Das Hotel Oriental Bangkok und die Flut | BISS

Das Hotel Oriental Bangkok und die Flut

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Ausnahmezustand

auch für Hotels & Reisende

 

Vorerst steht vielen Hotels in Bangkok das Wasser nur bildlich bis zum Hals, doch das könnte schnell zur Wahrheit werden. Gerade die am immer höher ansteigenden Chao Phraya River gelegenen Luxusherbergen Mandarin Oriental, Peninsula, Shangri-la, Hilton Millennium und Royal Orchid Sheraton müssen sich besonders wappnen. Mit Sandsäcken und Wasserpumpen sind längst alle von ihnen ausgerüstet, doch wird dies reichen? Hotels und Reisende bangen. Die 12-Millionen-Metropole Bangkok hat gerade die letzten Jahre viele kritische Phasen mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen erlebt, die auch der Tourismusindustrie und den Hotels sehr schadeten. Die jetzige Flut bedeutet auch wieder Ebbe in der Kasse.

Hotel Oriental Bangkok

Auf der Internetseite sieht man noch lächelnde Gäste auf der festlich illuminierten Terrasse am Oriental in Bangkok sitzen. So heiter geht es dort schon längst nicht mehr zu, denn The Verandah am Chao Phraya River ist gesperrt. Da auch der Fährverkehr eingestellt wurde, gibt es für die Hotelgäste keinen Weg mehr zu dem auf der anderen Seite gelegenen Spa und dem sehr beliebten traditionellen Thai-Restaurant Sala Rim Naam. Trotz der angespannten Lage ist man zuversichtlich und hat das Hotel mit einem Schutzwall umgeben. Bei Telefongesprächen mit Hotelmitarbeitern wurde uns bestätigt, dass es derzeit noch eine Verbindung zwischen dem internationalen Flughafen und dem Hotel Oriental geben würde, was sich jedoch stündlich ändern könne. Der seit 2009 im Oriental Bangkok als General Manager tätige Jan Goessing sieht sich angesichts der höchst prekären und arbeitsintensiven Situation außerstande, Interviews zum Geschehen zu geben. Wie dennoch zu erfahren war, herrscht in Bangkok zwar allgemeines Fluchtverhalten, doch befinden sich noch Gäste im Hotel, die sich dort offenbar sicher schätzen. An Lebensmitteln scheint es trotz allgemeiner Nachschubprobleme nicht zu mangeln, alle Gäste können ausreichend versorgt werden, selbst wenn der Ausnahmezustand, wie von der Regierung prophezeit, vier Wochen dauern sollte. Das Hotel hat 358 Zimmer und 35 Suiten mit Blick auf den Fluss oder in den Garten. Es gibt zehn Restaurants, viele davon mit Terrasse am Fluss. Hotels in Bangkok, die so nah am Wasser liegen wie das Oriental, sollten sich vielleicht mit den neuen Quick-Dämmen eindecken, mit der beispielsweise die Frankfurter Feuerwehr sehr schnell und erfolgreich den überlaufenden Main in Schach halten und ein Überfluten der Altstadt verhinderten konnte.

Hotel Oriental am Chao Phraya River

Ein Drittel Thailands steht unter Wasser. Die thailändischen Reiseagenturen melden einen Rückgang der Buchungen um 70 Prozent, das Tourismus-Ministerium rechnet mit bis zu einer Million ausbleibender Feriengäste. Gewiss sind zuerst die bislang knapp 400 Toten zu beklagen, doch auch sonst bedeutet eine solche Katastrophe für viele Überlebende den Verlust der Existenz. Vom kleinen Thai-Imbiss bis zum Luxushotel ist ganz Bangkok betroffen. Die meisten Hotels bereiten sich auf ähnliche Weise vor: Schutz mit Sandsäcken, PVC-Platten und Silikonabdichtungen, Verlagerung wichtiger Einrichtungen von unten in die höheren Geschosse, Lagerung von Vorräten in Veranstaltungsräumen. Die Hotels verzeichnen durchweg einen dramatischen Rückgang der Buchungen, wobei nicht nur die Feriengäste ausbleiben, sondern auch Geschäftsreisende aus dem eigenen Land und anderen asiatischen Destinationen.

Momentan ist der regionale Flughafen gesperrt, während der internationale Airport Suvarnabhumi noch als funktionsfähig gilt. Doch liegt dieser in einem von Kanälen umgebenen Sumpfgebiet und muss ebenfalls als problematische Gefahrenzone gesehen werden. Derzeit wollen mehr Menschen Bangkok verlassen als dorthin reisen. Der Flugverkehr wird aufrecht erhalten, doch geschieht auch dies mit logistischen Änderungen. Die Lufthansa beispielsweise steuert als Crewhotel nicht mehr das Sofitel an der zentralen Silom Road an, weil die Zufahrtswege kaum mehr befahrbar sind, und lässt nun im besser zugänglichen Grand Four Wings im Norden nahe des Flughafens logieren. Reisenden wird ohnehin von einem Flug nach Bangkok abgeraten. Selbst, wenn man ankommt, muss man sich einen Weg durch Wasser und Staus bahnen. Während die Hotels in Bangkok und den anderen überfluteten Gebieten zu kämpfen haben, profitieren die im trocknen Süden von der Lage. Die Hotels in Pattaya, Phuket, Hua Hin und auch Kho Samui sind so gut wie ausgebucht.

Ludwig Fienhold

 

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