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Das neue Sullivan

Frankfurts Barszene wird aufgemixt

 

Am heutigen Freitag wird das neue Lokal Sullivan eröffnet, das zu den Top Ten der Bars im Rhein-Main-Gebiet zählen will. Format, Ambiente und Angebot geben Anlass dazu. Das Terrain in der Kaiserstraße mit dem Steigenberger Hotel Frankfurter Hof und mehreren Cafés wird immer mehr zum Ziel von Gästen, wobei bislang eine gute Bar fehlte.

Das neue Lokal Sullivan geht über zwei Etagen, oben ist rauchen erlaubt. Zwei große Theken, 15 und 8 Meter lang, sind die Kommunikationszentren. Platz bieten 66 Barhocker und 120 Sitzplätze. Auf der Straßenterrasse haben zudem 30 Gäste Platz, der Innenhof mit japanischem Ahorn wird noch gestaltet. Es gibt Nischen und Sitzecken, wobei die Bezüge aus strukturreichem Stoff mit markanten Farben dem Lokal einen fröhlichen Anstrich geben. Man sieht, dass alles handwerklich solide nur für dieses Lokal ausgearbeitet wurde, nichts ist von der Stange. Ein Billardtisch und in große Spiegelfronten an der Theke eingearbeitete Flachbildschirme sind Teil eines Unterhaltungsprogramms, das aber ebenso dezent gefahren werden soll, wie die Musik mit eigener DJ-Station (Funk, Deep House etc.). Auffällig ist auch die angenehme originelle Beleuchtung, die teilweise an japanische Teehausoptik erinnert, wobei insgesamt bei der Gestaltung verschiedene Stilrichtungen auf zeitgemäße Art interpretiert werden. Der Holzoden und das Mobiliar sind aus Eiche, die jedoch keine Schwere und viel eher Leichtlebigkeit ausstrahlen.

Mitbetreiber und Chefbarkeeper Christian Weber sieht das Sullivan als „klassische Bar“, wobei er dabei wohl mehr das Sortiment im Auge hat. Genau genommen basiert das Lokal auf einer gewissen traditionellen Barkultur, setzt diese aber optisch und inhaltlich zeitgemäß um. Viele Bars haben beispielsweise bislang das Weinangebot viel zu sehr vernachlässigt und denken, mit Cocktails und Drinks sei es getan. Im Sullivan werden aber neben einer ordentlichen Champagnerauswahl (25 Marken) auch gute Weine offeriert – vor allem vom toskanischen Weingut Tomilaia & Friends, das Co-Partner Tom Bock bereits erfolgreich in seinem Lokal und Flagship Store A Casa di Tomilaia in Sachsenhausen eingeführt hat und nun in die Innenstadt erweitert. Die Weinpreise im Sullivan sind, gemessen an der Qualität, mit 4 und 6 Euro (Weißwein, Rotwein 0,1l) akzeptabel. Beim Champagner gibt es den großartigen Salon „S“, bei den glasweise Ausgeschenkten aber auch leichter bezahlbare (9 und 11 €, 0,1l). Longdrinks 8 €, Cocktails 9,50 – 12.50 €, Softdrinks 2,80 €, Espresso 1,90 €, Cappuccino 2,80 €. Der Kaffee von Mokaflor (80% Arabica) ist ausgezeichnet. Betreiber des neuen Sullivan sind Tim Plasse, Jurek Wiekilow und Christian Weber, Partner in Wine ist Tom Bock.

Die durchgängig geltende Speisekarte möchte klein und cool bleiben, mit Sandwichs, wie man sie aus dem Delicut am Frankfurter Flughafen kennt, zu denen auch die mit Pastrami gehören. Gedacht ist an bestimmten Tagen auch an eine „Raw Bar“ mit Seafood und Austern. Chefbarkeeper Christian Weber, dessen Frau Stephanie die obere Raucherbar führt, glaubt mit dem neuen Sullivan alle Gästegruppen anzusprechen, nicht aber unbedingt das Publikum aus den nahen Discotheken, vor allem nicht nach deren Besuch. Er sieht auf die Bar einen großen Anteil an weiblichen Gästen zukommen, was den männlichen gefallen dürfte. Einen Türsteher will man nicht, setzt aber am Eingang nach amerikanischer Sitte einen Host ein, der die Gäste empfängt und begleitet.

LF

 

Sullivan, Frankfurt, Kaiserstr. 12, vorerst bis Montag 10. September ab 17 Uhr, danach täglich 11.30 – 1 Uhr, freitags und samstags 2 Uhr. Tel. 069 92 88 49 00. www.sullivan-bar.de

Photo Credit: Barbara Fienhold

 

 

 

 

 

 

 




Ein neuer Gastro-Komet im Rheingau?

