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Top & Flop

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Am Frankfurter Mainufer

 

Die Kunst-Kantine

96 Commissary

 

Die Location mit der großen Sommerterrasse am nördlichen Frankfurter Mainufer macht Spaß. Schade, dass sie als Pop-up- Restaurant nur noch bis zum 9. Oktober geöffnet hat. Das alte Degussa-Areal, zu dem diese Adresse gehört, wird bereits abgerissen.

Man sollte jedenfalls die letzten Wochen noch für einen Besuch nutzen. Das Lokal 96 Commissary ist Teil einer Schau des Museums für Moderne Kunst und wurde im amüsanten Loft-Look mit Retro-Elementen eingerichtet. Man sitzt innen wie außen auf langen Holzbänken, wie in einem traditionellen Frankfurter Apfelweinlokal, nur dass hier alles in einem anderen Kontext steht. Das jetzige Lokal war einst die Kantine des Firmenriesen Degussa und sieht nun selbstredend viel unterhaltsamer aus. Es gibt zu Zwergenpreisen Frankfurter Gassenhauer à la Tafelspitz mit Grüner Soße und Handkäs´mit Musik, aber auch leichte Kost wie Odenwald-Saibling mit Kresse sowie Salat mit Pulpo. Tadellos. Passable Weine stehen neben interessanten Szene-Drinks: Blossumflush, ein Bio-Kräuteraufguss aus Nanaminze, Hibiskusblüten, Rooibos, Silberlindenblüten, Agave, Pflaume. Oder Lemoncrazy mit Kaffir-Limettenblättern, Zitronengras, Zitronenmelisse, Zitronenthymian, Nanaminze, Agave und Limette.

Tobias Rehberger entwarf vor rund zehn Jahren die Installation Mailand, Moskau, Dubai, Singapur, Tokio als Kantine für die frühere Dresdner Bank Zentrale in Frankfurt. Die Sitzgruppen sind nach verschiedenen Städten benannt und entsprechend gestaltet. Ihre Beleuchtung richtet sich nach den Lichtverhältnissen am jeweiligen Ort in der Ferne. Rehbergers Installation gehört seit kurzem als Dauerleihgabe der Commerzbank zur Sammlung des Museums für Moderne Kunst und wurde wegen der Jubiläumsausstellung erstmals wieder aufgebaut. Ata Macias, Chef des Lokals Club Michel, der Bar Plank und des House Clubs Robert Johnson, sorgt zusammen mit Simon Horn, Koch und Betreiber des Restaurants Blumen und des Restaurants Seven Swans, in Rehbergers Installation für den neuen Kantinenbetrieb. Seit dem 19. Juni und noch bis zum 9. Oktober – also für genau 96 Tage – bietet man Kaffee, selbstgebackene Kuchen und nette Tellergerichte an. MMK After-Work-Partys, Kunstfilmkino und andere Veranstaltungen finden hier ebenfalls statt. Da man sich die verwirrenden Öffnungszeiten unmöglich merken kann, hier noch einmal alle relevanten Hinweise: 

 
Daumen Hoch

Well Done

Adresse & Öffnungszeiten 
96 Commissary befindet sich am Mainkai 3 mit Zugang über die Alte Mainzer Gasse und ist während der regulären Ausstellungszeiten geöffnet. Dienstag bis Sonntag 12 – 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, Montag geschlossen. www.mmk-frankfurt.de/de/info/cafeteria-auf-dem-maintor-areal 

Reservierungen
Abends ist das Café nach Vereinbarung geöffnet.
Reservierungen unter  info@clubmichel.de
oder telefonisch 069 21 02 88 81

Club Michel im 96 Commissary:
Donnerstags findet von 20 – 24 Uhr im Commissary 96 Club Michel für angemeldete Gäste statt. Anmelden kann man sich, indem man den Newsletter unter www.clubmichel.net bestellt

Open Kitchen am Freitag
Open Kitchen ist für jedermann und ohne Anmeldung bereits ab 19 Uhr geöffnet.

Museumsuferfest

Das Mainufer geht baden

Am Frankfurter Mainufer geschehen seltsame Dinge. Am Wochenende sind ganz andere Jogger als sonst unterwegs, jedenfalls sieht man nicht alle Tage Stadtstreicher, Magersüchtige und Verschleierte beim Joggen. Früher waren hier auch selten Raucher unterwegs, doch seit sie aus den Lokalen vertrieben wurden, qualmen sie die grünen Lungen voll. Beim Restaurant Nizza hat man nichts dazugelernt und vernachlässigt den im Grunde schönen Garten – die Saison wurde mit Nichtstun verschenkt. Kein schöner Anblick ist außerdem das Hotel Interconti, das sich hoch über dem Mainufer erhebt. Es sieht seit Jahren aus wie ein trüber Bau in Taschkent kurz vor der Sprengung. Dem faden Betonklotz würde ein Eimer Farbe gut tun. Selbst Graffiti-Sprayer könnten daraus noch etwas machen. Das Mainufer ist noch immer nicht im Fluss und könnte sich weit schöner präsentieren.

Hotel Intercontinental

Das Museumsuferfest ist eine Proleten-Show geworden, mit Ballermann-Musik und Food To Go Away. Die Stadt Frankfurt zeigt einmal mehr Masse als Klasse – und schielt nur aufs Geld, statt auf die Qualität. Die gab es dort in den ersten drei Jahren, als die Kultur noch im Mittelpunkt stand, sich selbst Spitzengastronomen wie Franz Keller von der Adlerwirtschaft aus dem Rheingau am Fest mit einem Stand beteiligten und man unbehelligt, ungerempelt und ungeduzt durch das Museumsuferfest kam. Jetzt schieben sich nur noch die Massen auf beiden Seiten des Mains quälend zäh voran, begleitend von dumpfer und stampfender Musik. Hunderttausende Besucher und Aussteller mit schwerem Gerät und Lieferwagen hinterlassen zudem verbrannte Erde und verwandeln die grünen Mainauen innerhalb von drei Tagen in einen Haufen braunen Matsch, den das Grünflächenamt wieder auf Kosten der steuerzahlenden Bürger in mühevoller Arbeit revitalisieren muss. So geht das Mainufer baden.

Daumen runter

Bloody Hell!

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