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Drei Frankfurter Luxushotels müssen sich neu aufstellen 

The Florentine eröffnet nächsten Sommer

 

Die Hotelszene in Frankfurt baut sich neu auf. Der ehemalige Hessische Hof wird als indisches Taj Hotel einem Facelift unterzogen. Kempinski verliert sein Hotel in Gravenbruch bei Frankfurt und sucht einen neuen Betreiber. Die Villa Kennedy wird als The Florentine der Althoff Gruppe im nächsten Sommer eröffnet.

Wir lassen hier die üblichen Jubelphrasen der Hotels und ihrer PR-Agenturen aus. Wir kennen diese Hotels sehr genau und haben dort auch logiert. Die ehemalige Villa Kennedy ist ein optisches Highlight, konnte aber weder durch die Gastronomie, noch den Service überzeugen. Wir haben dort viele wunderbare Feste erlebt und die fabelhafte Terrasse genießen können, gut essen konnten wir nie. Daran sollte gerade die Althoff Gruppe arbeiten, die eine hervorragende kulinarische Expertise besitzt. Leider erwähnt Althoff mit keinem Wort, was sie mit der Gastronomie vorhat und durch welche Ideen sie an dieser ehemaligen Schwachstelle überzeugen möchte. Außerdem sollte das Hotel endlich einmal damit aufhören, sich als „zentral“ darzustellen. Es liegt keineswegs günstig, wo man auch immer von dort aus hin möchte, muss man ein Taxi, Uber oder den eigenen Wagen bemühen. Die Innenstadt oder das Mainufer liegen nicht in Laufnähe, nicht einmal der Hauptbahnhof ist bequem zu Fuß zu erreichen. Man sollte den Gästen nichts vormachen.

Boris Messmer, neuer Direktor im Althoff Hotel Florentine in Frankfurt

Der neue General Manager Boris Messmer hat viele Jahre in London in der Hotellerie gearbeitet, in Frankfurt muss er sich noch bewähren. Warum ein Hotel „The“ Florentine heißen muss, möchten wir erst gar nicht beantwortet wissen. Wir wünschen uns mit dem neuen Florentine nicht nur eine gute Luxusherberge für internationale Gäste, sondern auch ein Haus mit spannender Küche und soliden Leistungen, die den Frankfurter anzieht. Die meisten Hotels sind in Frankfurt selbst überhaupt nicht beliebt. Und das unterschätzen die meisten Hotels.

Der Hessische Hof profitierte vor allem durch seine Nähe zur Messe. Und Jimmys Bar. Die Messe spielt heute keine so große Rolle wie in den guten Jahren und Jimmys Bar ist längst Geschichte. Die Zimmer kann man umbauen und einrichten wie man will, sie werden kaum an wahrhafter Größe gewinnen können. Der Hessische Hof war schon in jungen Jahren in die Jahre gekommen. Altmodisch kann gut sein, eine rückwärtige und vor allem fantasielose Hotelführung brachte das Haus aber schon lange nicht mehr weiter. Eigentlich interessierte der Hessische Hof nur noch durch Jimmys Bar. Wie die indische Taj Gruppe das Hotel nach der neuerlichen Renovierung (der wievielten eigentlich schon?) wieder mit wirklichem Leben und nicht nur durch Stühlerücken und neue Sofas auffrischen will, weiß man dort wahrscheinlich auch noch nicht.

Das Kempinski Gravenbruch gehörte zu den ganz wenigen Hotels, das auch beim Frankfurter Publikum beliebt war. Ein solches Hideaway mit urlaubsfreundlicher Schwimmlandschaft machte sich in der ganzen Umgebung beliebt. Als Country Hotel hatte es seinen ganz eigenen relaxten Stil und wurde wie ein Ausflugsziel genutzt. Internationale und prominente Gäste hatten das gute Gefühl, in Ruhe gelassen zu werden, weil hier eigentlich jeder seine Ruhe haben wollte. Kulinarisch glänzen konnte das Hotel nie wirklich, bis zu dem Zeitpunkt als Hoteldirektor Stefan Schwind den Spitzenkoch Juan Amador ins Boot holte und mit ihm 2013 das Restaurant Sra Bua eröffnete. Es war in der Nachbetrachtung eines der besten Konzepte, die Amador je gemacht hatte und durch das Kempinski Gravenbruch ein neues und kreatives Image erhielt. Die persisch-englische Besitzerfamilie Mashali, die das Haus vor zehn Jahren übernommen hat und für 70 Millionen Euro renovieren ließ, hat noch immer keine Pläne für das Luxusresort.

Das alles ist Geschichte, diese drei Hotels müssen nun in der Gegenwart beweisen, dass sie Zukunft haben.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Althoff