Das legendäre Graue Haus

könnte wieder als Lokal

eröffnet werden

 

Von Ludwig Fienhold

 

Was gab es einst Schöneres als das Graue Haus im Rheingau, das Restaurant in Deutschlands wohl ältestem Steinhaus? In diesem würdevollen, zwischen heiter und melancholisch changierendem Anwesen am Fuße der Weinberge in Oestrich-Winkel, spürte man die Seele des Rheingaus. Dort traf ich zum letzten Mal Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, diesen so pointierten, zu ehrbewussten und tragischen Gutsherren von Schloss Vollrads, der sich auf einer Bank im Weinberg aus dieser Welt schoss. Ihm gehörte auch das Graue Haus, das einst Stammsitz der Familie von Greiffenclau war –  erbaut 850 und von Weinlaub wie ein mythischer Faun umgrünt. Bewirtschaftet wurde es knapp 15 Jahre lang von dem emotional und handwerklich feinfühligen Egbert Engelhardt, dessen hochwertige Landhausküche mit Milchlammkeule in Zitronen-Thymian-Sauce, gebratenem Zicklein, einem immer noch seltenen Färsenrückensteak und dem famosen Sauerampfer-Dickmilch-Sorbet auf Rhabarbersauce unvergessen ist. Auf der Weinbergsterrasse war einem ganz lyrisch zumute, von Tisch elf im Haus selbst hatte man einen dramatisch schönen Blick über die Rheinauen.

Gutsausschank Im Baiken

Egbert Engelhardt führte das Restaurant gemeinsam mit seiner Frau Christa bis 1997. Das kurze Gastspiel von Ralf Zacherl danach, einem heutigen Fernsehkoch, blieb ohne Spuren. Nach dem Abschied von Greiffenclau im August 1997 verwaiste das Graue Haus und war nurmehr eine tote Immobilie. Inzwischen wurde das Graue Haus von dem Unternehmer Kurt Simon gekauft, der es wiederbeleben möchte. Da das historische Gebäude unter Denkmalschutz steht, muss jeder Handgriff mit den Behörden abgesprochen werden. Diesen sei geraten, den neuen Besitzer zu unterstützen, denn bislang war das Graue Haus ohne ihn ja regelrecht der Verwahrlosung ausgeliefert. Durch dieses einzigartige Haus hätte der Rheingau durchaus eine Legitimation als Weltkulturerbe aufgenommen zu werden. Es wäre aber auch so eine schöne und leise Sensation, wenn es gelänge, aus dem Grauen Haus wieder eine besondere Stätte der Gastlichkeit zu machen.

Der Gastronom Egbert Engelhardt ist in all den Jahren seinem Stil treu geblieben. Er steht zwar nicht mehr selbst so oft am Herd, führt aber als Spiritus Rector unter anderem drei zwingend lohnenswerte Ziele im Rheingau: Gutsausschank im Baiken und Anleger 511 in Eltville sowie Schwarzes Häuschen in Hattenheim. Sauerampfer setzt er übrigens wie in alten Zeiten immer noch gerne und gut ein.

Im Baiken

In der Weinlage Baiken hält man einen Logenplatz im Rheingau. Man lässt den Blick spazieren gehen und liest zwischen den Rebzeilen. Dieser Ort führt einen unmittelbar zum bloßen Dasein. Dösen mit Genuss. Geschmorte Lammstelze, Filet vom Jungschwein, Wildbratwurst. Und dann diese saftige, würzige, pralle, sexy Frikadelle, diese Marilyn Monroe unter den Klopsen. Man schwelgt und wird erst wieder durch das nächste Glas Riesling von Servicechefin Eva Förster geweckt. Sie darf das, denn ihr herzhaftes Lachen passt zur Frikadelle.

Im Schwarzen Häuschen in der berühmten Steinberglage von Kloster Eberbach wächst man als Gast geradezu mit dem Wein zusammen. Die Atmosphäre ist so beseelend, dass man sogar mit Menschen ins Gespräch kommt, die man sonst wahrscheinlich übersehen würde. Das Weinbergshäuschen selbst ist kleiner als die Toilette im Tantris.

Während die Gäste auf langen Bänken mitten im Weinberg sitzen, drängen sich die Servicemitarbeiter im Schwarzen Häuschen, wo alles gelagert wird. Man darf deshalb keine richtige Küche erwarten, die Vesperplatte und der Ochsenmaulsalat im Gläschen sind aber gut genug, zumal die grandiose Aussicht kaum Ablenkungen zulässt. Der Steinberg ist eine der wertvollsten Lagen der Welt, die 30 Hektar gehören ganz dem Riesling. Die Mauer wurde im 18. Jahrhundert zum Schutz vor Traubendieben gebaut und schirmt jetzt vor Kaltluft ab.

