Von Kaschemmen & Nobelherbergen | BISS

Kategorie | Aktuelles, Februar 2013

Von Kaschemmen & Nobelherbergen

Frankfurt Römerberg mit Dom

Die schönen alten Seiten und Zeiten von Frankfurt

 

Wir warten auf die wenigsten Bücher, dieses hier aber heißen wir herzlich willkommen: Der Band über die die geschichtlich spannende, mitreißend lebendige und optisch famose Hotellerie und Gastronomie im alten Frankfurt bietet ebenso informative wie unterhaltsame Geschichten, die es so in dieser Form bislang nicht gab. Frankfurt hatte bereits im Mittelalter mehr Hotels und Restaurants zu bieten als die meisten Städte in Deutschland. Der Philosoph Arthur Schopenhauer schätzte Frankfurt wegen seiner guten Cafés, der französischer Schriftsteller Victor Hugo liebte die Metzger-Schirne zwischen Dom und Römer als den „gefräßigen Bauch“ der Stadt.  

Die Gaststätte Heyland auf dem Römerberg zählte zu den bekanntesten Lokalen Frankfurts

Die Gaststätte Heyland auf dem Römerberg zählte zu den bekanntesten Lokalen Frankfurt

Einen in jeder Hinsicht illustren Ausflug in die Gastronomiegeschichte der Mainmetropole unternimmt Helmut Nordmeyer, Leiter der Abteilung Sammlungen des Instituts für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main, mit seinem Buch über die Kaschemmen & Nobelherbergen der Stadt. Er gibt anhand von 252 sachkundig kommentierten Bildern aus den Beständen des Instituts einen vielseitigen Einblick in die Gastronomieszene vom 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die bereits im Mittelalter viel besuchte Messe- und Krönungsstadt gehörte in dieser Zeit zu den deutschen Städten mit der größten Dichte an Hotels und Gaststätten. Diese erlebt der Leser bei einem faszinierenden Bummel durch die verwinkelte Altstadt mit ihren vielen Speisehäusern und kleinen Weinwirtschaften, beim Besuch der eleganten Hotels am Roßmarkt oder am Hauptbahnhof, in den Apfelweinwirtschaften in Sachsenhausen, Bornheim oder Seckbach. Dieser Bildband erscheint begleitend zur gleichnamigen Ausstellung im Karmeliterkloster und unternimmt nicht nur einen Ausflug in die Gastronomiegeschichte Frankfurts, sondern auch einen spannenden Spaziergang durch die alte, noch unzerstörte Stadt.

 

Das Café an der Hauptwache ist heute noch so wiederzuerkennen

Das Café an der Hauptwache ist heute noch so wiederzuerkennen

Der Rundgang durch die Alt-Frankfurter Gastronomieszene beginnt am Mainufer, wo attraktiv gelegene Gaststätten wie die „Mainterrassen“ oder das Restaurantschiff „Elsa“ einheimische Ausflügler und Touristen empfingen. Beim Bummel durch die verwinkelten Gässchen der Altstadt kommt der Leser vorbei an der „Binger Weinstube“, wirft einen Blick auf das „Roseneck“ oder stärkt sich im Grilllokal „Zum Katharinenpförtchen“. Auf dem Römerberg besucht er die Apfelweinwirtschaft „Heyland“ und kehrt in die bekannte Restauration „Schwarzer Stern“ ein. Im Bahnhofsviertel erwarteten den Leser mondäne Hotels wie das „Bristol“ oder das „Carlton“. Das vielfältige Gaststättengewerbe in der Innenstadt und im Anlagenring dokumentieren Aufnahmen des „Café Hauptwache“ oder des „Englischen Hofs“ am Roßmarkt. In Wirtschaften wie dem „Kaiserkeller“ oder den „Drei Hasen“ verbrachten die Frankfurter manch beschwingten Abend. Das Palmengartengesellschaftshaus im Westend öffnete seine Türen für Konzerte oder fröhliche Tanzabende. In Sachsenhausen luden die Apfelweinwirtschaften „Zur Wanne“, „Zum Rieweloch“ oder das „Lorsbacher Thal“ zum geselligen Zusammensein ein. In den Vororten kümmerten sich Restaurationen wie die „Weiße Lilie“ in Bornheim oder das Wein-Café „Stadt Bockenheim“ um das leibliche Wohl der Einheimischen und Besucher.

 

 

 

Der Kristallpalast in der Großen Gallusstraße 12 war ein Varieté mit Vergnügungssaal

Der Kristallpalast in der Großen Gallusstraße 12 war ein Varieté mit Vergnügungssaal

Der Autor: Helmut Nordmeyer arbeitet seit 1988 am Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster. Seit 2004 leitet er dort die Abteilung Sammlungen. Als Autor und Co-Autor zeichnete er in den vergangenen zwanzig Jahren für zahlreiche Bildbände und Ausstellungen mit historischen Fotos von Frankfurt verantwortlich. Aus seiner Feder stammen darüber hinaus etliche Publikationen zu stadtgeschichtlichen Themen. Nordmeyer ist Mitglied der Gesellschaft für Frankfurter Geschichte. Das Institut für Stadtgeschichte gehört zu den bedeutendsten deutschen Kommunalarchiven. Seine Bestände reichen zurück bis ins 9. Jahrhundert und übertreffen an Umfang und Bedeutung die der meisten kommunalen Archive in Deutschland.

Im Café Rumpelmayer im Fürstenhof an der Gallusanlage trafen sich viele Schauspieler und Theaterkritiker

Im Café Rumpelmayer im Fürstenhof an der Gallusanlage trafen sich viele Schauspieler und Theaterkritiker

Die Ausstellung „Von Kaschemmen & Nobelherbergen“ ist bis 23. Juni, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr, in der Münzgasse 9 zu sehen. Die parallel zur Ausstellung im Sutton-Verlag (ISBN 978-3-95400-125-5) erschiene, gleichnamige 160-seitige Publikation mit 252 Abbildungen ist im Karmeliterkloster oder im Buchhandel für 24,95 Euro erhältlich. Weitere Informationen unter www.stadtgeschichte-frankfurt.de

 

 

Apfelweinrevier Alt-Sachsenhauen mit Gaststätte Rieweloch

Apfelweinrevier Alt-Sachsenhauen mit Gaststätte Rieweloch

 

 

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