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Das Lokal Garibaldi von Jan Mai wurde geschlossen

Der Prozess wegen Mordes

gegen den Gastronomen

geht weiter

 

Das Lokal Garibaldi in der Kleinen Hochstraße neben Frankfurts Flaniermeile Freßgass wurde geschlossen. Gegen den Betreiber Jan Mai läuft gerade ein aufsehenerregender Strafprozess, ihm wird vorgeworfen seine Geschäftspartnerin ermordet zu haben. Jan Mai übernahm 2017 das bis dahin trotz mäßiger Leistungen gut gehende Restaurant. Sein erstes Event im Garibaldi fand am „Weltfrauentag“ statt, bei dem es um die Schwierigkeiten von Frauen im Arbeitsbereich mit der Männerwelt ging.

Jan Mai hatte das Lokal Garibaldi von Edoardo Gregorelli übernommen, der kurz darauf – sehr zur Überraschung von Jan Mai – nur wenige Meter weiter sein Großraumlokal Gregorelli eröffnete. Jan Mai, der durch manche Fehlgriffe seine gastronomische Ahnungslosigkeit zeigte, konnte das stadtbekannte Restaurant bis zu seiner Inhaftierung weiter führen. Seine Mannschaft versuchte auch ohne Geschäftsführung weiterzumachen und taufte das Lokal sogar noch auf Villaggio um. Die Gäste aber blieben aus.

 

Frankfurt hat ein großes Gesprächsthema

Jan Mai, der gerade Schlagzeilen macht, geriet erstmals 2009 in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. In relativ kurzer Zeit übernahm er drei Lokale in Frankfurt, die Bar First In an der Freßgass´, das Ristorante Garibaldi um die Ecke in der Kleinen Hochstraße sowie das Pearl im Kettenhofweg im Westend. Nach und nach vergrößerte sich seine Kollektion. Die Bar Fiftyfour auf der Freßgass´ und Le Bar in der Sandhofpassage an der Neuen Kräme kamen hinzu. Beide Adressen wurden zuvor von Mickey Rosen, Alex Urseanu und Lior Ehrlich betrieben. Der zweite Zugewinn von Jan Mai, die Bar Fiftyfour, lag unmittelbar neben seinem First In. Beide sind inzwischen anderweitig verpachtet, wobei die Bar First In renoviert wurde und als Bar-Café L´Avenue neu eröffnete. Die einstige Le Bar in der Sandhofpassage ist schon lange kein Mai-Betrieb mehr und hat zum x-ten Mal den Pächter gewechselt, inzwischen ist dort eine Galerie zuhause.

Jan Mai (Bild oben rechts) ist kein wirklicher Gastronom oder Promi-Wirt, wie häufig zu lesen ist. Er suchte für sich und andere, Lokale an guten Standorten und sah darin ein Investment. „Ich will nur Läden in 1A-Lagen“, meinte er einmal gegenüber BISS.  Auf das Lokal Pearl im Westend traf dies allerdings nicht zu, denn der Kettenhofweg war vor langer Zeit einmal angesagt und gehört längst nicht mehr zu den guten gastronomischen Locations. Zudem war das Wohnzimmerlokal viel zu klein, um rentabel wirtschaften zu können, weshalb sich an dieser Stelle auch viele Pächter ohne Fortune abarbeiteten. Jan Mai hatte für das Pearl den Fernsehkoch Mirko Reeh ins Boot geholt, der mit seinen beiden Lokalen Wilmenrod in Königstein und Reehstaurant in Frankfurt scheiterte. Aus dem Pearl by Mirko Reeh wurde jedenfalls keine Erfolgsgeschichte, es musste dicht machen – nach einem weiteren Wechsel zum Steakhaus ist es nun ein Asia-Lokal.

Garibaldi: Alles Fassade

Jan Mais Lokal Garibaldi in der Kleinen Hochstraße an der Freßgass´ gehörte ganz gewiss nicht zu den guten Lokalen der Stadt, aber zu den Bekanntesten. Dieses Pizza-Pasta-Panoptikum war ein Phänomen: Alle rannten hin und niemand wußte, warum. Am Essen, dem Wein oder dem Service konnte es nicht liegen. Es sah ganz danach aus, dass die Gäste wegen der Gäste kamen und sich gegenseitig furchtbar interessant fanden. Das Lokal wurde zuvor von Edoardo Gregorelli geleitet, der seit 2010 sein Riesenlokal Gregorelli´s im Hinterhof der Freßgass´ in der Meisengasse führte.

Die Freßgass war das bevorzugte Feld für den 51 Jahre alten Diplomkaufmann Jan Mai. Dort tigerte er oft im Military Look entlang, mitunter in Hundebegleitung, nie mit Freundin. Am liebsten hätte Jan Mai noch mehr auf der Flaniermeile Freßgass ergattert. Sein Ziel war auch das Restaurant Zarges und seine Pole Position, doch trotz zahlreicher Verhandlungen kam man zu keinem Ergebnis.

Auf der Frankfurter Freßgass gibt es derzeit kein anderes Gesprächsthema. Dort gilt Jan Mai bei einigen als Millionär, was eher nicht dem Sachverhalt entspricht. Die GmbH von Jan Mai, zu der auch das First In gehörtesoll Zeitungsberichten nach mit knapp einer Millionen Euro im Soll gestanden haben. Der ebenfalls zum einstigen Mai-Imperium gehörende Club Katana (japanisch für Schwert) im Bankenviertel war seit einer Schießerei zur No-go-Area geworden. Jan Mai hat sich längst vom dem Club verabschiedet.

Zuletzt betrieb Jan Mai nur noch das Garibaldi, zumindest nach außen sichtbar. Wo er eventuell noch Beteiligungen haben könnte, tritt nicht offen zu Tage, beim Live-Music-Club Gibson war er bislang noch stiller Teilhaber. Es hat sich bei ihm so oder so alles drastisch reduziert. Jetzt sitzt Jan Mai als Tatverdächtiger in einer Zelle und wird sich nach bisherigem Ermittlungsstand wegen der Tötung seiner Geschäftspartnerin Irina durch Messerstiche verantworten müssen.

Ludwig Fienhold

Photocredit: Top Magazin Frankfurt