Anleger 511

Der Anleger 511 bringt den Gast zwar auch an genau den Rheinkilometer 511, vor allem aber in eine andere Welt. Dieses historische Kleinod wurde so nah ans Wasser gebaut, dass man sich wie auf einem Schiff fühlt. Die Servicemitarbeiter tragen auf ihren Shirts auch den Titel „Crew“. Rheingauer Weine und selbst Champagner sind so preiswert, dass man sich vor dem Ertrinken schützen muss. Es gibt viele gute Gerichte auf der kleinen Karte. Die mit frisch gemahlenen Gewürzen und Gartenkräutern abgerundete Bratwurst ist ein saftig-würziger Naturbursche ohne künstliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker. Irgendwann ist Zeit zu gehen, meist später. Wenn man dann davonzieht, hat man das Gefühl, das einem irgendwer zurückwinkt.

Selbst nach vielen Stunden Rheingau fällt der Abschied schwer. Es gilt, was einst auf meinem Grabstein stehen soll: Ich wäre noch gern auf ein Glas geblieben.

 

Gutsauschank Baiken, Eltville, Wiesweg 86, Tel. 06123 900345. Geöffnet April bis Oktober: Di-Fr ab 17.00 Uhr · Sa ab 15.00 Uhr · So und feiertags ab 11.30 Uhr. November bis März: Do-Sa ab 17.00 Uhr · So und feiertags ab 11.30 Uhr Februar – Urlaub.

Anleger 511, Eltville, Platz von Montrichard 2, Tel. 06123 689168. Geöffnet Montag bis Freitag 12 – 22 Uhr, Samstag und Sonntag 10 – 22 Uhr.

Schwarzes Häuschen,  Domäne Steinberg, Eltville, zwischen Kloster Eberbach und Hattenhein. Freitag ab 14 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen ab 11 Uhr. Geöffnet je nach Wetter zwischen März und Oktober.  Die abendlichen Schließzeiten richten sich nach der Witterung. Informationen beim Betreiber des Schwarzen Häuschens, der 11. Generation GmbH Tel. 0611 17 43 7-18

 

Bild oben rechts: Graues Haus in Oestrich-Winkel (Archiv), alle anderen Bilder Barbara Fienhold




Aufgegabelt

Cappuccino & Manieren & Goethe & Gerbermühle

 

Auch in Frankfurter Hotels liegen für deren Gäste Heftchen bereit, die Informationen über Restaurants, Shopping und Kultur anbieten. Informationen? Es sind Werbebroschüren mit einer Ansammlung von Plattitüden. Bei der Auswahl der genannten Lokale sind keine Kriterien ersichtlich, der platten PR-Sprache nach liegen keinerlei journalistischen Hintergründe nahe. Da werden, rawülps, das Kellerloch Zenzakan und der Ivory Club empfohlen, als ob wir in Frankfurt nicht richtige gute Lokale hätten. Über das Gasthaus Zum Storch am Dom heißt es, schon Goethe habe dort die Frankfurter Küche genossen – wo ist das aber überliefert?  Goethe muss ja für vieles herhalten und hat angeblich so ziemlich alle Lokale Frankfurts besucht. Verantwortlich für diese Touristen-Verhöhnung ist eine Münchner Gesellschaft, was vieles erklärt, aber nichts entschuldigt.

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Die schreckliche Angewohnheit, den Cappuccino mit Schokoladenpulver on top zu servieren, greift immer mehr um sich, sogar beim Italiener hat man diese deutsche Unsitte übernommen. Man muss heute bei der Bestellung eigens dazu sagen, dass man so etwas nicht wünscht, sonst gibt es garantiert den Schokoschock. Stets kämpfen muss man auch um kleine Tassen und Gläser, beim Kaffee, beim Apfelwein und bei Softdrinks. Der Service bringt grundsätzliche die große Version. Einfach nur lästig. Lokale mit diesem Gehabe fordern zu einem Boykott heraus.

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Die Formulierung „Hat´s geschmeckt, der Herr?“ wirkt heute selbst in Grandhotels aufgesetzt, in Gasthäusern und Szenelokalen aber völlig lächerlich. Also bitte, verzichtet auf solche Service-Platitüden. Vor allem auch deshalb, weil wir gerade dann umso mehr merken, dass der Kellner damit seine Manieren aufzuwerten gedenkt, die er eigentlich gar nicht hat.

