tür liegt er im Zentrum der Stadt. Für eine kurze Zeit gab es sogar einmal Terrassenplätze an der Braubachstraße mit Blick auf die Paulskirche.
Der Oberbürgermeister Peter Feldmann, das Bauamt und das Amt für Bau und Immobilien haben bei der Vermietung des Ratskellers Entscheidungsgewalt. Doch es bewegt sich nichts. Das müde Frankfurter Ratzhaus: Wie aber kann man den Verantwortlichen in den Hintern treten, wenn sie alle dauernd darauf sitzen?
Ludwig Fienhold
Photocredit: Barbara Fienhold