Des Kaisers neues Lokal | BISS

Des Kaisers neues Lokal

Moloko im Kunstverein

 
Von Ludwig Fienhold

Zum Römerberg ging auch der Kaiser zu Fuß hin. Der Krönungsweg vom Dom zum Rathaus war indes keine Prachtstraße, sondern ein Schmuddelweg, der zu den Feierlichkeiten mit stoffbedeckten Holzplanken ausgelegt wurde, um die majestätischen Schuhe zu schützen. Dieser historische Krönungsweg wird nun im Zuge des Wiederaufbaus der Frankfurter Altstadt zu neuem Leben erweckt und soll den Einheimischen und den Touristen gleichermaßen die Bedeutung dieser mit Geschichte gepflasterten Gasse bewusst machen. Genau an diesem Krönungsweg liegt das Steinerne Haus mit dem Kunstverein, dessen Gastronomie bislang ohne Fortune war.  Jetzt sollen die Betreiber des nahen Szenelokals Moloko das schlichte Lokal aufmöbeln.
 
 

Gastronomie im Steinernen Haus

Der Standort ist erstklassig und wird nach der Errichtung der neuen Altstadthäuser in drei Jahren zur 1 A-Lage. Dies haben allerdings viele Frankfurter und vor allem die bislang dort arbeitenden Gastronomen noch nicht erkannt. Der gastronomisch unerfahrene Leiter des Kunstvereins Holger Kube Ventura wählte in den letzten Jahren nicht gerade mit Geschick die Kandidaten für sein Haus aus. Das Lokal wurde ohne Unterbrechung ideenarm und vor allem unprofessionell geführt. Dass konzessionell keine eigene Küche existiert und Speisen nur aufgewärmt oder an anderer Stelle gekocht und vorbereitet werden müssen, ist zwar eine Limitierung, aber kein hinreichender Grund für schlappe Leistungen. Die Adresse wurde jedenfalls weit unter Wert verkauft und nie zu dem gemacht, was sie eigentlich sein könnte: Ein Aushängeschild für Frankfurt und die Region.

 
 
 
 
Das Café im Kunstverein hat heute den letzten Tag geöffnet und wird dann bis zum April wegen Renovierungsarbeiten geschlossen sein. Die Umbauarbeiten betreffen vor allem den Eingang, der nun endlich an der richtigen Stelle installiert werden soll. Bislang liefen viele an dem Lokal vorbei, weil sie die schmale Eingangstür nicht entdeckten oder dem Lokal nicht zuordnen konnten, weil diese im Grunde zunächst Zutritt zum Kunstverein verschafft. Außerdem war das Lokal auch nicht unbedingt als ein öffentliches zu erkennen und wirkte eher wie die Kantine des Kunstvereins. Das arg handgestrickte Innenleben erschien als Mischung aus Mensa, Krabbelstube und Hörsaal. Ein zumeist pflegeleichtes Publikum wurde von einem entschleunigten Service betreut, das klägliche Angebot an Essen und Trinken ließen kaum anspruchsvolle Gäste zu. Das ist – vielleicht – Schnee von gestern. Niemand glaubt, dass aus der Gastronomie im Kunstverein ein Gourmettempel werden kann.  Aber Engagement und Professionalität darf man als zahlender Gast schon erwarten. Auch das lieblos gestückelte Inventar wird hoffentlich nicht weiter das Auge beleidigen.
 
 
 
 
 
 
 
Steinernes Haus historisch
Das Moloko, das vor zehn Jahren von den Designern Eve Merceron und Niels Lehne sowie dem Musiker Thomas Carstanjen gegründet wurde und weiter bestehen bleiben wird, ist zumindest überlegt und individuell gestaltet. Zudem besitzt es mit seinem Retro-Design ein durchgängiges stilprägendes Thema. Man kann also bei der neuen Gastronomie im Kunstverein auf ein originelleres Dekor hoffen. Ein vor allem qualitätsorientertes Angebot an Speisen und Getränken ist ebenfalls vonnöten und steht ganz oben bei den Anforderungen. Die überfälligen längeren Öffnungszeiten werden künftig auch abends mehr Gäste in den Kunstverein bringen, denn bei vielen fängt das Leben ja erst ab 19 Uhr an. Entscheidend zur Belebung wird außerdem die neue große Eingangstür an der Frontseite beitragen, an der man nicht mehr so achtlos vorbeigehen dürfte. Die Voraussetzungen für einen Neustart im Mai sind also denkbar günstig. Jetzt muss das Moloko-Team zeigen, dass es die künftige 1 A-Lage auch mit entsprechenden Leistungen bedienen kann.
 
 
Steinernes Haus am Römerberg
Markt 44

Photocredit: Stadtarchiv

 
 
 
 
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