Angelina Jolie & Brad Pitt sind als Weinmacher Flaschen
Der Rosé vom eigenen Weingut ist unglaublich
Promis und ihre armen Tröpfchen
Von Ludwig Fienhold
Da läuft mir eine Reblaus über die Leber: Immer mehr Promis steigen ins Weingeschäft ein und belästigen uns mit bedeutungsloser Plörre. Auch Angelina Jolie und Brad Pitt machen da keine Ausnahme.
Die bauchige Flasche zeigt sich in schöner Form, die Rundungen laden zum Streicheln ein. Vom Rosé Miraval aus der Provence soll es 150 000 Flaschen geben. Aber nicht an beliebiger Stelle, wie es großspurig heißt, sondern nur bei ausgesuchten Händlern und Restaurants. 16 bis 17 Euro verlangt der Handel im Schnitt für Hollywoods neuste Attacke auf den guten Geschmack.
Natürlich stehen Angelina Jolie und Brad Pitt nicht selbst im Weinberg, wobei sie dies vielleicht auf bessere Gedanken bringen würde. Die beiden sind das Etikett, vinologisch verantwortlich ist Marc Perrin, der zum bekannten Wein-Clan Perrin et Fils gehört (der immerhin Château Beaucastel an der Rhône betreibt).
Der Rosé Miraval aus dem Jahrgang 2012 ist die Premiere der Liaison Jolie, Pitt & Perrin. Das stattliche und hübsch gelegene Château wurde von Jolie und Pitt 2008 für 40 Millionen Euro gekauft und zusätzlich für knapp 10 Millionen renoviert. Es dient ihnen auch als Sommersitz zum Entspannen zwischen Schaustellungen und operativem Geschäft. 35 Zimmer bieten Auslauf, der eigene Hubschrauber-Landeplatz ermöglicht die Voraussetzung gewohnten Jet-Set-Lebens. Château Miraval beherbergte einst ein Tonstudio, in dem Pink Floyd, Sting und andere Musiker ihre Songs einspielten. Auf dem insgesamt 500 Hektar großen Grundstück wachsen vor allem Grenache, Syrah und Cabernet Sauvignon.
Als „aromatisch und frisch“ empfindet Weinmacher Marc Perrin den Rosé, mancher Weinhändler entdeckt „Himbeere, Cassis, Erdbeere oder Veilchen“. Sie alle müssen einen anderen Wein im Glas gehabt haben als wir. Wir können dem Miraval nichts außer diesen Wahrnehmungen abgewinnen: Blasses Pink, schwaches Bukett aus leicht acetonischen Drops. Geschmacklich so dünn, dass man nur ahnen kann, einen Wein im Glas zu haben. Kaum Aromen, keine Charakteristika, Charakter sowieso nicht. Weniger Wein für so viel Geld geht nicht. Man sollte das aber nicht als Straßenraub empfinden, sondern als Beitrag zur Konsolidierung der Biosphäre von Angela Jolie betrachten.
Auch Günther Jauch langweilt mit seinem armen Tröpfchen vom eigenen Mosel-Saar-Weingut Othegraven, bei dem die Rieslinge die Balance zwischen Süße und Säure nicht so recht schaffen. Gérard Depardieus Weine aus verschiedenen französischen Anbaugebieten kann man höchstens betrunken ertragen, womit sich das Trinkverhalten des Schauspielers vielleicht genauer verstehen lässt. Stings „Sister Moon“, ein Verschnitt aus der Toskana, ist noch akzeptabel, kostet aber Promi-Bonus und somit 35 €. Sieht man sich unter den „Star“-Winzern so um, haben einzig die kalifornischen Weine von Francis Ford Coppala so etwas wie Cinemascope-Format. Aber der ist inzwischen auch mehr Wein- als Filmemacher.