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Die Frankfurter Gerbermühle ist ein beliebter Treffpunkt. Viele suchen hier immer noch nach Spuren von Goethe, werden diese aber nicht mehr finden.  Ein Bratkartoffelverhältnis werden wir hier  nicht aufbauen, so lange diese nicht ordentlich gemacht werden und weder frisch noch knusprig schmecken. Das Schnitzel war längst nicht perfekt, aber noch akzeptabel, bei dem Preis von 22,90 € auch mindestens zu erwarten. Die Frankfurter Grüne Soße ist richtig gut.

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Der Fiesschmecker & Gastro News

Fiesschmecker

 

Alles im Leben ist Streit um Geschmack. Sagt unser Hausphilosoph Friedrich Nietzsche. Man muss nur wissen, mit wem man über Geschmack streiten will. Mitunter lohnt es sich, oft aber nicht. Die illustrierte Zeitschrift „Der Feinschmecker“ wählt in ihrem neuen Restaurantführer die 800 besten Restaurants Deutschland. Dass auf Platz 1 in Frankfurt das Restaurant Francais im Frankfurter Hof ist, erscheint bereits wenig überlegt, ist aber immerhin nicht ganz peinlich. Sonst geht es zu, als habe der wahnsinnig demokratische „Marcellino´s“ jedwede Gäste und kein Fachpersonal testen lassen. Das wahrscheinlich ungewöhnlichste Restaurant der Stadt und dessen im besten Wort eigensinnigen Gerichte, Villa Merton, sind dem Feinschmecker nur zwei „F“ wert (von 5 möglichen). Und damit so viel wie für das unterirdische Zenzakan und das in einer ganz anderen Liga spielende Döpfner´s im Maingau. Selbst die rustikale Werkskantine von Exenberger, der bloß wichtigtuerische Ivory Club und das vorgestrige Gargantua sollen angeblich ähnlich oder genau so gut sein, wie die phantasievolle Villa Merton. Warum das feudale Restaurant Opéra in der Alten Oper und das kunstsinnige Museumslokal Emma Metzler unter der Rubrik „Szenelokale“ laufen, erscheint ebenso unsinnig, wie das Fehlen des Restaurants Max on One im Hotel Jumeirah mit dem hochsoliden Küchenchef Martin Steiner.

 

Lindenberg-Essen

 

Kimberley Unser in der Lindenberg-Küche

 

Das neue Hotel Lindenberg in Frankfurt serviert jetzt jeden  Sonntag sein „Frühstücksmittagsessen“, bei dem es ausdrücklich erwünscht ist, dass sich Hotelgäste und Frankfurter zusammenfinden. In der schönen Küche mit Terrassenanschluss sind Kimberley Unser und ihr Team vom Seven Swans am Werk. Das Frühstück beginnt um 11 Uhr und kostet 21 € pro Person, ohne Getränke, dafür zum Immerwiedernachladen. Diese etwas andere Art zu Brunchen soll zu einer festen Einrichtung werden. Das Hotel bittet um vorherige Anmeldung.

Lindenberg, Frankfurt, Rückertstr. 47, Tel. 069 430 591 530. www.das-lindenberg.de

 

 

 

 

Schlau geleckt: Eis-Universität

Und erstes Eismuseum der Welt

In Anzola Emilia, einem kleinen Ort in der Nähe von Bologna, hat der italienische Eismaschinen-Hersteller Carpigiani anseiner Produktionsstätte ein 1.000 Quadratmeter großes „Museo del Gelato“ eingerichtet. Diese neue Sehenswürdigkeit öffnet pünktlich zum traditionellen „Wine Food Festival“  (27.- 29. September) seine Pforten.Während des Festivals sind mehr als 40 kulinarischen Events zu erleben. Im Eis-Museum erwarten die Besucher 200 Maschinen und Geräte, die man für die Zubereitung  benötigt. Über 10.000 Fotografien und verschiedene Rezepte nehmen die Gelati-Fans mit auf eine kulinarische Reise bis ins 18. Jahrhundert. Das Eismuseum ist von Montag bis Samstag geöffnet, der Eintritt kostenlos.

Für alle, die noch mehr über das eiskalte Vergnügen erfahren möchten, lohnt sich ein Besuch in der angeschlossenen Eis-Universität. Hier können Kurse zur Eiszubereitung belegt werden, in denen die Teilnehmer alles über die perfekte Konsistenz und die richtigen Zutaten erfahren. Sehr begehrt ist auch der dreitägige Grundkurs für „Gelatieri“, in dem die „Lehrlinge“ erfahren, wie das perfekt zubereitete italienische Eis schmecken muss. Dieser Kurs wird in deutscher, englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache angeboten.

www.gelatouniversity.com